Der Artikel sieht Beratungen mit den Verbündeten vor, wenn sich ein NATO-Staat von außen gefährdet sieht. Unterdessen wies Moskau die Vorwürfe zurück, für den Drohnen-Einflug verantwortlich zu sein. Die Drohnen seien aus der Ukraine gekommen, sagte der russische Geschäftsträger in Warschau, Andrej Ordasch.
Russland lehnt Stellungnahme ab
"Wir wissen eines: Diese Drohnen flogen aus Richtung der Ukraine", erklärte Ordasch laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA. Das russische Präsidialamt lehnte eine Stellungnahme ab. Dies sei eine Angelegenheit des Verteidigungsministeriums, erklärte der Kreml. In der Nacht auf Mittwoch hatte Polen Drohnen über seinem Staatsgebiet abgeschossen. Nach Angaben des Innenministeriums in Warschau wurden bisher sieben Drohnen sowie Trümmerteile einer Rakete sichergestellt.
Tusk: "Erwarten deutlich mehr Unterstützung"
"Wir erwarten deutlich mehr Unterstützung bei der Verteidigung des polnischen Luftraums", betonte Tusk. Diese Provokation überschreite die bisherigen Grenzen. Dass Polen nach dem Vorfall um militärische Unterstützung der Allianz nach Artikel 5 bittet, galt als sehr unwahrscheinlich - auch weil dies ein erhebliches Eskalationsrisiko bergen würde. Artikel 5 des NATO-Vertrags regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird.
Rutte: "Absolut rücksichtslos"
NATO-Generalsekretär Mark Rutte bezeichnete die Verletzung des polnischen Luftraums als "absolut rücksichtslos". Eine vollständige Bewertung des Vorfalls stehe aber noch aus. "Ob es Absicht war oder nicht, es ist absolut rücksichtslos, es ist absolut gefährlich." Seine Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin sei klar: "Beenden Sie den Krieg in der Ukraine. Hören Sie auf, den Luftraum der Verbündeten zu verletzen. Und wissen Sie, dass wir bereitstehen, dass wir wachsam sind und dass wir jeden Zentimeter des NATO-Gebiets verteidigen werden".
Reaktionen aus Österreich
Bundeskanzler Christian Stocker sprach von einer "ernsthaften und inakzeptablen Eskalation". "Wir stehen in voller Solidarität an der Seite Polens", postete der Kanzler auf X. Für Außenministerin Beate Meinl-Reisinger ist der Vorfall "inakzeptabel." "Putin dreht immer weiter an der Eskalationsspirale und zeigt der gesamten Welt, dass er kein Interesse an Frieden hat", reagierte die Außenministerin.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner schrieb auf X, dass es nun wichtig sei, "besonnen zu reagieren und die Lage nicht militärisch weiter eskalieren zu lassen". Auch Ungarn und die Slowakei sicherten Warschau ihre Solidarität zu.
Drohnen aus Richtung Belarus
In der Nacht auf Mittwoch waren während eines massiven russischen Angriffs auf die Ukraine mehrere Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen. Nach Angaben von Tusk handelte es sich um russische Drohnen. Insgesamt seien mindestens 19 Verletzungen des polnischen Luftraums in der Zeit zwischen 23.30 Uhr und 6.30 Uhr festgestellt worden. Drei Drohnen seien abgeschossen worden, möglicherweise auch eine vierte. Viele der unbemannten Flugobjekte seien direkt aus dem Nachbarland Belarus gekommen. Belarus ist ein enger Verbündeter Russlands im Ukraine-Krieg.
Bisher gibt es keine Berichte über Verletzte. Im ostpolnischen Dorf Wyriki wurde das Dach eines Wohnhauses von Trümmern einer abgeschossenen Drohne getroffen. Weitere Trümmerteile wurden in der Nähe des ostpolnischen Biala Podlaska gefunden. Polizei und Militär sind weiterhin auf der Suche nach Drohnen oder Drohnenteilen. Der Generalstab rief die Bevölkerung auf, sich gefundenen Trümmerteilen nicht zu nähern, sondern den Notruf zu wählen und die Polizei über den Fund zu informieren.
Auch Belarus schießt Drohnen ab
Neben Polen schoss auch Belarus, ein enger Verbündeter Russlands, nach eigenen Angaben Drohnen in seinem Luftraum ab. Die belarussische Armee erklärte am Mittwoch, sie habe Drohnen "zerstört", die aufgrund von Stör- oder Abfangmanövern der Ukraine und Russlands von "ihrer Flugbahn abgekommen" seien.
Belarus machte keine Angaben dazu, ob es sich bei den in Belarus abgeschossenen Drohnen um russische oder ukrainische Drohnen handelte. Die belarussische Armee erklärte aber, sie habe die polnische Luftwaffe über Drohnen informiert, die sich dem Nachbarland genähert hätten.
(Quelle: apa)