Er sei seit Mitternacht europaweit zur Fahndung ausgeschrieben. Es sei aber keine öffentliche Fahndung. Einzelheiten wollte der Minister nicht nennen und auch die bisher in den Medien zirkulierenden Informationen über dessen Identität bestätigen. Er sagte aber, bei dem Verdächtigen müsse es sich nicht zwingend um den Täter handeln.
Seit November bekannt
Der neue Tatverdächtige nach dem Lkw-Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt ist den Ermittlern auf hoher Ebene spätestens seit November bekannt. Der den Behörden unter dem Namen Anis A. bekannte Tunesier sei damals Gegenstand einer Sitzung des gemeinsamen Terrorabwehrzentrums (GTAZ) von Bund und Ländern gewesen, hieß es am Mittwoch aus Sicherheitskreisen in Berlin.
Zahlreiche verschiedene Identitäten
Der Mann habe sich wechselweise in Nordrhein-Westfalen und in Berlin aufgehalten und mit zahlreichen Identitäten gearbeitet. Bereits zuvor hatten die "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR berichtet, der Verdächtige sei als Gefährder eingestuft. Er habe Kontakte zum Netzwerk des kürzlich verhafteten Salafisten-Predigers Abu Walaa unterhalten. Dieser gilt als die "Nummer 1" des IS in Deutschland. Seit Dezember 2016 sei der Gesuchte abgetaucht.
Pressekonferenz
Einblick in die neuesten Erkenntnisse gibt Nordrhein-Westfahlens Innenminister Ralf Jäger bei einer Pressekonferenz ab 15.30 in Düsseldorf. Mittlerweile ist auch ein Foto des Gesuchten veröffentlicht worden.
Ermittler haben "heiße Spur"
De Maizière hatte zuvor zusammen mit Generalbundesanwalt Peter Frank den Innenausschuss des Bundestags in einer Sondersitzung über den Stand der Dinge unterrichtet. Der SPD-Innenexperte Burkhard Lischka sprach anschließend von einer "heißen Spur" der Ermittler. Unter Berufung auf den Generalbundesanwalt sagte Lischka, im Führerhaus des Lkw sei eine Geldbörse gefunden worden.
Eventuell falsche Fährte
Der Linken-Politiker Frank Tempel verwies darauf, dass die Geldbörse mit Ausweispapieren bereits am Dienstag im Führerhaus des Lkw entdeckt worden sei. Er verwies aber darauf, dass es sich auch um eine gelegte Spur handeln können, um die Ermittler auf eine falsche Fährte zu führen. Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz sprach von einer "sehr spannenden und schlüssigen Spur".
Der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer sagte, der verdächtige Tunesier sei offensichtlich über Italien nach Deutschland eingereist. Sein Asylantrag sei abgelehnt worden, aber er habe eine Duldungsbescheinigung erhalten.
Verdächtiger gilt als Gefährder
Der "Spiegel" berichtet, unter dem Fahrersitz sei offenbar eine Duldungsbescheinigung gefunden worden. Laut "Bild" gilt der darauf zu identifizierende Mann als Gefährder. Er sei eingebettet in ein großes Islamisten-Netzwerk und werde von Ermittlern als "brandgefährlich" eingestuft.
Vorbereitungen für öffentliche Fahndung
Laut "Spiegel" haben die Ermittler beim Generalbundesanwalt eine Öffentlichkeitsfahndung beantragt. Die Vorbereitungen dafür liefen. Die Nachrichtenagentur dpa meldete zudem unter Berufung auf nicht näher genannte "Sicherheitskreise" in Nordrhein-Westfalen gebe es "unmittelbar bevorstehenden Maßnahmen". Von den Sicherheitsbehörden waren zunächst keine Angaben dazu zu erhalten.
Attentäter ist polizeibekannt
Das Dokument sei auf einen tunesischen Staatsbürger namens Anis A. ausgestellt, berichten beide Medien. Laut "Bild" ist der Mann zwischen 21 und 23 Jahre alt. Der Verdächtige solle auch mit zwei Aliasnamen und verschiedenen Geburtsdaten bekannt sein. Er sei der Polizei wegen Körperverletzung bekannt, konnte aber noch nicht angeklagt werden, weil er untergetaucht sei. Die gefundene Duldungsbescheinigung sei im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) ausgestellt worden.
Möglicherweise bewaffnet
Die Berliner Polizei hat nach eigenen Angaben mehr als 500 Hinweise zu dem Anschlag erhalten und fahndete nach einem möglicherweise bewaffneten Täter. Einen zunächst festgenommenen Verdächtigen hatten die Ermittler am Dienstag wieder freigelassen, nachdem sich gegen ihn kein dringender Tatverdacht ergeben hatte. Auch Mittwochfrüh war nach Medienberichten ein Verdächtiger vorübergehend festgenommen, dann jedoch wieder freigelassen.
Tathergang noch weiter unklar
Zum Tathergang gibt es nach wie vor viele offene Fragen. Der polnische Lkw-Fahrer, der auf dem Beifahrersitz saß, hat nach Medienberichten bis zum Attentat noch gelebt. Das habe die Obduktion ergeben, berichtete die "Bild". Ein Ermittler habe von einem Kampf gesprochen. Nach dem Anschlag wurde der Pole tot im Lkw gefunden, er wurde mit einer kleinkalibrigen Waffen erschossen, von der bisher jede Spur fehlt.
IS reklamierte Anschlag für sich
Unklar war zudem, ob die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hinter dem Anschlag steht. Sie hatte den Angriff für sich reklamiert. Der IS hatte sich in der Vergangenheit immer wieder über sein Sprachrohr Amaq zu Anschlägen in unterschiedlichen Ländern bekannt. Die Meldung zu Berlin wurde über die üblichen Kanäle der Terrormiliz verbreitet, auch ihre Form entspricht früheren Bekenntnissen.
Allerdings erfolgte die Erklärung erstmals, bevor der Täter gefasst oder getötet wurde. Täterwissen gab der IS - wie auch schon in früheren Fällen - in seinem Bekenntnis nicht bekannt.
Weihnachtsmarkt öffnet am Donnerstag
Nach dem Anschlag vom Montagabend soll der Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz am Donnerstag wieder geöffnet werden. Das sagte eine Sprecherin des Schaustellerverbands Berlin auf am Mittwoch auf Anfrage. Alle anderen Weihnachtsmärkte in der deutschen Hauptstadt machten bereits am Mittwoch wieder auf.
(APA)
(Quelle: salzburg24)