Auf den Bildern von Salman Abedi ist ein junger Mann mit Schnurrbart und Brille zu sehen, der eine Kappe, eine schwarze gefütterte Weste sowie Jeans und Turnschuhe trägt. Die Polizei erklärte, als einen der letzten Orte habe Abedi eine Wohnung im Zentrum von Manchester aufgesucht. Dies sei sehr wichtig für die Ermittlungen, weil er dort wahrscheinlich die letzten Handgriffe an seinem Sprengsatz vorgenommen habe. Die Polizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung, die Aufschluss über die letzten Aktivitäten und Aufenthaltsorte des Briten libyscher Abstammung geben.
22 Menschen bei Anschlag in Manchester getötet
Anschließend machte Abedi sich auf den Weg zur Manchester Arena. Dort sprengte er sich am Montagabend am Ende eines Konzerts der US-Popsängerin Ariana Grande in die Luft und riss 22 Menschen mit in den Tod. 116 weitere wurden verletzt. Unter den Opfern waren viele Kinder.
Die Polizei arbeitet derzeit nach eigenen Angaben mit tausend Beamten rund um die Uhr an dem Fall. Dabei habe sie bereits "gute Fortschritte" gemacht. Die Ermittler hätten "bedeutende Informationen über Abedi, seine Gefährten, seine Finanzen, die Orte, an denen er war, die Bauart seines Sprengsatzes und das Komplott" zusammengetragen.
Ein 23-Jähriger ist im Zusammenhang mit dem Terroranschlag von Manchester festgenommen worden. Das teilte die Polizei am Montag in der nordenglischen Stadt über Twitter mit. Damit hat sich die Zahl der Verdächtigen in Gewahrsam der Polizei auf nunmehr 14 erhöht. In Libyen waren außerdem der Vater und der Bruder des Selbstmordattentäters festgenommen worden.
Bruder soll Attentat auf UNO-Gesandten geplant haben
Der jüngere Bruder hatte offenbar einen Terroranschlag auf den deutschen UNO-Libyengesandten Martin Kobler geplant. Der für Anfang dieses Jahres vorgesehene Angriff auf einen Konvoi konnte rechtzeitig verhindert werden, wie der "Telegraph" berichtete. Der 20-jährige Hashim Abedi sei ein wichtiges Mitglied einer Jihadistengruppe. Libysche Sicherheitskräfte hätten diese Gruppe über Monate beobachtet.
Hashim Abedi soll bei Vernehmungen angegeben haben, dass er und sein Bruder Salman die Terrormiliz Islamischer Staat unterstützten. Über die Anschlagspläne seines Bruders sei er informiert gewesen, schreibt die Zeitung. Im Dezember soll Hashim in Deutschland gewesen sein.
Weitere Festnahmen laut Ermittlern wahrscheinlich
Der oberste britische Terror-Ermittler rechnet mit der Festnahme weiterer Personen. "Mehr Festnahmen und mehr Durchsuchungen" seien wahrscheinlich, sagte Mark Rowley in London. Insgesamt habe es schon 17 Durchsuchungen seit dem Anschlag in Manchester gegeben. Auch im Laufe des Samstags durchsuchte die Polizei ein Areal in der Stadt.
Die Ermittler wiesen darauf hin, dass Abedi erst am 18. Mai, also vier Tage vor dem Anschlag, aus dem Ausland nach Großbritannien zurückgekehrt sei. Deutsche und türkische Behörden hätten bestätigt, dass Abedi auf den Flughäfen von Istanbul und Düsseldorf zwischengelandet sei, hieß es.
Woher Abedi ursprünglich kam, teilten die Ermittler nicht mit. Ein Verwandter Abedis hatte allerdings gesagt, der 22-Jährige sei aus Libyen nach Manchester gereist. Nach Geheimdiensterkenntnissen reiste Abedi wahrscheinlich auch ins Bürgerkriegsland Syrien. Dort und in Libyen ist die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) aktiv, die sich zu dem Anschlag in Manchester bekannte.
Manchester kehrt langsam zur Normalität zurück
Unterdessen kehrt Großbritannien eine Woche nach dem Anschlag in Manchester langsam zur Normalität zurück. Nach Fahndungserfolgen der Polizei im Umfeld des Selbstmordattentäters gilt ab Dienstag nicht mehr die höchste Terrorwarnstufe. Dann werden auch die Soldaten zurückgezogen, die zur Unterstützung der Polizei auf die Straßen beordert wurden.
Zehntausende Sportler und Zuschauer setzten am Sonntag in Manchester ein beeindruckendes Zeichen gegen den Terror. Sechs Tage nach dem Selbstmordanschlag versammelten sie sich in der englischen Stadt zu einem Halbmarathon. Mehr als 30.000 Läufer nahmen an der durch ein massives Polizeiaufgebot gesicherten Sportveranstaltung teil. Nach einer Schweigeminute vor dem Start sangen viele zusammen den Oasis-Klassiker "Don't Look Back In Anger" (Schau nicht im Zorn zurück). Einige waren als Feuerwehrmann oder Superheld verkleidet, um den Rettungskräften für ihren Einsatz nach dem Anschlag zu danken.
Premierministerin Theresa May geriet wegen dem Anschlag innenpolitisch unter Druck. Die Opposition hielt der früheren Innenministerin Jobkürzungen bei der Polizei vor. Am Sonntag veröffentlichte Umfragen zeigen, dass der Vorsprung von Mays Konservativen auf die oppositionelle Labour Party durchwegs geschrumpft ist und May bei der Unterhauswahl am 8. Juni möglicherweise nicht jene überwältigende Mehrheit erzielen wird, die sie sich erhofft hat. Demnach liegen die Tories nur noch sechs bis zwölf Prozentpunkte vorne, nachdem es in der Vorwoche noch neun bis 18 Prozentpunkte gewesen waren.
(APA/dpa/ag.)
(Quelle: salzburg24)