Welt

Proteste gegen Rechtspopulisten-Kongress in Koblenz

Veröffentlicht: 21. Jänner 2017 15:22 Uhr
Mehrere tausend Menschen haben am Samstag gegen einen Kongress europäischer Rechtspopulisten in der deutschen Stadt Koblenz demonstriert. Unter dem Motto "Koblenz bleibt bunt" kamen nach Angaben von Polizei und Veranstaltern rund 3.000 Menschen in der Stadt zusammen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, laut einem Polizeisprecher blieb es bis zum Samstagmittag allerdings "ruhig".

Dies sei eine "Demonstration für die Freiheit, für den Zusammenhalt in unserem Land, für Weltoffenheit und Toleranz", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei einer Kundgebung. Sie wollten deutlich machen, dass dies die "Mitte der Gesellschaft" sei, sagte Dreyer an die Demonstrationsteilnehmer. Wenn die Rechtspopulisten sagten, sie seien das Volk, sage sie: "Nein, sie missbrauchen das Volk", hob Dreyer hervor. Sie machten den Menschen vor, dass Rassismus oder engstirniges Denken sie weiterbringen würden.

Asselborn will buntes und offenes Europa

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte, er wende sich gegen ein "braunes Europa". "Wir stehen hier für ein buntes, für ein offenes und für ein soziales Europa des 21. Jahrhunderts." Minderheiten seien in einer Gesellschaft eine Bereicherung und keine Last. Die deutsche Grünen-Vorsitzende Simone Peter sagte, weder Koblenz noch Deutschland noch Europa werde den Rechtspopulisten überlassen.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte am Rande der Demonstration, es gehe darum, das zu bewahren, was die vorherigen Generationen aufgebaut hätten. Gabriel wurde zwischendurch von mehreren linksgerichteten Demonstranten bedrängt, so dass die Polizei dazwischen gehen musste. Es sei aber keine Gewalt angewendet worden, sagte ein Polizeisprecher. Ansonsten sei die Großdemonstration bis zum frühen Nachmittag störungsfrei verlaufen.

1.000 Teilnehmer bei Rechtspopulistenkongress

Bei dem Kongress europäischer Rechtspopulisten mit rund 1.000 Teilnehmern in Koblenz hat die Präsidentschaftskandidatin der rechtsextremen französischen Partei Front National, Marine Le Pen, am Samstag den Aufstieg der Rechten in Europa als Antwort der Bürger auf ein Diktat liberaler Eliten dargestellt. "Wir erleben das Ende einer Welt und die Geburt einer neuen", sagte sie.

Nach der britischen Brexit-Entscheidung und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten werde 2017 "das Jahr des Erwachens der Völker von Zentraleuropa" sein. Den Kongressteilnehmern der AfD rief sie zu: "Ihr seid die Zukunft Deutschlands."

Wilders stellt sich gegen "Massenimmigration"

Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders hat seine europäischen Mitstreiter aufgefordert, Strategien gegen eine "Massenimmigration" nach Europa zu entwickeln. Die Politiker der etablierten Parteien "befördern unsere Islamisierung", sagte der Chef der Partei für Freiheit (PVV) am Samstag.

Mit dem Slogan "Europa braucht Frauke statt Angela" löste Wilders vor allem bei den AfD-Teilnehmern des Kongresses Begeisterungsstürme aus. Sie skandierten den Slogan gegen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der von den Demonstrationen des islamfeindlichen Pegida-Bündnisses bekannt ist: "Merkel muss weg, Merkel muss weg."

Vilimsky in Koblenz

Auf dem Kongress der Europaparlamentsfraktion "Europa der Nationen und der Freiheit" (ENF) sollen neben Le Pen und Wilders auch die Chefin der deutschen AfD, Frauke Petry und der Chef der italienischen Lega Nord, Matteo Salvini, Reden halten. Aus Österreich kommt der EU-Abgeordnete der FPÖ, Harald Vilimsky.

Medien ausgeschlossen

Für breite Kritik sorgte die Entscheidung der Organisatoren, Vertreter von ARD und ZDF, des "Spiegel", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", vom "Handelsblatt" und von "Compact" nicht zur Berichterstattung zuzulassen.

(APA/dpa)

(Quelle: salzburg24)

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