700 Festnahmen

Proteste im Iran fordern mindestens 50 Tote

Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Veröffentlicht: 24. September 2022 10:16 Uhr
Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini kommt es im Iran verstärkt zu Protesten. Bei den Aufständen sind Aktivist:innen zufolge bisher mindestens 50 Menschen getötet worden.

Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bisher mindestens 50 Menschen getötet worden. Zuletzt seien sechs Menschen am Donnerstagabend in Reswanschahr in der nordiranischen Provinz Gilan von Sicherheitskräften erschossen worden, teilte die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo am Freitag mit.

Tod von Mahsa Amini: Tausende demonstrieren in Teheran

Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam protestierten gestern Abend tausende Menschen in Teheran. Gegen die Demonstranten ging die Polizei teils mit Wasserwerfern vor.

Mehr als 700 Festnahmen bei Protesten im Iran

"Wir haben 739 Krawallmacher, unter ihnen auch 60 Frauen, festgenommen und inhaftiert", sagte der Polizeichef der Provinz Gilan, Aziziollah Maleki, am Samstag. Bei den Verhaftungen seien auch zahlreiche Waffen, Munition und Sprengstoffe sichergestellt worden, behauptete der Polizeichef nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Die verhafteten Demonstranten sollen Maleki zufolge für die Verletzung von mehr als 100 Polizisten sowie Beschädigungen an öffentlichen Einrichtungen verantwortlich sein. Die Gefährdung der Sicherheit der Provinz Gilan sei für die örtliche Polizei eine rote Linie, daher werde sie bei den Protesten konsequent durchgreifen, sagte der Polizeichef.

Proteste nach Tod von Mahsa Amini

Der Iran signalisierte unterdessen Bereitschaft zum harten Durchgreifen gegen regierungskritische Demonstranten nach dem Tod einer jungen Frau. Die iranische Armee werde dem Feind die Stirn bieten, um für Sicherheit im Land zu sorgen, teilte die Armee am Freitag mit. Weil sie den Fall um die in Polizeigewahrsam verstorbene Iranerin Mahsa Amini als eine der Ersten bekannt gemacht hatte, ist die Journalistin Nilufar Hamedi in der iranischen Hauptstadt Teheran inhaftiert worden.

Iran inhaftiert Journalist:innen 

Am Donnerstag wurde die Journalistin der Reformzeitung „Shargh“ verhaftet. Wie die Zeitung berichtete, wurden neben Hamedi auch zwei weitere Reporter, eine Fotografin und ein politischer Aktivist im Zusammenhang mit den Protesten verhaftet. Sie sollen sich im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran befinden.

Die Demonstrationen seien Teil der teuflischen Strategie des Feindes, um die Islamische Republik zu schwächen, erklärte die Armee. Für Freitag waren neue Proteste geplant.

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Konflikt im Iran schaukelt sich hoch

Regierungstreue Demonstranten forderten am Freitag die Todesstrafe für die Verantwortlichen der Proteste der vergangenen Tage. „Angreifer des Korans müssen hingerichtet werden“, rief die Menge bei einem Aufmarsch, über den im staatlichen Fernsehen berichtet wurde. Regimekritische Demonstranten, die nach dem Tod der jungen Frau seit einer Woche gegen die Staatsmacht protestieren, wurden als „Israels Soldaten“ bezeichnet.

Behörden rufen zu Demo für Hijab auf

In der Hauptstadt Teheran demonstrierten am Freitag zahlreiche Menschen für das Tragen des Hijabs und folgten damit einem Aufruf der Behörden, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete. Bei den Gegenprotesten dankten die Teilnehmer den Sicherheitskräften und verurteilten Frauen, die ihre Kopftücher verbrannt hatten.

Amini nach Verstoß gegen Kleiderordnung getötet

Auslöser der vorherigen Proteste ist der Tod der 22 Jahre alten Kurdin Amini. Sie wurde vor gut einer Woche von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen. Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah, ist unklar. Jedenfalls fiel sie ins Koma und starb am Freitag in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück. Seitdem demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung.

Die Proteste hatten ihren Ausgangspunkt im überwiegend kurdisch besiedelten Nordwesten des Landes, woher Amini stammt, und weiteten sich schnell auf andere Teile Irans einschließlich der Hauptstadt aus. Die kurdische Menschenrechtsgruppe Hengaw berichtete von 15 Toten und mehr als 700 Verletzten. In iranischen Medien war von 280 Festnahmen allein am Donnerstag die Rede.

Iranische Regierung sperrt Internet

Die iranische Regierung reagierte mit Internetsperren. Sie fürchtet offenbar, dass die Proteste die Ausmaße von 2019 erreichen könnten. Damals kamen 1.500 Menschen ums Leben, es waren die bisher schwersten seit der Gründung der Islamischen Republik 1979. Präsident Ebrahim Raisi erklärte am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York, er habe Ermittlungen zu Mahsa Aminis Tod eingeleitet. Es herrsche Meinungsfreiheit im Land, die Verbreitung von Chaos könne aber nicht geduldet werden.

Bildergalerien

Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 
Der Tod von Mahsa Amini hat nicht nur im Iran, sondern weltweit für Proteste gesorgt. Bild aus Belgien von 23. September 2022. 

(Quelle: apa)

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