Welt

Proteste in Myanmar gegen Todesurteile für Mord in Thailand

Demonstranten vor der thailändischen Botschaft
Veröffentlicht: 27. Dezember 2015 16:15 Uhr
Myanmars Armeechef hat an Thailand appelliert, das Todesurteil gegen zwei seiner Landsleute wegen der Ermordung zweier britischer Rucksacktouristen zu überprüfen. Wie die Zeitung "Global New Light on Myanmar" am Sonntag berichtete, äußerte General Min Aung Hlaing in seiner Neujahrsbotschaft an die thailändische Führung die Sorge, dass "Unschuldige fälschlich bestraft" werden könnten.

Die thailändischen Behörden wiesen Vorwürfe zurück, ihre Ermittlungen seien unsauber gewesen. Ein Gericht in Koh Samui hatte am Donnerstag zwei Gastarbeiter aus dem benachbarten Myanmar der Vergewaltigung und des Mordes für schuldig befunden. Die nackten Leichen der Opfer, einer 23-jährigen Frau und eines 24-jährigen Mannes, waren Mitte September vergangenen Jahres an einem Strand der Insel Koh Tao im Süden Thailands gefunden worden. Sie wiesen schwere Kopfverletzungen auf. In etwa 35 Metern Entfernung fanden die Ermittler eine blutbefleckte Hacke.

Zuletzt hatten Freunde das Paar in einer Bar der wegen ihrer Traumstrände und ihres kristallklaren Wassers beliebten Insel tanzen sehen. Danach sollen die beiden zusammen gegangen sein, wenige Stunden später waren sie tot. Die nun Verurteilten wurden Anfang Oktober 2014 festgenommen.

Die beiden Männer seien "des Mordes schuldig, wofür das Strafmaß die Todesstrafe ist", sagte der Richter bei der Urteilsverkündung. Die beiden Gastarbeiter wurden überdies der Vergewaltigung der 23-jährigen Britin für schuldig befunden. Der Richter erklärte, an der Leiche der jungen Frau seien DNA-Spuren der beiden gefunden worden.

Die an Händen und Füßen gefesselten Männer nahmen das Urteil mit düsteren Mienen auf. Beide bestreiten die Vorwürfe. Die Mutter eines der Verurteilten nahm an der Verhandlung teil und weinte nach der Urteilsverkündung.

Die thailändische Polizei bekräftigte während einer Pressekonferenz am Sonntag, ihre Ermittlungen seien "transparent und in Übereinstimmung mit internationalen Standards erfolgt". Die Verteidigung, die das Urteil anfechten will, erhebt dagegen den Vorwurf, dass DNA-Proben nicht sorgfältig genug genommen und Beweisstücke, wie etwa die Kleidung der jungen Frau, nicht untersucht wurden. Die Verteidiger argumentierten zudem, die beiden Einwanderer dienten der unter Aufklärungsdruck stehenden Polizei lediglich als Sündenböcke.

Der Polizei zufolge gestanden die Männer die Tat. Später widerriefen sie allerdings ihre Aussagen. Für die Verteidiger steht fest, dass die Geständnisse unter Folter zustande kamen. Amnesty International wirft den thailändischen Behörden vor, dass sie diese Vorwürfe nicht von unabhängiger Seite prüfen lassen. Menschenrechtsgruppen zufolge steht der Fall für einen Trend in Thailand, schlecht bezahlte Gastarbeiter in einem durch Reichtum und Macht korrumpierten Rechtssystem für Vergehen zu beschuldigen, die der einheimischen Tourismusindustrie schaden.

"Wir glauben, dass die vor Gericht vorgelegten Beweise lückenhaft waren, auf inkompetente Weise gesammelt wurden und inkompetent ausgewertet wurden", erklärte Andy Hall von Netzwerk für die Rechte von Gastarbeitern. Es sei nicht gelungen, die Schuld der Männer zweifelsfrei nachzuweisen.

In Myanmar, wo die Männer als Opfer der thailändischen Behörden angesehen werden, sorgten die Todesurteile für Empörung. Am Sonntag protestierten vor der thailändischen Botschaft in Rangun erneut hundert Menschen. Bereits am Freitag waren in Myanmar hunderte Menschen gegen den Urteilsspruch auf die Straße gegangen.

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken