Russland hat bei seinem Großangriff auf die Ukraine nach Angaben eines westlichen Geheimdienstvertreters die "vollständige Lufthoheit" über die Ukraine erlangt. Die Ukraine verfüge nun über keinerlei Luftabwehrkapazitäten mehr, sagte der Geheimdienstvertreter am Donnerstag in Brüssel. Nun wolle die russische Armee eine "überwältigende Macht" rund um die Hauptstadt Kiew zusammenziehen.
SALZBURG24 (tp)
Russland hat in der Nacht über mehrere Flanken und mit Bodentruppen einen groß angelegten Angriff auf die Ukraine gestartet. Die ukrainische Hauptstadt Kiew hat am Nachmittag wegen des russischen Angriffs Luftalarm ausgelöst. Die Stadtverwaltung rief am Donnerstag alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen.
"Militäroperation wird fortgesetzt"
Nach Angaben der ukrainischen Regierung haben die Russen am Abend das Gebiet des zerstörten Atomreaktors von Tschernobyl eingenommen. Zuvor hatten sie bereits einen Militärflugplatz nahe Kiew erobert. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, es handle sich um den wenige Kilometer nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt gelegenen Flughafen Hostomel. Er habe die ukrainische Armee angewiesen, den Airport zurückzuerobern. Die Russen gaben an, sämtliche Ziele erreicht zu haben.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die russische Armee habe 83 Land-gestützte ukrainische Ziele zerstört. Demnach seien alle militärischen Ziele am Donnerstag erreicht worden. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine dauert nach Angaben aus Moskau unterdessen weiter an. "Die Spezialmilitäroperation wird fortgesetzt", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau.
Russische Fallschirmjäger im Einsatz
Nach seinen Angaben rückten die Separatistenkämpfer der Gebiete Donezk und Luhansk sechs bis acht Kilometer in ukrainisches Gebiet vor. Die russische Armee habe dabei unterstützt.
Der Sprecher bestätigte zudem die Eroberung des wichtigen Nord-Krim-Kanals. Dadurch sei die Wasserstraße "entsperrt" und die Wasserversorgung der Schwarzmeer-Halbinsel Krim wieder hergestellt worden. Dabei seien auch russische Fallschirmjäger zum Einsatz gekommen. Nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel 2014 durch Russland hatte die Ukraine den für die Wasserversorgung wichtigen Kanal gesperrt.
Zu Vorfällen soll es auch auf russischer Seite gekommen sein. In der Region Belgorod in der Nähe der ukrainischen Grenze waren mehrere Explosionen zu hören. Russische Ermittler sprechen von einem Beschuss von der Ukraine aus. Drei Menschen seien dabei verletzt worden, so die Angaben.
Soldaten, Panzer und Kampfjets aus Russland
Zuvor drangen nach Angaben des ukrainischen Grenzschutzes russische Bodentruppen mit Panzern und weiterem schweren Gerät aus mehreren Richtungen in die Ukraine ein, unter anderem von Belarus aus. Begleitet wurde der Einmarsch von massivem Beschuss aus der Luft.
Bis um 12 Uhr (MEZ) am Donnerstag habe Russland mehr als 30 Attacken mit Flugzeugen, Artillerie und Marschflugkörpern "auf ukrainische zivile und militärische Infrastruktur" ausgeübt, teilte der ukrainische Generalstab mit. Laut der ukrainischen Polizei erstrecken sich die Kämpfe fast auf das ganze Land. Russland habe bei heftigen Gefechten im Osten des Landes Gefangene genommen, sagt der ukrainische Vize-Verteidigungsminister.
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Mehr als 40 ukrainische Soldaten sind demnach bis dato getötet worden. Mehrere Dutzend wurden verletzt. Es gebe auch Opfer unter den Zivilisten. Explosionen waren in der Hauptstadt Kiew, in Charkiw, Odessa und der Hafenstadt Mariupol zu hören.
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Massive Feuergefechte in Ukraine
Bei den Gefechten am Flugplatz Hostomel wurden laut ukrainischem Verteidigungsministerium mindestens drei russische Hubschrauber abgeschossen. Beim Absturz eines ukrainischen Militärflugzeugs südlich von Kiew wurden nach offiziellen Angaben mindestens fünf Menschen getötet worden. Die Absturzursache war zunächst unklar.
Separatisten nehmen Orte ein
Präsident Wolodymyr Selenskyj verhängte das Kriegsrecht. In Donezk im Osten des Landes, die von pro-russischen Separatisten kontrolliert wird, war laut Augenzeugen Artilleriefeuer zu hören. Pro-russische Separatisten brachten nach eigenen Angaben zwei Orte in der Region Luhansk unter ihre Kontrolle, wie die russische Nachrichtenagentur Ria berichtete. Die Ukraine dementierte, dass die Frontlinie in der Ostukraine durchbrochen worden sei.
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Koordinierte Angriffe gab es vor allem im Osten der Ukraine. Im Süden würden ukrainische Stellungen mit Raketensystemen und Hubschraubern attackiert, erklärte der Grenzschutz. Die Ukraine meldete, dass mehr als 40 Soldaten getötet worden seien. Es gebe auch Opfer unter den Zivilisten, hieß es. Bei einem Angriff im Osten der Ukraine wurde den Rettungsdiensten zufolge ein Bub getötet. In der Region des ukrainischen Schwarzmeer-Hafens Odessa gab es den örtlichen Behörden zufolge bei einem Raketenangriff mindestens 18 Toten. In der Stadt Browary bei Kiew starben laut dem dortigen Bürgermeister mindestens sechs Menschen. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.
Der russische Staatschef Wladimir Putin hatte in der Nacht zum Donnerstag in einer Fernsehansprache eine "Militäroperation" in der Ukraine befohlen. Wenig später waren in mehreren ukrainischen Städten, darunter auch in der Hauptstadt Kiew sowie den Hafenstädten Mariupol und Odessa, Explosionen zu hören.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, Ziel der Angriffe in der Ukraine sei "die militärische Infrastruktur". Nach den Worten des russischen UN-Botschafters Wassili Nebensia soll aber auch gegen die Regierung in Kiew, die er "Junta" nannte, vorgegangen werden. Russlands Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin nannte eine vollständige Entmilitarisierung der Ukraine als Ziel des russischen Angriffs.
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Die Eskalation der Ukraine-Krise trieb unterdessen die Öl-Preise in die Höhe. Die Sorte Brent aus der Nordsee übersprang am Donnerstagmorgen erstmals seit siebeneinhalb Jahren die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar und stieg bis auf 100,07 Dollar. Der Rubel fiel auf ein Rekordtief. Er verlor 5,77 Prozent auf 86,1198 Dollar. Die Börse in Moskau setzte den kompletten Handel aus.