Die Landwirtschaftskammer rechnet allein in der Steiermark mit Gesamtschäden von bis zu 125 Millionen Euro. "Wir brauchen dringend Hilfe aus dem Katastrophenfonds, damit die massiv geschädigten Bäuerinnen und Bauern ihre Höfe nicht aufgeben", appellierte der Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher am Donnerstag. Es gebe Bemühungen um einen Assistenzeinsatz des österreichischen Bundesheeres, um den Bauern mit Hunderten Hektar zerstörter Hagelnetzanlagen zu helfen, die nun weitere Schäden verursachen könnten.
Laut Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hat Finanzminister Hans Jörg Schelling bereits zugesagt, dass Mittel aus dem Katastrophenfonds für die betroffenen Bauern zur Verfügung gestellt werden. "Die extreme Wettersituation der letzten Tage hat in einigen Regionen zu existenzbedrohenden Schäden geführt", erklärte Rupprechter. Das Finanzministerium werde in Absprache mit den betroffenen Bundesländern den Katastrophenfonds auslösen.
Der steirische Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP) zeigte sich am Donnerstag in St. Ruprecht/Raab angesichts der Agrarschäden durch Frost und Schnee erschüttert: "Die größte Katastrophe seit Beginn des professionellen Anbaus. Es wird 2016 kaum frisch-saftig-steirische Äpfel in den Läden geben", so Seitinger, der mit LH Hermann Schützenhöfer und LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) die Lage erkundete.
Landeshauptmann Schützenhöfer (ÖVP) sagte zu den Betroffenen: "Niemand kann euch und uns die Ernte ersetzen." Aber man werde alles unternehmen, um zu helfen, so der Landeschef.
Seitinger sagte gegenüber der APA, dass "die Schäden buchstäblich tief ins Holz gehen". Es könnte bei Wein und Obst zusammen auf bis zu 200 Mio. Euro Schaden kommen. Nicht nur junge Fruchtansätze und Blüten bei Obst und Wein - zu 70 bis 80 Prozent - seien abgefroren. Zum Teil seien Rebstöcke schwer frostgeschädigt und der Nassschnee habe Obstbäume geknickt und gespalten.
"Hagelschutznetze sind unter der Schneelast zusammengebrochen, dadurch wurden die Bäume zum Teil vernichtet", so der Landesrat. Nicht nur das gesamte Jahreseinkommen von vielen Bauern und Betrieben sei vernichtet, es werde auch noch zwei bis drei Jahre dauern, bis die vernichteten Kulturen wieder aufgebaut und ertragbringend seien. "Viele Menschen denken ans Aufgeben. Sie sagen, 'das war's, ich will nimmer'", schilderte der Landesrat seine Eindrücke aus Gesprächen mit Betroffenen.
Es sei ja schon das sechste schlechte Jahr in Folge seit 2012. Unwetter, Trockenheit, Dürre, Russland-Embargo und ein wegen des russischen Boykotts mit polnischen Äpfeln überschwemmter Markt - "2015 war das bisher ärgste Preistief für Obst", so der Landesrat. Wobei dem Burgenland und Teilen der Steiermark eine noch größere Katastrophe drohe - für die Nacht auf Freitag seien stellenweise minus fünf bis acht Grad Celsius vorhergesagt.
Das volle Schadensausmaß in den betroffenen Bundesländern kann von der Hagelversicherung erst in einigen Tagen festgestellt werden. "Vom Frost schwer beschädigt wurden vor allem Wein-, Obst- und Ackerkulturen, wie Kürbis aber auch Spezialkulturen wie Christbäume und Spargel", so Hagelversicherungs-Chef Kurt Weinberger. Außerdem habe starker Schneefall im Süden Österreichs zu schweren Schäden an Hagelnetzen und Folienhäusern geführt. Laut Hagelversicherung fiel an einem Tag "mehr Schnee als im gesamten Winter".
(Quelle: salzburg24)