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Shitstorm im Netz: Was taugt der Online-Pranger?

Vor allem auf Twitter machen sich Shitstorm schnell breit.
Veröffentlicht: 02. Oktober 2015 11:07 Uhr
#Cecil, #MerkelStreichelt und eine ungarische Kamerafrau: Immer häufiger fegen Shitstorms über die sozialen Netzwerke hinweg. Doch was taugt der Online-Pranger? Wir haben mit dem Medienpsychologen Peter Vitouch gesprochen.

Der Shitstorm, eine Flut an Vorwürfen von Usern der sozialen Netzwerken gegen Personen oder Einrichtungen. Dieses Jahr gab es schon eine ganze Reihe solcher Hasstiraden. Ziel waren zumeist Politiker, Prominente aber auch Privatpersonen und Firmen.

Zu erwähnen sei hier nur Walter Palmer, der den Löwen Cecil erlegte, die ungarische Kamerafrau, die einem Flüchtling das Bein stellte, oder Angela Merkel, als sie ein Flüchtlingskind streichelte.

Anonym im Netz

Hinter den Shitstorms verbirgt sich eine Masse an Personen, die sich im scheinbar anonymen Netz gegen Menschen oder Themen aussprechen. Doch wie sinnvoll ist es, jemanden an den Online-Pranger zu stellen und einem Shitstorm auszusetzen?

Die Dynamik der Shitstorms

Shitstorms entstehen grundsätzlich wie über Nacht und werden von unterschiedlichen Personen oder Interessengruppen initiiert. Der gesellschaftliche Nutzen dieser Hasstiraden ist dabei relativ gering. „In den meisten Fällen handelt es sich dabei um ein subjektives Dampfablassen der einzelnen Akteure. In vielen Fällen von Leuten, die alleine nicht den Mund aufmachen würden“, so Medienpsychologe Peter Vitouch im Gespräch mit SALZBURG24.

Die Wirkung eines Shitstorms

In einem Shitstorm fallen überwiegend arg abwertende Begriffe, für die einzelnen Personen ist der Umgang damit nicht immer einfach. „Jemand der in der Öffentlichkeit steht, wie etwa ein Politiker, kann mit einem Shitstorm möglicherweise besser umgehen, als eine Privatperson. In schweren Fällen können Leute dadurch so stark gekränkt sein, dass sie psychische Hilfe in Anspruch nehmen müssen“, so Vitouch. Zahnarzt Walter Palmer beispielsweise konnte Wochen lang seine eigenen Praxis nicht besuchen, da aufgebrachte Menschen diese belagerten.

Ein neuer Umgang mit Hasspostings

Diskussionen werden in den sozialen Netzwerken zumeist mit vielen Emotionen und wenig Sachlichkeit geführt, wie aktuell die Flüchtlingskrise zeigt. Für Vitouch ist es demnach wichtig, dass Facebook & Co. in die Diskussionen eingreifen und auch moderieren. Doch auch in der Schule muss ein richtiges Diskussionsbewusstsein bereits geschaffen werden. „Jugendliche sind oft kaum in der Lage, konstruktiv zu diskutieren. Auch online muss man sich bewusst sein, dass man mit einem anderen Menschen kommuniziert. Die Schulen sollten dahingehend sensibilisieren, viele gute Lehrer machen das bereits“, so Vitouch.

 

(Quelle: salzburg24)

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