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Silk Road: Lebenslang für den Betreiber des Schatteninternets

In this courtroom sketch, Ross William Ulbricht is seated in court and awaits sentencing Friday, May 29, 2015 in New York. The San Francisco man who created the online drug-selling site Silk Road was sentenced to life in prison by a judge who cited six deaths that resulted from drugs bought on his website and five people he tried to have killed. (AP Photo/Elizabeth Williams)
Veröffentlicht: 30. Mai 2015 18:30 Uhr
Der 31-jährige Ross Ulbricht war zwar schon als Gründer des Online-Drogenbasars "Silk Road" schuldig gesprochen worden, bat jedoch, ihm eine lebenslange Haft zu ersparen. Er selbst stellte sich oft als Freiheitskämpfer dar. Das verzweifelte Flehen um Gnade hat nicht geholfen. Der 31-jährige Ross Ulbricht muss den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen, entschied eine New Yorker Richterin.

"Silk Road" war so etwas wie die Fortsetzung des Online-Handels im illegalen Bereich. Eine Plattform in den verschlüsselten Tiefen des Internets, auf der in großem Stil Drogen, aber auch andere illegale Waren und Dienstleistungen angeboten wurden. Glaubt man den Ermittlungsakten, so könnten über das hinter dem Anonymisierungsdienst TOR versteckte Portal innerhalb von zweieinhalb Jahren kriminelle Geschäfte im Wert von 1,2 Milliarden Dollar abgewickelt worden sein. Für das Verfahren stützten sich die Ankläger auf den kleineren erwiesenen Betrag von rund 200 Millionen Dollar.

Ulbricht soll als Betreiber der Seite an jedem Deal mitverdient haben und das nicht schlecht - seine Gebühren lagen angeblich zwischen acht und 15 Prozent pro Transaktion. Millionen sollen ihm die kriminellen Geschäfte eingebracht haben, bis FBI-Agenten ihn im Oktober 2013 in San Francisco festnahmen.

Ulbricht folgte Österr. Schule der Nationalökonomie

US-Medien beschreiben den ehemaligen Pfadfinder aus Austin, Texas als guten Schüler, ein Mathe-Talent aus behüteten Verhältnissen. Er habe zwar früh begonnen, mit Drogen zu experimentieren, aber mit Leichtigkeit ein Stipendium für ein Physik-Studium erhalten. Ulbricht verlor jedoch rasch das Interesse, nachdem er 2008 seinen Abschluss an der Penn State University gemacht hatte. Seine neue Leidenschaft sollten Politik und Ökonomie werden. Er begeisterte sich für die Österreichische Schule der Nationalökonomie und ihren radikalen Vordenker Ludwig von Mises. Die von Mises gepredigte strikte Ablehnung von jeglichem staatlichen Einfluss auf die freie Marktwirtschaft war es dann auch, die den Unternehmergeist Ulbrichts weckte. "Silk Road" erklärte er zu einem Projekt, das beweisen solle, dass ein wirtschaftliches System ohne staatliche Regulierung funktioniert. Seine kompromisslos libertäre Weltanschauung klingt extrem, der anarchokapitalistische Ansatz ist aber in Teilen der Tech-Szene verbreitet.

Geheime Ermittlungen von FBI, Homeland Security und NSA

Die Plattform machte Ulbricht unter dem Online-Pseudonym "Dread Pirates Roberts", kurz DPR, in kurzer Zeit zu einem Millionenmarkt. Ulbrichts Fehler war möglicherweise, dass er die Diskretion des "Deep Web" - des vermeintlich unregulierten Teils des Internets - über- und die Möglichkeiten der US-Behörden unterschätzte. Die US-Regierung zeigte Ulbricht, der sich als "Silk Road"-Pate immer stärker radikalisiert haben und selbst vor Mordaufträgen (die jedoch wohl nicht wirklich ausgeführt wurden) nicht zurückgeschreckt haben soll, die Grenzen auf. Diverse Agenten von FBI und Homeland Security waren über Monate verdeckt im Einsatz. Tech-Experten halten es zudem für wahrscheinlich, dass der Ausspähdienst NSA "Silk Roads" Server in Island aufspürte. Die Behörden streiten das ab.

"Silk Road" als Symbol des gesellschaftlichen Widerstands

Nachdem Geschworene Ulbricht im Februar für schuldig befunden hatten, erklärte US-Bundesanwalt Preet Bharara: "Ulbrichts Festnahme und sein Schuldspruch ... sollten eine klare Nachricht an Jeden senden, der versucht ist, kriminelle Unternehmen im Internet zu betreiben". Damit goss er Wasser auf die Mühlen derer, die meinten, es sei ein Exempel statuiert worden. Ulbrichts Unterstützer verwiesen zudem darauf, dass der er ja nur eine Online-Plattform betrieben habe, während Menschen, die er nicht einmal kannte, die eigentlichen Geschäfte abwickelten. Ulbricht hatte "Silk Road" stets zu einem Instrument des gesellschaftlichen Widerstands hochstilisiert: "Es geht darum, unsere Freiheit zurückzugewinnen", schrieb er 2012 pathetisch im Forum der Plattform an seine Mitstreiter. Im Tagebuch auf seinem beschlagnahmten Notebook fantasierte er auch darüber, dass seine Geschichte einmal aufgeschrieben werde. Richterin Katherine Forrest kaufte Ulbricht nicht ab, dass er "Silk Road" ohne kriminelle Absichten als naiver junger Mann gestartet habe. "Silk Road" habe den Drogen-Markt erweitert. Ulbricht habe dabei bewusst gehandelt und müsse nun dafür die Konsequenzen tragen.

(APA)

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  • Lebenslange Haft

(Quelle: salzburg24)

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