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Sozialbau gibt bei Neubauten wieder mehr Gas

Veröffentlicht: 30. Juni 2016 10:14 Uhr
Angesichts einer länger gewordenen Wohnungswarteliste will die Sozialbau, mit über 50.000 Wohnungen der größte private "Hausherr" in Österreich, bis 2018 den Neubau wieder kräftig ankurbeln. Dann sollen knapp 1.000 Einheiten in Errichtung stehen, derzeit sind es mit gut 500 kaum mehr als Ende 2015, nachdem unter anderem mit der Seestadt Wien-Aspern mehrere Großprojekte bezugsfertig wurden.

"Wir sind bei mehreren Bauvorhaben in einer sehr heißen Widmungsphase", verweist der per 1. Juli neue Sozialbau-Chef Wilhelm Zechner (64) im APA-Gespräch etwa auf das Siemensäcker-Projekt in Floridsdorf. Dafür erhofft er sich noch heuer den Flächenwidmungsbeschluss des Gemeinderats und für 2017 die Baugenehmigung, damit im zweiten Quartal 2018 der Bau gestartet werden kann.

2017 sollen in der Sozialbau-Gruppe circa 480 Wohnungen in Bau sein, aktuell sind es 524 - nach 433 Ende 2015. Überdies wurden voriges Jahr 1.207 Einheiten fertig und den Bewohnern übergeben, womit die Bauleistung in Summe 1.640 Wohnungen betrug. Der Neubau-Rekord von 2015 resultierte aus dem Engagement der Sozialbau in der Wohnbau-Initiative der Stadt Wien mit über 1.100 freifinanzierten Mietwohnungen, davon 727 in Aspern. Dort würde man gern auch noch weitere Bauten hinstellen: "Wenn sich jemand an uns wendet und uns etwas anbietet, wären wir sofort dabei", so Zechner. Erweiterungen dort werden aber nicht vor 2020/22 erwartet.

Neue Wohnungen wären im Lichte der - auch flüchtlingsbedingten - stärkeren Zuwanderung aber nötig, heißt es. Die Liste vorgemerkter Interessenten ist bei der Sozialbau nämlich länger geworden: Nach rund 55.000 vor einem Jahr waren es zuletzt 64.989, wie der scheidende Generaldirektor Herbert Ludl (72) tagesaktuell ausheben ließ. "Das ist kein gutes Zeichen", so sein Kommentar.

Bei jedem Bauvorhaben verzeichne man 60 bis 90 mal so viele Interessenten wie Wohnungen, sagt Zechner, "das ist schon extrem". Insgesamt habe die Sozialbau derzeit fünf Projekte mit 640 Wohnungen in Bauvorbereitung und rund 4.000 Einheiten in Planung. Nadelöhr sei die Frage der Flächenwidmung, doch hat man - wie generell die gemeinnützigen Bauträger - auch mit Grundstückspreisobergrenzen für geförderte Bauten zu kämpfen. Höchstgrenze zur Inanspruchnahme von WBF-Geldern sei ja ein Grundstückspreis von 250 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche - damit sich das bei teureren Flächen "ausgeht", wird immer öfter nicht geförderter Wohnraum "dazugemischt".

Für geförderte Neubauten liegt die Mietobergrenze ("Kaltmiete") bei monatlich 7,50 Euro pro Quadratmeter - seit dem Frühjahr 2012 nicht valorisiert. Im Wohnungsbestand der Sozialbau lag die durchschnittliche Miete zuletzt bei 4,12 Euro je Quadratmeter - etwas mehr als die vor einem Jahr genannten 4,05 Euro, weil die fertig werdenden Neubauten den Schnitt nach oben ziehen. Zum Vergleich: Der Wiener Mieten-Richtwert laut Mietrechtsgesetz (MRG) beträgt 5,39 Euro/m2; dafür bekomme man in Wien aber ohnedies keine Wohnung, so Ludl.

In der Hausbewirtschaftung habe man 2015 sparsam agiert, sodass die Betriebskosten laut den Jahresabrechnungen für 2015 um zwei Prozent geringer ausgefallen sind. Mit der August-Mietenvorschreibung werden daher heuer 90 Prozent aller Sozialbau-Kunden eine Rückzahlung von durchschnittlich 178 Euro erhalten. In den Genuss der Gutschrift kommen 39.973 Kunden, die Summe aller Rückzahlungen macht rund 7 Mio. Euro aus. Auch für Juli 2016 bis Juni 2017 erwarte man stabile Bedingungen, so Ludl.

Ende 2015 war die Sozialbau AG für 50.971 Wohnungen verantwortlich - erstmals wurde die 50.000er-Grenze übersprungen. Davon entfielen 43.306 Einheiten auf Miet- und Genossenschaftswohnungen, 7.665 auf Eigentumswohnungen. Hinzu kamen noch 29.467 Garagen- und Abstellplätze für Pkw sowie 551 Geschäftslokale mit 133.000 m2 Fläche. Mit rund 3,7 Mio. verwalteten Quadratmetern ist die Sozialbau - indirekt mehrheitlich im Eigentum der Vienna Insurance Group (VIG) stehend - der größte private Hausverwalter in Österreich. Allerdings befindet sich nur rund ein Zehntel dieses Verwaltungsbestands im Eigentum des Sozialbau-Konzerns selbst.

28 Mio. Euro hat die Sozialbau AG 2015 für Sanierungen aufgewendet. Dabei wurden bei 1.141 Wohnungen Maßnahmen zur thermischen Verbesserung bzw. zur Anhebung der Wohnqualität durchgeführt. In den Bereichen Hausverwaltung, Neubau und Großinstandsetzung stieg der Umsatz auf 50,2 Mio. Euro - nach 49,0 Mio. Euro 2014 -, die Bilanzsumme wuchs um 6,3 Prozent von 558 auf 594 Mio. Euro.

Mit 7,1 Mio. Euro Bilanzgewinn verzeichnete die Sozialbau AG 2015 ihr bestes Ergebnis seit Gründung im Jahr 1954. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) - ident mit dem Jahresüberschuss - stieg auf 11,9 (11,5) Mio. Euro. Das Eigenkapital wuchs auf 228 Mio. Euro, womit die Eigenkapitalquote erstmals auf über 50 Prozent kletterte, konkret von 49,7 auf 50,97 Prozent. Die durchschnittliche Zahl der Arbeitnehmer der Sozialbau AG blieb mit 209 Vollzeitäquivalenten unverändert.

Dass der bisherige Vize-Generaldirektor Zechner per 1. Juli dem seit 1984 amtierenden Vorstandschef Ludl als Generaldirektor nachfolgt, hat der Aufsichtsrat schon im Juni 2015 fixiert. Als kaufmännischer Vorstand fungiert weiter Bernd Rießland. Neu in den Vorstand zog vor einem Jahr Ernst Bach ein, seit 1992 im Unternehmen. Nach zwölf Monaten mit vier Mitgliedern ist der Vorstand künftig wieder dreiköpfig.

Der Gesamtvorstand hat für seine Tätigkeit im Geschäftsjahr 2015 insgesamt Bezüge von 999.458,17 Euro erhalten, geht aus der am 24. Juni im "Amtsblatt" der "Wiener Zeitung" publizierten Bilanz hervor. Für 2014 waren es 903.086,71 Euro gewesen (nach 884.176,58 Euro für 2013).

(Quelle: salzburg24)

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