Sieben Airports betroffen

Streik legt Flughafen München komplett lahm

Veröffentlicht: 15. Februar 2023 17:34 Uhr
Ein für Freitag angekündigter Streik dürfte den kompletten Münchner Flughafen lahmlegen. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem 24-stündigen Arbeitskampf an insgesamt sieben deutschen Airports aufgerufen..
SALZBURG24 (tp)

Der für Freitag geplante Verdi-Streik wird den Flugbetrieb an sieben deutschen Airports voraussichtlich komplett lahmlegen.

Kritik an Gewerkschaft Verdi

Airlines und Flughäfen sprachen von einer beispiellosen Eskalation. "Hiermit überspannt Verdi den Bogen völlig und trägt den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere aus", sagte der Präsident der Luftfahrtlobby BDL, Jost Lammers. "In unzumutbarer Weise soll ein ganzes Land vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten werden", monierte auch der Flughafenverband ADV.

Schwere Lufthansa-Panne hat auch Folgen für Salzburg

Zu massiven Verzögerungen und Flugausfällen kam es am Mittwoch wegen einer IT-Panne bei der Lufthansa. Davon betroffen ist auch der Salzburger Flughafen.

24 Stunden langer Streik

Ob davon Verbindungen von und nach Wien betroffen sind, stehe derzeit noch nicht fest und hänge von der konkreten Ausgestaltung der Streikmaßnahmen ab, hieß es seitens des Flughafens Wien am Mittwoch auf APA-Anfrage. "Wir empfehlen Reisenden, sich bei den Fluglinien bezüglich des Status ihrer gebuchten Flüge zu erkundigen, einen Überblick über den aktuellen Flugplan bietet auch die Homepage des Flughafens Wien."

Das sind die Forderungen

Verdi hat offenbar seine Streiktaktik geändert. Denn die Gewerkschaft hat in drei laufenden Tarifkonflikten gleichzeitig die Beschäftigten zum Ausstand gerufen, um größtmöglichen Druck für ihre Forderungen zu entfalten: Im öffentlichen Dienst verlangt Verdi 10,5 Prozent höhere Löhne, auch bei örtlichen Tarifverträgen für Bodenverkehrsdienste und den bundesweiten Verhandlungen für die Luftsicherheit geht es um mehr Geld. "Die Beschäftigten machen gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil in den bisherigen Verhandlungen keine Ergebnisse erzielt werden konnten", erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Verdi hatte bereits Ende Jänner mit einem kombinierten Streik beim Bodenpersonal, der Luftsicherheit und bei den Beschäftigten des Flughafenbetreibers den Hauptstadtflughafen BER für Passagierflüge komplett lahmgelegt.

Sicherheitskonferenz beginnt in München

Der Streik betrifft auch die am Freitag beginnende dreitägige Münchner Sicherheitskonferenz. Erwartet werden neben Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Vizepräsidentin Kamala Harris Dutzende Regierungschefs sowie Außen- und Verteidigungsministerinnen und -minister, Diplomaten und viele Sicherheitsfachleute. Zudem soll auch ein Drittel des US-Senats teilnehmen. "Wir gehen davon aus, dass die Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz, die in Regierungsmaschinen kommen, über den Notdienst landen können", sagte Verdi-Expertin Manuela Dietz der Nachrichtenagentur Reuters. Dazu gebe es am Donnerstag Gespräche mit dem Flughafen München. Teilnehmende, die ihre Anreise in anderen Maschinen planten, müssten sich allerdings um Alternativen kümmern.

Passagierflüge fallen zur Gänze aus

Die Organisatoren der Münchner Sicherheitskonferenz sind besorgt: "Hunderte Entscheidungsträger aus allen fünf Kontinenten haben ihre Teilnahme bereits bestätigt", sagte eine Sprecherin. Der Streik werde sich auch auf den Konferenzablauf auswirken. "Wir stehen mit allen relevanten Behörden und besonders unseren Gästen im engen Austausch, um diese Auswirkungen so gering wie möglich zu halten." Vom Münchner Flughafen hieß es dazu zunächst nur: "Wir versuchen eine Abfertigung von Flügen, die im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz geplant sind, zu gewährleisten."

An den Flughäfen fallen damit voraussichtlich Starts und Landungen aller Passagierflüge und kommerziellen Verbindungen aus. Ausgenommen dürften sein militärische, medizinische und Regierungsflüge und aktuell auch Flüge rund um Hilfslieferungen für die Erdbebenopfer in der Türkei. "Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen, sind aufgrund des Streiks ausgesetzt", teilte der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport mit. Im Rahmen von Notdienstvereinbarungen seien nur Tätigkeiten zur Gefahrenabwehr und Sicherung technischer Anlagen gewährleistet. "Ein Ausstand in solch einem Ausmaß ist zu diesem Zeitpunkt völlig überzogen. Die Auswirkungen für unbeteiligte Dritte sind unverhältnismäßig", sagte Fraport-Personalchefin Julia Kranenberg. Für Freitag seien etwa 1.005 Flugbewegungen mit rund 137.000 Passagieren geplant.

"Beispiellose Eskalation"

"Wenige Tage vor der zweiten Runde der Tarifverhandlungen am 22. und 23. Februar setzt die Gewerkschaft Verdi den deutschen Luftverkehr einer beispiellosen Eskalation aus", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Ein Arbeitskampf an sieben Airports habe "nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun". Die Leidtragenden seien hunderttausende Passagiere, Privat- wie Geschäftsreisende sowie zusätzlich Teile der Luftfracht und Warenlogistik. BDL-Präsident Lammers, der auch Chef des Münchner Flughafens ist, betonte: "Der Tarifkonflikt muss am Verhandlungstisch und nicht in den Terminals auf Kosten der Fluggäste geklärt werden." Gewerkschafterin Behle verwies darauf, dass Beschäftigte der Luftfahrt unter den hohen Preisen für Energie und Lebensmitteln litten. "Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre Mieten bezahlen und den Kühlschrank füllen sollen." Sie bräuchten deutlich mehr Geld, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. "Das müssen die Arbeitgeber einsehen und dementsprechend reagieren."

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(Quelle: apa)

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