Auf der einen Seite stehen Frauen, die erleichtert sind, auch negative Gefühle gegenüber dem Thema Muttersein offen aussprechen zu können. Aus der anderen Ecke kommt teils harte Kritik an angeblich "weinerlichen" Müttern.
Israelische Studie schlägt hohe Wellen
Studienautorin Orna Donath hat für ihre Studie unter dem Titel "Regretting motherhood" (Mutterschaft bereuen) in den Jahren 2008 bis 2011 insgesamt 23 israelische Mütter befragt. Die jüdischen Frauen aus verschiedenen sozialen Schichten waren im Alter von Mitte 20 bis Mitte 70 - einige davon auch schon Großmütter. Sie hatten alle gemeinsam, dass sie es bereuen, Mutter geworden zu sein. Die echten Namen der Frauen wurden in der Studie nicht genannt.
Die meisten Mütter betonten, dass sie zwar ihre Kinder liebten, aber die Mutterschaft hassten. Eine Frau sagte, sie habe bereits wenige Wochen nach der Geburt ihre Situation als "Katastrophe" empfunden: "Es war der schlimmste Albtraum meines Lebens."
Frauen haben das Gefühl, ihre Identität verloren zu haben
Für ihre Studie hat Donath nur Frauen ausgewählt, die auf folgende Frage mit einem klaren Nein antworteten: "Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, mit Ihrem heutigen Wissen und Ihrer Erfahrung, würden Sie dann noch einmal Mutter werden?" Es geht ihr dabei ausdrücklich nicht um Frauen, die mitunter negative Gefühle ihren Kindern gegenüber haben - sondern um echte, über Jahre anhaltende Reue und den Wunsch, die Uhr zurückzudrehen. Viele der Mütter in der Studie beschreiben das Gefühl, durch die Kinder ihr Leben, ihre Autonomie und ihre Identität verloren zu haben.
Darf man es bereuen, Mutter geworden zu sein?
Obwohl die Studie nicht repräsentativ ist, schlägt sie auch hierzulande hohe Wellen. Vor allem in den sozialen Netzwerken wird heftig diskutiert und auch in Hauptnachrichten und TV-Sendungen wir das Thema seither immer wieder aufgenommen. Auch die deutsche Soziologin Christina Mundlos hat sich mit dem Phänomen auseinandergesetzt. Woher kommen die Gefühle, die Mutterschaft zu bereuen und was sind das für Frauen? Darf man es bereuen, Mutter zu sein? Um diese Fragen zu beantworten, hat Mundlos mit 50 bereuenden Müttern gesprochen. Bei der RTL-Sendung Stern.tv spricht sie über die Ergebnisse: "Es gibt offenbar Menschen, die partout nicht wollen, dass über das Thema gesprochen wird. Weil das natürlich das komplette Weltbild auf den Kopf stellt: Dass Frauen für die Mutterschaft geschaffen sind und pure Glückseligkeit aus der Mutterrolle ziehen sollen", so die Soziologin. "Das ist einfach falsch. Aber es ist ein Weltbild, das vielen noch sehr viel Sicherheit und Orientierung gibt."
Ähnlich sieht das auch Donath: In Deutschland sei die Entscheidung gegen Kinder stärker gesellschaftlich akzeptiert, sagt die Soziologin. "Aber über Reue zu sprechen, wenn man bereits Kinder bekommen hat, das ist offenbar (in Deutschland) ein sehr empfindlicher Punkt." Letztlich sei ein solches Eingeständnis aber in allen Kulturen stark tabuisiert.
Darf eine Frau es bereuen, Mutter geworden zu sein? Diskutiert zu diesem Thema: Hier im Forum, auf unserer SALZBURG24-Facebookseite oder unter dem Hashtag #regrettingmotherhood.
(SALZBURG24/APA)
(Quelle: salzburg24)