Welt

Teilräumung von Flüchtlingslager in Calais begonnen

Veröffentlicht: 29. Februar 2016 17:05 Uhr
Mit einem Großaufgebot der Polizei haben die französischen Behörden damit begonnen, einen Teil des Flüchtlingslagers von Calais zu räumen. Arbeiter rissen am Montag im südlichen Teil des sogenannten "Dschungels" zahlreiche von den Flüchtlingen errichtete Hütten ab. Dabei kam es zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen, Aktivisten und der Polizei.

Calais ist schon seit geraumer Zeit einer der Brennpunkte der Flüchtlingskrise in Europa. Die Polizei war mit mehr als 30 Einsatzfahrzeugen vor Ort, um die Abrissarbeiten abzusichern, wie Journalisten berichteten. Rund 20 Mitarbeiter einer Baufirma rissen die leeren Hütten und Zelte ab und entsorgten das Baumaterial in Containern.

Während die Räumung am Vormittag ohne größere Zwischenfälle verlief, gab es am Nachmittag Auseinandersetzungen mit der Bereitschaftspolizei: Flüchtlinge und Aktivisten der Organisation No Border, die sich für die Abschaffung der Grenzen einsetzt, bewarfen die Ordnungskräfte mit Steinen. Die Beamten reagierten mit dem Einsatz von Tränengas. Bereits zuvor war eine No-Border-Aktivistin festgenommen worden.

Hilfsorganisationen kritisierten die Teilräumung des nahe dem Ärmelkanal gelegenen Flüchtlingslagers. "Es ist unendlich traurig, diese Verschwendung der Arbeit der vergangenen Monate zu sehen", sagte Maya Konforti von der Organisation Herberge der Flüchtlinge mit Blick auf die abgerissenen Hütten. "Diese Menschen wollen nach Großbritannien. Sie werden hier nicht weggehen und ihre Lage wird jetzt noch prekärer, vor allem im Winter."

Die Präfektur des Departements Pas-de-Calais erklärte, die Räumarbeiten würden "über die kommenden Wochen fortgesetzt". Das Verwaltungsgericht der Stadt Lille hatte vergangene Woche grünes Licht für eine Räumung des südlichen Teils des Slum-ähnlichen Lagers geben, in dem miserable hygienische Bedingungen herrschen.

Die zuletzt dort lebenden Flüchtlinge - die Behörden sprechen von bis zu tausend, Hilfsorganisationen dagegen von rund 3.500 - sollen größtenteils in Aufnahmezentren in anderen Landesteilen gebracht werden. Viele Flüchtlinge wollen Calais aber nicht verlassen: Sie hoffen, von dort aus mit Fähren über den Ärmelkanal oder durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen.

Am Montag versuchten zahlreiche Behördenmitarbeiter erneut, Flüchtlinge davon zu überzeugen, sich in Aufnahmezentren in anderen Regionen Frankreichs bringen zu lassen. Die zahlreichen Polizisten vor Ort sollten auch deren Arbeit schützen, sagte Präfektin Fabienne Buccio. Vergangene Woche hätten No-Border-Aktivisten die Behördenmitarbeiter "angegriffen und beleidigt".

Im gesamten Flüchtlingslager von Calais harren je nach Quelle 3.700 bis 7.000 Flüchtlinge aus. Das Lager ist den Behörden schon länger ein Dorn im Auge. Längerfristig wollen die Behörden alle Flüchtlinge in festen Unterkünften unterbringen.

(Quelle: salzburg24)

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