"Europa ist zurück"

Trägerrakete Ariane 6 startet erfolgreich ins All

This photograph shows the take-off of the European Space Agency (ESA) satellite launcher Ariane 6 rocket from its launch pad, at the Guiana Space Centre in Kourou, French Guiana, on July 9, 2024. (Photo by jody amiet / AFP)
Veröffentlicht: 10. Juli 2024 08:28 Uhr
Die europäische Trägerrakete Ariane 6 ist gestern erstmals erfolgreich ins All gestartet. Die Rakete soll Satelliten in unterschiedliche Orbits ausliefern können.

Die Spitzen der europäischen Raumfahrt feiern es als einen "unglaublichen Erfolg": Erstmals ist die europäische Rakete Ariane 6 in den Weltraum gestartet und holt Europas Raumfahrt damit aus der Krise ihres Trägerraketensektors. Die Rakete startete am Dienstag gegen 21.00 Uhr (MESZ) am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana unter den gebannten Blicken zahlreicher Beteiligter und Raumfahrtbegeisterter.

Gut eine Stunde später verkündete die ESA dann den Erfolg des Flugs, nachdem die Rakete mehrere Satelliten ausgeliefert hatte. "Wir schreiben heute Geschichte", sagte ESA-Chef Josef Aschbacher unter Applaus in Kourou. "Heute ist ein großer Tag zum Feiern." Er sei persönlich erleichtert.

Erleichterung nach erfolgreichem Start von Ariane 6

Der gesamte Flug der 56 Meter hohen und 540 Tonnen schweren Rakete war auf knapp drei Stunden angesetzt. Bereits kurz nach dem Abheben, als die Ablösung der Booster verkündet wurde, brach auf den Terrassen am europäischen Weltraumbahnhof Jubel und Applaus aus. Bei jedem weiteren Meilenstein, den die Rakete erfolgreich absolvierte, erfüllten Freude und Erleichterung den Weltraumbahnhof.

Schon seit Monaten hat Europas Raumfahrt auf den Jungfernflug seiner neuen Rakete hingefiebert. Denn für den Kontinent steht viel auf dem Spiel. Die Hoffnungsträgerin Ariane 6 soll wieder einen eigenen Zugang zum All herstellen und so die Unabhängigkeit sichern.

Know-how aus Österreich an Bord

Anteil an der Entwicklung und Umsetzung der neuen ESA-Trägerrakete für schwere Lasten haben auch mehrere österreichische Firmen. So findet sich heimisches Know-how und Technologie in der Hochtemperatur-Thermalisolation für die Raketenantriebe sowie im Steuermechanismus für die Oberstufe der Rakete. Dies lieferte der größte Weltraumzulieferer des Landes, Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space), mit Hauptsitz in Wien. Die im Unternehmens-Werk in Berndorf im Triestingtal (NÖ) produzierte Spezialisolation ist zum ersten Mal auf einer Trägerrakete im Einsatz.

An der Entwicklung des Datennetzwerks von Ariane 6 war das Wiener Hightech-Unternehmen TTTech beteiligt, das ebenso Komponenten für die Bordelektronik geliefert hat. Die Chips des Unternehmens ermöglichen es, Navigations- und Steuerungsdaten sowie Überwachungs- oder Videodaten zu übertragen. Test-Fuchs Aerospace Systems aus Groß-Siegharts (NÖ) entwickelte für Ariane 6 verschiedene Ventilsysteme. Das steirische Unternehmen Hage Sondermaschinenbau fertigte eine 50 Meter lange Anlage an, die zur Bearbeitung von Verschlusskappen für Ariane 6 zum Einsatz kam. So konnten Teile für das Tanksystem mit besonders widerstandsfähigen Schweißnähten versehen werden. Laut der Forschungsförderungsgesellschaft FFG waren zudem auch das Stahlbearbeitungsunternehmen ISW sowie das Edelstahlunternehmen Böhler an dem europäischen Großprojekt beteiligt.

Laut FFG-Angaben gegenüber der APA fällt mit jeder produzierten Ariane 6 ein Umsatz für die österreichischen Firmen von etwa 500.000 Euro an. Bei 30 bisher verkauften Starts bedeute dies einen Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro, was die österreichischen Ausgaben für die Trägerrakete, die mit etwa 12 Mio. Euro beziffert wurden und vom Klimaministerium über die ESA für die Firmen bereitgestellt wurden, bereits übertreffe. Insgesamt waren 13 europäische Länder am Bau der Rakete beteiligt.

Seitdem vor ziemlich genau einem Jahr die letzte Ariane 5, die Vorgängerin der Ariane 6, in den Weltraum gestartet ist, hatte die europäische Raumfahrt keine eigenen Transporter mehr, um größere Satelliten in den Weltraum zu bringen. Die ESA gestand eine ernsthafte Krise des europäischen Trägerraketensektors ein, Aschbacher sprach von einem riesigen Problem.

Denn Ärger gab es auch bei den kleineren Satelliten. Nach einem erfolgreichen Erststart missglückte der erste kommerzielle Flug der Vega C Ende 2022. Eine Rakete dieses Typs soll erst im November wieder fliegen. Teils wich die ESA für Satellitenstarts auf Falcon-9-Raketen des US-Unternehmens SpaceX von Elon Musk aus.

Vorfall bei Jungfernflug

Ganz nach Plan verlief bei dem Jungfernflug aber nicht alles. Nach der erfolgreichen Startphase folgte eine technische Demonstrationsphase. In dieser zündete ein Hilfsantrieb in der Oberstufe zwar zunächst, stoppte dann aber, wie der Chef des Raketenbauers ArianeGroup, Martin Sion, erklärte. Warum, wisse man noch nicht.

Sion sagte zu dem Vorfall: "Das ist bedauerlich, aber das ist auch der Grund, weshalb wir eine technische Demonstration vornehmen, weil es Dinge gibt, die wir nicht am Boden testen können." Mit der Testphase am Ende des Erstflugs habe man so viele Informationen wie möglich sammeln wollen. Man habe schauen wollen, wie sich die Oberstufe der Rakete in sogenannter Mikrogravitation verhält, einem Zustand, in dem die Gravitationskraft nicht oder extrem schwach wirkt.

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(Quelle: apa)

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