Kritiker kündigten an, gegen das Gesetz vor das Verfassungsgericht zu ziehen. Laut dem Bericht müssen die Anbieter mit täglich mehr als einer Million türkischen Nutzern auch Niederlassungen in der Türkei mit einem türkischen Staatsbürger als Vertreter eröffnen. Möglich ist auch die Vertretung durch eine juristische Person. Kommen sie den Regelungen nicht nach, drohen hohe Geldstrafen und Einschränkungen der Dienste im Land. Bereits im Voraus wurde das Gesetz scharf kritisiert.
Internetriesen drohen Strafanzeigen
Falls Inhalte im Netz gegen in der Türkei geltende Regeln verstießen, drohten den künftigen Vertretern im Land Strafanzeigen, sagte der Internetexperte Yaman Akdeniz der Deutschen Presse-Agentur. Auf Twitter kündigte er an, das Gesetz werde vor das Verfassungsgericht gebracht.
Bereits jetzt gebe es starke Einschränkungen im Netz. Weil viele Anbieter keinen Sitz im Land hätten, seien Pflichten wie das Speichern von Userdaten bisher einfach umgangen worden, so Akdeniz.
Starke Kontrolle über Inhalte im Netz
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hatte im Voraus mitgeteilt, die Regierung versuche "die letzte Zuflucht für kritische Journalisten in der Türkei" zu kontrollieren. Türkische Medien stehen zum Großteil unter direkter oder indirekter Kontrolle der Regierung, auch die Kontrolle über Inhalte im Internet wurde immer wieder verstärkt.
"Wir haben das Ziel, die Beleidigung, die Beschimpfungen in den sozialen Medien und die Belästigungen, die durch dieses Medium gemacht werden, zu beenden", hatte Özlem Zengin, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der regierenden AKP, das Gesetz zuvor verteidigt.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Anfang Juli eine stärkere Kontrolle sozialer Medien angekündigt: "Diese Kanäle, in denen es von Lügen, Beleidigungen, Angriffen auf das Persönlichkeitsrecht und Rufmorden wimmelt, müssen reguliert werden", sagte Erdogan.
(Quelle: apa)