Gezi-Proteste

Türkisches Gericht spricht Kavala frei

Turkish soldiers stand guard in front of the Silivri Prison and Courthouse complex in Silivri, near Istanbul on February 18, 2020 during the trial of Gezi protests and civil society figure Osman Kavala, along with 15 other people, charged with seeking to overthrow the government. (Photo by Ozan KOSE / AFP)

Veröffentlicht: 18. Februar 2020 15:18 Uhr
In dem Aufsehen erregenden Prozess gegen den prominenten Kulturmäzen Osman Kavala und 15 weitere Bürgerrechtsaktivisten hat ein Gericht Kavala und weitere acht Angeklagte am Dienstag überraschend freigesprochen. Es lägen keine "ausreichenden Beweise" für die Schuld vor, erklärte der Richter von Silivri bei Istanbul.

Den Aktivisten war vorgeworfen worden, die Gezi-Proteste im Sommer 2013 organisiert und so den "Umsturz" der Regierung angestrebt zu haben. Das Verfahren von sieben weiteren Angeklagten wurde abgetrennt, auch sie wurden aber auf freien Fuß gesetzt.

Organisation der Gezi-Proteste

Der renommierte Unternehmer und Kulturförderer Kavala war im Oktober 2017 festgenommen worden. Erst nach mehr als einem Jahr legte die Staatsanwaltschaft eine Anklageschrift vor. Kavala wurde darin zusammen mit weiteren Vertretern der türkischen Zivilgesellschaft vorgeworfen, die regierungskritischen Gezi-Proteste im Sommer 2013 finanziert und organisiert zu haben. Wegen "Umsturzversuchs" forderte die Staatsanwaltschaft erst Anfang Februar eine lebenslange Haftstrafe gegen Kavala.

Jubel über Freilassung in Türkei

Das Gericht ordnete nun die Freilassung Kavalas an. Nach der Urteilsverkündung brachen die dutzenden Unterstützer der Angeklagten im Gerichtssaal in lauten Jubel aus. Kavala war durch seine über zweijährige Haft zu einem Symbol der Repression der Zivilgesellschaft durch die islamisch-konservative Regierung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan geworden.

Erdogan sieht Verschwörung

Die Gezi-Proteste hatten sich im Mai 2013 an Plänen des damaligen Regierungschefs Erdogan zur Bebauung des Istanbuler Gezi-Parks entzündet. Nach einem brutalen Polizeieinsatz gegen Umweltschützer weiteten sie sich aufs ganze Land aus. Erst nach Wochen gelang es Erdogan, die Protestbewegung niederzuschlagen. Der heutige Staatspräsident betrachtet sie als Verschwörung zum Sturz seiner Regierung.

Der Prozess gegen Kavala war international auf scharfe Kritik gestoßen. Im Dezember hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Kavalas sofortige Freilassung gefordert, was die türkische Regierung allerdings ignoriert hatte.

(Quelle: salzburg24)

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