Bei einer Massenpanik während Halloween-Feiern in einer engen Gasse in dem Ausgehviertel Itaewon der südkoreanischen Millionenmetropole Seoul sind Samstagnacht mindestens 153 Menschen gestorben, teilte die Feuerwehr am Sonntagvormittag (Ortszeit) mit. Weitere 103 Personen seien zudem verletzt worden, einige schwer. Unter den Toten seien laut verschiedenen Quellen 20 oder 22 Ausländer:innen gewesen, darunter auch ein Österreicher wie das Außenministerium Sonntagfrüh bekannt gab.
Außenministerium bestätigt Todesopfer aus Österreich
"Mit großer Bestürzung müssen wir den Tod eines österreichischen Staatsbürgers im Zuge der gestrigen Massenpanik in Seoul bestätigen", teilte das Außenamt mit. Der Österreicher habe sich auf Besuch in der südkoreanischen Hauptstadt befunden. "Unsere Botschaft in Seoul ist mit den zuständigen Behörden und den Angehörigen in Österreich in Kontakt und wird sie bei allen weiteren Schritten unterstützen." Unter anderem aus Rücksicht auf die Angehörigen werde man keine weiteren Angaben machen.
Unter den Toten befanden sich laut Feuerwehr 22 Ausländer:innen, das Innenministerium gab die Zahl mit 20 an. Die Opfer stammten den Angaben zufolge aus China, dem Iran, Russland, den USA, Frankreich, Australien, Vietnam, Usbekistan, Norwegen, Kasachstan, Sri Lanka, Thailand und eben Österreich.
Menschen bei Massenpanik in Seoul erdrückt
Augenzeugen berichteten, dass Menschen in einer engen und abschüssigen Seitengasse während des extremen Gedränges auf den Boden stürzten. Von oben seien neue Mengen in die Straße nachgedrängt. Zahlreiche Menschen wurden demnach erdrückt und verloren das Bewusstsein.
Zunächst hatte die Feuerwehr von dutzenden Menschen mit Herzstillstand gesprochen. Fotos und Videos zeigten Menschen, die am Boden lagen und von Rettungskräften betreut wurden. Nach Angaben der Feuerwehr waren mehr als 140 Rettungswagen an Ort und Stelle. Polizisten sperrten den Unglücksort in dem beliebten Ausgehviertel ab. Präsident Yoon Suk Yeol ordnete an, so schnell wie möglich Krankenhausbetten freizumachen.
Dramatische Szenen in südkoreanischer Hauptstadt
Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap zitierte einen Augenzeugen, der anonym bleiben wollte. "Die Menschen waren wie in einem Grab übereinander geschichtet", beschrieb der Zeuge die Szenen. "Einige verloren allmählich das Bewusstsein, während andere zu diesem Zeitpunkt schon tot aussahen.
In einem Interview mit dem Lokalsender YTN beschrieb ein Arzt chaotische Szenen von der Tragödie. "Als ich zum ersten Mal Wiederbelebungsmaßnahmen versuchte, lagen zwei Opfer auf dem Gehsteig. Aber kurz darauf explodierte die Anzahl und übertraf die Anzahl der Ersthelfer", sagte Lee. Viele Passanten seien zur Hilfe gekommen.
Es sei schwer, die Geschehnisse in Worte zu fassen. "Die Gesichter so vieler Opfer waren blass. Ich konnte ihren Puls oder Atmung nicht fühlen und viele von ihnen hatten blutige Nasen. Als ich versuchte, sie wiederzubeleben, pumpte ich auch Blut aus ihrem Mund."
Trauerältare für Todesopfer in Seoul
Südkoreas Regierung kündigte an, Traueraltäre für die Todesopfer aufstellen zu lassen. Die Tische sollen in der Innenstadt und in der Nähe der Unglücksstelle aufgerichtet werden. Auch kündigte die Regierung eine mehrtägige Staatstrauer bis zum nächsten Samstag an.
Weltweite Bestürzung nach Tragödie in Südkorea
Die Tragödie rief weltweites Bestürzen hervor. US-Präsident Biden erklärte, die USA stünden in dieser tragischen Zeit "an der Seite" Südkoreas. "Wir trauern mit dem Volk der Republik Korea und wünschen allen Verletzten eine schnelle Genesung", schrieb der Demokrat im Internetdienst Twitter. Auch EU-Ratschef Charles Michel zeigte sich erschüttert und drückte sein tiefstes Mitgefühl den Familien und Freunden der Opfer des schrecklichen Unfalls, schrieb der Belgier am Samstag auf Twitter.
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) ließ ebenfalls via Twitter (im Original auf Englisch) wissen: "Ich bin gerade aus Südkorea zurückgekehrt und zutiefst schockiert über die tragische Massenpanik in #Seoul heute Abend. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und allen, die bei der Massenpanik verletzt wurden." Schallenberg hatte im Zuge einer Reise, die in den vergangenen Tagen von Freitag bis Mittwoch dauerte, Südkorea besucht. Anlass war das 130-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Korea, die voriges Jahr zu einer "Strategischen Partnerschaft" aufgewertet worden waren.
Halloween
Das aus den USA kommende Halloween-Fest wird eigentlich in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert. Es geht auf einen keltischen Brauch zurück, wonach zum Beginn der dunklen Jahreszeit böse Geister vertrieben werden sollen.
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(Quelle: apa)