Lange Diskussionen

Ungarn erzwingt Aufhebung von EU-Sanktionen gegen Oligarchen

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hatte bereits mehrfach erklärt, dass er die Russland-Sanktionen der EU grundsätzlich nicht für zielführend hält.
Veröffentlicht: 14. März 2025 11:54 Uhr
Per Veto hat Ungarn die Aufhebung der EU-Sanktionen gegen mehrere russische Oligarchen erzwungen. Über die Forderung hatte es lange Diskussionen gegeben.

Ungarn hat mit seinem Veto-Recht die Aufhebung von EU-Sanktionen gegen mehrere Russen erzwungen. Zu den Personen, die künftig nicht mehr auf der EU-Sanktionsliste stehen werden, gehört unter anderem der Oligarch und frühere Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC), Wjatscheslaw Mosche Kantor, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Zudem gehe es um eine Schwester des bekannten Unternehmers Alischer Usmanow und zwei weitere Personen.

Druckmittel Ungarns war nach Angaben von Diplomaten die bis zu diesem Samstag notwendige Verlängerung von Russland-Sanktionen, die insgesamt rund 2.200 Personen und Organisationen betreffen. Die Entscheidung dafür erfordert einen einstimmigen Beschluss der 27 EU-Mitgliedstaaten. Ungarn drohte diesen zu blockieren, wenn nicht mehrere Russen von der Liste genommen werden.

Orbán hält Russland-Sanktionen nicht für zielführend

Der genaue Hintergrund des ungarischen Vorgehens ist unklar. Ministerpräsident Viktor Orbán hatte allerdings bereits mehrfach erklärt, dass er die Russland-Sanktionen der EU grundsätzlich nicht für zielführend hält. Die Sanktionen der EU umfassen in der Regel Reisebeschränkungen, das Einfrieren von Vermögenswerten sowie das Verbot der Bereitstellung von Geldern oder anderen wirtschaftlichen Ressourcen. Sie wurden in den meisten Fällen als Reaktion auf die aus EU-Sicht ungerechtfertigte und grundlose militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine verhängt.

Aufhebung könnte Argumente für Klagen liefern

Über die Forderungen Ungarns hatte es wochenlang Diskussionen gegeben, weil etliche Mitgliedstaaten sie zunächst nicht akzeptieren wollten. Als Risiko gilt, dass die Aufhebung der Sanktionen anderen Russen Argumente für Klagen gegen Strafmaßnahmen geben könnte.

So hieß es beispielsweise im Sanktionsbeschluss gegen Kantor, dieser habe enge Verbindungen zu Präsident Wladimir Putin, die ihm geholfen hätten, sein beträchtliches Vermögen zu sichern. Er habe Putin bei zahlreichen Gelegenheiten offen seine Unterstützung und Freundschaft bekundet und unterhalte gute Beziehungen zum Kreml. Dadurch habe er von russischen Entscheidungsträgern profitiert, die für die rechtswidrige Annexion der Halbinsel Krim durch Russland oder die Destabilisierung der Ukraine verantwortlich seien. Nach Angaben der EU ist Kantor ein großer Anteilseigner von einem der größten Düngemittelhersteller Russlands.

Sobotka bezeichnete Sanktionen gegen Kantor als "bedauerlich"

Für ein Ende der EU-Sanktionen gegen Kantor hatte sich öffentlich schon vor fast zwei Jahren der frühere Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) ausgesprochen. Er nannte die Strafmaßnahmen im Juli 2023 "bedauerlich". Er unterstütze aus diesem Grund, "wie alle anderen jüdischen Gemeinschaften, inklusive der ukrainischen", die Überprüfung der Vorwürfe gegenüber dem früheren EJC-Präsidenten, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme seines Sprechers. Sobotka äußerte sich nach einem Bericht der Tageszeitung "Der Standard", wonach er bei Besuchen in Brüssel mit hochrangigen EU-Politikern zugunsten Kantors interveniert habe. Kantors Nachfolger an der EJC-Spitze, der frühere IKG-Präsident Ariel Muzicant, meinte damals, Kantor sei nur auf die Sanktionsliste gekommen, weil "die Polen ein Hühnchen mit ihm zu rupfen haben". Neben Orbán unterstütze ihn auch der französische Präsident Emmanuel Macron.

(Quelle: apa)

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