Nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums konnten bis Sonntag 18 Opfer identifiziert werden. Die meisten davon stammen demnach aus Großbritannien - in einer Quelle war von 14, in einer anderen von 15 Briten die Rede. Zu den Opfern zählen aber auch ein Ire, ein Portugiese, ein Belgier und mindestens eine Deutsche.
Der Attentäter studierte nach bisherigen Erkenntnissen Elektro-Ingenieurswesen in der tunesischen Stadt Kairouan, einer Hochburg von Salafisten. Er hatte am Freitag das bei europäischen Touristen beliebte Strandhotel "Hotel Riu Imperial Marhaba" in Port El Kantaoui bei der tunesischen Stadt Sousse überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet. Später wurde er von Sicherheitskräften erschossen. Zu dem Angriff bekannten sich Unterstützer der jihadistischen Organisation "Islamischer Staat" (IS) in einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung.
Der tunesische Innenminister Mohammad Najem Gharsalli erklärte, der Attentäter hätte wesentlich früher gestoppt werden können. Im Radiosender Mosaique FM warf er dem Sicherheitsservice des Hotels vor, nicht sofort die Polizei informiert zu haben. Durch eine bessere Koordination der Sicherheitskräfte hätte der Angreifer früher getötet werden können, sagte er. Tunesien will als Konsequenz aus dem Anschlag den Kampf gegen den Terrorismus verschärfen und bis zu 80 Moscheen schließen, in denen Extremisten verkehren sollen.
Indes erhöhte Tunesien seine Polizeipräsenz in den Badeorten massiv. Laut Innenminister Najem Gharsalli werden bis zu 1.000 Polizisten zum Schutz von Touristen und Hotels eingesetzt. Viele Urlauber verließen die Region: Mindestens 1.000 Briten sind bereits ausgeflogen. Der Reiseveranstalters TUI rechnet damit, dass 250 deutsche Gäste vorzeitig abreisen wollen. "Bis zum Sonntagabend werden wir rund 200 Gäste ausgeflogen haben", sagte ein Sprecher des Unternehmens. Etwa 3.500 dagegen wollten demnach in Tunesien bleiben. Reiseveranstalter wie TUI, Thomson oder Thomas Cook haben es Tunesien-Urlaubern freigestellt, einen geplanten Tunesien-Urlaub kostenlos zu stornieren. In ganz Tunesien machten zur Zeit des Anschlags etwa 15.000 Menschen Urlaub mit TUI. Rund 3.800 davon kamen aus deutschsprachigen Ländern. Als Vorsichtsmaßnahme hat der Reiseveranstalter das komplette Ausflugsprogramm in Tunesien zunächst bis zum Dienstag abgesagt.
Dass die Touristen das Land nun erstmal meiden dürften, verstehen viele Tunesier. Zugleich bangen Hotelangestellte, Händler und andere vom Tourismus Abhängige nun um ihre Zukunft.
Der Welttourismusverband (WTTC) verurteilte den "brutalen Anschlag", der "direkt ins Herz der Tourismusindustrie getroffen" habe, rief aber Anbieter in aller Welt auf, die tunesische Tourismusbranche weiterhin zu unterstützen. Zugleich müsse die tunesische Regierung für "angemessene Sicherheitsvorkehrungen" sorgen. Der französische Reisebüroverband SNAV sprach nach dem Anschlag von einer "katastrophalen" Situation für das Land zu einem Zeitpunkt, "zu dem wir das Gefühl hatten, dass das Reiseziel gerade wieder zu laufen begann".
Papst Franziskus verurteilte den Angriff in Tunesien sowie die Anschläge in Kuwait und Frankreich scharf. Das Oberhaupt der katholischen Kirche bete für die Opfer und sichere den Hinterbliebenen "geistliche Unterstützung" zu, heißt es laut Radio Vatikan in drei am Sonntag veröffentlichten Beileidstelegrammen.
In Reaktion auf den Anschlag in Tunesien sind in Rom die Anti-Terrorkontrollen verschärft worden. "Unsere Sicherheitskräfte sind rund um die Uhr im Einsatz, doch kein Land kann sich vor der Terrorgefahr sicher fühlen", sagte Innenminister Angelino Alfano nach Angaben italienischer Medien vom Sonntag.
Auch Frankreich will als Konsequenz aus dem offenbar islamistisch motivierten Anschlag auf ein Gaslager bei Lyon und die Enthauptung eines Mannes die Sicherheitskräfte aufstocken. Bei Polizei und Gendarmerie sollen 500 neue Stellen pro Jahr geschaffen werden, die Nachrichtendienste mit 1.500 neuen Mitarbeitern verstärkt werden.
Der Vater des Attentäters von Sousse distanzierte sich von der Bluttat seines Sohnes. "Nur Gott weiß, was meinen Sohn zu dieser Tat gebracht hat. Ich habe meinen Sohn nicht so erzogen. Nicht dazu erzogen, dass er Menschen tötet", sagte der in der nordtunesischen Stadt Gaafour lebende Mann der Sendung "Tagesthemen" des deutschen Senders ARD.
In dem Interview äußert der Vater tiefes Unverständnis für die Tat seines Sohnes. Er sehe die Bilder der Opfer vor seinen Augen und könne nicht nachvollziehen, wie er unschuldige Menschen habe töten können. "Irgendwelche Leute müssen meinen Sohn indoktriniert haben, dass er so etwas tut." Er habe keine Anzeichen für extremistisches Verhalten gezeigt.
(Quelle: salzburg24)