Polizisten unter Beschuss

Vier Tote bei Kämpfen im Norden des Kosovo

Polizisten bewachen im Kosovo die Zugänge zum Dorf Banjska. Aufgenommen am 24.09.2023.
Veröffentlicht: 25. September 2023 15:15 Uhr
Vier Menschen wurden bei den Kämpfen zwischen Polizisten und einer bewaffneten Gruppe im Kosovo getötet. Es soll sich um einen Polizisten und drei Angreifer handeln. Ein weiterer Polizist soll verletzt worden sein.
SALZBURG24 (alb)

Tödliche Zusammenstöße zwischen Polizisten und bewaffneten Angreifern haben die Spannungen im Norden des Kosovo angeheizt: Bei einem Angriff auf eine Patrouille ist am Sonntag ein Polizist getötet worden. Etwa 30 bewaffnete Männer verschanzten sich später in einem Kloster, bevor das Innenministerium in Pristina am Sonntagabend mitteilte, das Gelände sei nach "Kämpfen" wieder unter Kontrolle der Behörden. Laut der Polizei wurden drei Angreifer getötet.

Kurti wirft Serbien Unterstützung der Attacken vor

Regierungschef Albin Kurti warf Serbien vor, "terroristische Attacken" im vorwiegend von Serben bewohnten Norden des Kosovo zu unterstützen. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić wies dies zurück.

Die Unruhen hatten am Sonntag in der Früh begonnen, als bei einem Angriff auf eine Patrouille nach Behördenangaben ein Polizist getötet und ein weiterer verletzt wurden. Später informierte die Polizei über "den Tod von drei Angreifern und die Festnahme von vier (zivilen) Verdächtigen".

Polizist im Kosovo getötet: Bewaffneter Trupp eingedrungen

Bei Schüssen im nördlichen Kosovo wurde laut Regierungsangaben ein Polizist getötet. Der Ministerpräsident Albin Kurti spricht von Terror.

Nach Angaben der kosovarischen Behörden hatte sich dann im Laufe des Tages die Lage rund um das nördlich der Stadt Mitrovica gelegene Kloster Banjska verschärft. Demnach verbarrikadierten sich dort zeitweilig etwa 30 bewaffnete Männer. Seit Sonntagnachmittag wurden sie von der Polizei umstellt.

Kloster-Gelände "wieder unter Kontrolle"

Am Abend sagte Innenminister Xhelal Svecla mit Blick auf das Kloster: "Wir haben dieses Gelände wieder unter Kontrolle, nach mehreren Kämpfen." Es habe mehrere Festnahmen gegeben, eine große Zahl von Waffen und Ausrüstung sei sichergestellt worden.

Regierungschef Kurti zeigte auf einer Pressekonferenz Bilder von bewaffneten Männern in Tarnkleidung, die sich offenbar im Hof eines Klosters verschanzt hatten. Bei ihnen handle es sich "nicht um Zivilisten", sagte Kurti.

Nach Angaben der zuständigen Diözese hielt sich in dem Kloster "eine Gruppe von Pilgern" aus der serbischen Stadt Novi Sad zusammen "mit einem Abt" auf. Zu ihrer Sicherheit hätten sich die Menschen in dem Gebäude eingeschlossen, nachdem "maskierte Männer in einem gepanzerten Fahrzeug das Kloster Banjska" gestürmt und gewaltsam das Tor aufgebrochen hätten.

Regierungschef spricht von "Terroranschlag"

Nach dem tödlichen Angriff auf die Patrouille sprach Regierungschef Kurti von einem "Terroranschlag". Er beschuldigte "Verantwortliche in Belgrad", logistische und finanzielle Unterstützung "für das organisierte Verbrechen" zu leisten.

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Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani bezeichnete die Vorfälle als einen "Angriff" auf ihr Land. Sie bewiesen, "dass die von Serbien organisierten kriminellen Banden eine destabilisierende Wirkung haben". Osmani forderte die Verbündeten des Kosovo auf, das Land "in seinen Bemühungen um Frieden und Ordnung und die Wahrung der Souveränität über die gesamte Republik" zu unterstützen.

Serbiens Präsident weist Vorwürfe zurück

Der serbische Präsident Vučić wies am Sonntagabend jegliche Verantwortung seines Landes für die Vorfälle zurück und erklärte, bei den Angreifern habe es sich um Kosovo-Serben gehandelt. "Der einzige Schuldige an allem, was im Norden des Kosovo passiert (...), ist Albin Kurti", sagte er. Kurti provoziere "ständig und es tut mir leid, dass einige Serben seinen Provokationen nachgegeben haben".

Denjenigen, "die glauben, dass dies Serbien dazu bringen wird, das Kosovo anzuerkennen, sage ich, dass dies nicht nur mich, sondern die ganze Nation gestärkt hat und dass wir die Unabhängigkeit des Kosovo niemals anerkennen werden, selbst wenn ihr uns alle tötet", fügte Vučić hinzu.

Das Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Zu den rund 1,8 Millionen Einwohnern des Kosovo zählen rund 120.000 Serben, die vor allem im Norden des Landes leben.

Seit Monaten nehmen die Spannungen im Norden des Kosovo wieder zu. Ein Auslöser war, dass die Regierung in Pristina im Mai beschlossen hatte, ethnisch-albanische Bürgermeister in vier Gemeinden mit serbischer Mehrheit einzusetzen. Bei darauf folgenden Ausschreitungen wurden unter anderem mehr als 30 Soldaten der NATO-Friedenstruppe KFOR verletzt.

(Quelle: apa)

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30.05.2023
Heftige Zusammenstößte

Rund 30 KFOR-Soldaten im Kosovo verletzt

Von SALZBURG24 (tp)
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