Der Zeitpunkt, sich einen neuen Energielieferanten zu suchen, wird angesichts niedriger Großhandelspreise als sehr günstig gesehen. "Wann, wenn nicht jetzt, soll man wechseln", sagte VKI-Geschäftsführer Franz Floss am Donnerstag. Großhandels- und Haushaltspreise gingen auseinander. Die Großhandelspreise würden sinken, nur die Haushaltspreise seien nicht im Keller. Die Wechselraten seien in Österreich im dritten Quartal 2014 wieder gesunken, 80 Prozent der Haushalte hätten noch nie ihren Anbieter gewechselt. Profitieren würden vor allem jene Kunden, die zum ersten Mal wechseln. Das Einsparpotenzial sei bei den Erstwechslern am größten, so Projektleiterin Cora James.
Das Einsparpotenzial für einen Durchschnittshaushalt - jährlicher Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) und Gasverbrauch von 15.000 kWh - liege aktuell ohne Einmal-Rabatte bei bis zu rund 367 Euro (Raum Linz). Die geringste Sparmöglichkeit bei einem Wechsel vom lokalen Standardanbieter von Gas und Strom zum günstigsten Anbieter gibt es in Tirol mit 68,45 Euro, so der VKI auf Basis von Daten des Energiepreismonitors. Es wäre schade, wenn die Konsumenten das Geld liegen lassen würden, betonte Floss. Das Einsparpotenzial sei im Osten höher als im Westen.
Bei der ersten VKI-Aktion hätten sich die 98.000 Kunden, die den Lieferanten wechselten, insgesamt 12,6 Mio. Euro gespart, so der VKI. Andere Unternehmen hätten in Folge günstigere Tarife angeboten. Damit seien laut Energieregulator E-Control die Einsparungen insgesamt mit 66 Mio. Euro zu beziffern.
Einen Wechsel-Bonus werde es bei der zweiten Auflage der Aktion nicht mehr geben, so James. Anmelden kann man sich kostenlos und unverbindlich ab heute bis 9. März. Am 12. März wird bekanntgegeben, wer das Bieteverfahren gewonnen hat und damit Lieferant für Strom und Gas wird. Ab Mitte April erhalten die Interessenten in Tranchen die Nachricht mit ihrer voraussichtlichen Ersparnis. Sie können sich bis Ende Mai entscheiden, ob sie zum neuen Lieferanten wechseln.
Für die Aktion "Energiekosten-Stop 2015" erwartet der VKI rund 100.000 Anmeldungen und 20.000 bis 25.000 Konsumenten, die wechseln. Bei der ersten, im Oktober 2013 gestarteten, Aktion haben sich 260.000 Interessenten angemeldet und damit deutlich mehr als die erwarteten 70.000 Teilnehmer. Insgesamt 68.000 Haushalte wechselten ihren Strom- und 30.000 ihren Gasanbieter.
Nach internationalen Erfahrungen gebe es bei einer zweiten Aktion weniger Interessenten, hieß es heute. Mittelfristiges Ziel sei, dass solche Aktionen unnötig werden, dann sei der Markt ausreichend kompetitiv, so VKI-Geschäftsführer Josef Kubitschek.
Als Gründe, warum sie bei der ersten Aktion doch nicht gewechselt haben, gaben vom VKI kürzlich befragte Haushalte an, dass sie keine Ersparnis gehabt hätten (33 Prozent) oder ein alternatives, günstigeres Angebot gefunden haben (17 Prozent). Ein paar haben ein besseres Angebot von ihrem Anbieter bekommen (14 Prozent), manchen war der Ablauf zu mühsam (10 Prozent).
Bei den Anbietern werden diesmal mehr Interessenten erwartet. Damit könnte auch ein besserer Preis einhergehen. Bei der ersten Aktion hat im Strombereich die Enamo-Tochter stromdiskont.at den Zuschlag erhalten und für Gas goldgas.
Kunden, die beim ersten Mal teilgenommen haben, können wegen der einjährigen Bindefrist erneut mitmachen. Sie erhalten aber auch Angebote, um zu bleiben. Verlängert man bei stromdiskont den Vertrag bis Jänner 2016, erhält man einen Annahme-Bonus von 30 Gratisstromtagen sowie einen Verlängerung der Preisgarantie bis 1. Jänner 2018. goldgas bietet nach Ablauf der ersten Bindefrist den Wechsel zu einem neuen günstigeren Tarif plus Treuebonus an - mit Vertragsbindung und Preisgarantie für ein Jahr.
Die Strom- und Gasrechnung besteht aus drei Teilen: Dem reinen Energiepreis - nur hier ist ein Lieferantenwechsel möglich -, dem standortabhängigen Netztarif sowie Steuern und Abgaben.
Die Energieregulierungsbehörde E-Control erwartet durch die Neuauflage der Energiekosten-Stop-Aktion einen "weiteren Schub für mehr Wettbewerb am Energiemarkt", so Vorstand Martin Graf heute in einer Pressemitteilung.
Im Vorjahr haben sich laut E-Control bis Ende September insgesamt 233.000 Haushalte und Unternehmen einen neuen Lieferanten gesucht. "Die VKI-Aktion hat vielen Konsumenten die Scheu vor einem Anbieterwechsel genommen", so Graf. Vielen sei klar geworden, dass der Wechsel keine Hexerei sei.
(Quelle: salzburg24)