Der Großteil der beurlaubten Mitarbeiter sei in der Motorenentwicklung und Abgasnachbehandlung tätig gewesen. Unter den beurlaubten Mitarbeitern sind dem Bericht zufolge "Entwickler und Manager auch höherer Hierarchieebenen in Deutschland und den USA".
Der Rechercheverbund von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR hatte am Dienstag berichtet, dass der ranghohe VW-Manager Heinz-Jakob Neußer in den Fokus des Skandals geraten sei. Interne Untersuchungen hätten ergeben, dass der inzwischen beurlaubte Manager 2011 den Hinweis eines Motorentechnikers auf möglicherweise illegale Praktiken abgetan habe.
VW erklärte dem Bericht des Rechercheverbunds zufolge auf Anfrage, derzeit laufe ein "intensiver Aufklärungsprozess". Erst wenn sich ein "klares Bild" ergeben habe, könnten Details zum Handeln einzelner Personen genannt werden. Neben Entwicklungsvorstand Neußer sind dem Bericht zufolge zwei weitere Spitzenmanager beurlaubt.
Der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller wechselt Insidern zufolge den Kommunikationschef des Konzerns aus. "Müller bringt seinen Vertrauten von Porsche mit", sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Er hole den Leiter der Porsche-Kommunikation, Hans-Gerd Bode, nach Wolfsburg.
Es werde erwartet, dass Stephan Grühsem noch am Mittwoch sein Ausscheiden bekanntgeben werde, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Grühsem ist enger Vertrauter des vergangene Woche zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn.
Volkswagen steckt in der wohl tiefsten Krise seiner Geschichte, nachdem vor knapp zwei Wochen bekannt geworden war, dass in den USA Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen mit einer Software manipuliert worden waren. Das Programm kann dafür sorgen, dass im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen werden als im regulären Betrieb. Es steckt weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen des Wolfsburger Konzerns. Martin Winterkorn trat als Konsequenz aus der Affäre als VW-Chef zurück.
Der Skandal betrifft in Großbritannien fast 1,2 Millionen Fahrzeuge. Mit gut 508.276 sind die meisten Personenwagen der Marke VW, wie das Unternehmen am Mittwoch im englischen Milton Keynes mitteilte. 393.450 Autos sind von VW-Tochter Audi, knapp 76.773 von Seat und rund 131.569 von Skoda. Dazu kommen knapp 79.838 Nutzfahrzeuge von VW.
Die Auswirkungen des Abgas-Skandals kommen allmählich auch in der Autoproduktion und bei den Tochtergesellschaften an. Im Motorenwerk Salzgitter fährt Volkswagen die Produktion zurück. Und die VW-Finanztochter Volkswagen Financial Services hat bis zum Jahresende einen Einstellungsstopp verhängt.
"Bereits mündlich gegebene Zusagen für Stellenbesetzungen sind davon aber unberührt", sagte Sprecher Stefan Voges am Mittwoch. Ebenfalls sollen alle in diesem Jahr auslaufenden Verträge von Werkstudenten und Zeitarbeitern zunächst nicht verlängert werden. Nach dpa-Informationen sind knapp 30 Zeitverträge betroffen.
Am Dienstag waren die Mitarbeiter der VW-Finanztochter mit Sitz in Braunschweig auf einer Betriebsversammlung über die Maßnahmen informiert worden. Ob der Einstellungsstopp zum Jahreswechsel beendet oder aber verlängert werde, sei noch nicht entschieden.
Im Motorenwerk Salzgitter fährt VW angesichts des Abgas-Skandals die Produktion etwas zurück. Eine Sonderschicht pro Woche sei vorsorglich abgesagt worden, sagte eine Werkssprecherin am Mittwoch und bestätigte damit weitere Informationen der "Wolfsburger Allgemeinen".
Die Probleme bei VW könnten sich zudem über den Konzern hinaus auswirken: Städte befürchten geringere Steuereinnahmen. Nach Wolfsburg und Braunschweig verhängt nun auch Ingolstadt angesichts der VW-Abgas-Skandals eine Haushaltssperre. Für dieses und das kommende Jahr würden die Ausgaben der Stadt um 15 Prozent gekürzt. Dies sei "ausschließlich eine Vorsichtsmaßnahme", sagte ein Sprecher der oberbayerischen Stadt am Mittwoch.
Von "möglichen minderen Ausstattungen" gehe man ausschließlich im Verwaltungshaushalt aus, aus dem laufende Kosten bezahlt werden. Bereits geplante Investitionen für die beiden Jahre seien nicht betroffen. Da nicht absehbar ist, wie sich der Skandal auf den Konzerngewinn und damit auf die Einnahmen aus der Gewerbesteuer auswirken wird, hatten auch Wolfsburg als Konzernsitz und das benachbarte Braunschweig bereits vorsorglich eine Haushaltsperre verhängt. Die VW-Tochter Audi hat ihren Sitz in Ingolstadt.
(Quelle: salzburg24)