Welt

Weltweit Demos vor Klimagipfel - 208 Festnahmen in Paris

Veröffentlicht: 29. November 2015 20:51 Uhr
Vor dem UN-Klimagipfel in Paris haben weltweit Hunderttausende Demonstranten ein entschiedenes Vorgehen gegen die Erderwärmung und mehr Klimaschutz gefordert. Trotz eines Demonstrationsverbots gingen auch in Frankreichs Hauptstadt Tausende Menschen auf die Straße. Bis zum Abend wurden nach Angaben des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve 208 Menschen teils vorübergehend festgenommen.

Auf dem Platz der Republik kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, Vermummte warfen Flaschen und andere Wurfgeschoße. Die Beamten antworteten mit Tränengas und setzten Schlagstöcke ein. Rund um den Globus waren über das Wochenende mehr als 2.300 Protestaktionen und Demos in 175 Ländern geplant.

In Berlin sprach die Polizei von knapp 10.000 Teilnehmern, die Veranstalter von 17.000. In Brüssel bildeten etwa 4.000 Demonstranten eine Menschenkette durch die Innenstadt. Aus Angst vor Anschlägen waren geplante Großdemonstrationen in Belgien abgesagt worden. Besonders viele Demonstranten versammelten sich am Sonntag in London, nach Angaben der Veranstalter nahmen rund 50.000 Menschen an dem Protestmarsch durch das Regierungsviertel teil. Es waren viele Gruppen angereist, die eigentlich in Paris auf die Straße gehen wollten.

In der australischen Metropole Sydney demonstrierten am Sonntag mehr als 45.000 Menschen. Auch in der Hauptstadt Canberra waren Tausende auf den Beinen. In Washington kamen Tausende Menschen unter anderem vor dem Weißen Haus zusammen. In New York hatten fünf Organisationen Protestmärsche in verschiedenen Bezirken der Neun-Millionen-Stadt angemeldet.

In Frankreich herrscht seit der islamistischen Terrorserie, der am 13. November 130 Menschen zum Opfer gefallen waren, Ausnahmezustand. Öffentliche Kundgebungen sind verboten. Die Pariser Polizei ließ dennoch mehrere Tausend Menschen gewähren, die auf Gehsteigen in der Innenstadt Menschenketten bildeten, um eine Begrenzung der Erderwärmung zu fordern.

Die Bürgerrechtsorganisation Avaaz hatte am Vormittag auf dem Platz der Republik Tausende alte Schuhe aufgestellt. Diese sollten die Demonstranten symbolisieren, die wegen des Kundgebungsverbots nicht kommen konnten. Auch ein Paar Schuhe von Papst Franziskus war darunter. Bei den Ausschreitungen wurde nach Angaben eines Behördensprechers niemand ernsthaft verletzt.

Am Montag werden in Paris 147 Staats- und Regierungschefs zum Auftakt der zwölftägigen UN-Klimakonferenz erwartet. Die Gipfelteilnehmer wollen einen neuen Weltklimavertrag vereinbaren, der ab 2020 gelten soll. Die bisherigen Zusagen der einzelnen Staaten zur Reduzierung ihrer Treibhausgas-Emissionen reichen nicht aus, um das kritische Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Mehrere Inselstaaten sehen ihre Existenz schon bei einem Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad gefährdet.

Für Weltbank-Chef Jim Kim besteht keine Hoffnung mehr, den Klimawandel aufhalten zu können. "Wir werden eine Erwärmung erleben - mehr Dürren, Überflutungen und Verlust von Farmland", sagte Kim dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe) laut Vorausbericht. "Wir müssen vorbereitet sein." Allerdings könne das Schlimmste noch vermieden werden. Zum Auftakt der internationalen Klimaschutz-Verhandlungen in Paris warnte Kim davor, dass der Treibhauseffekt das Ziel der Staatengemeinschaft gefährdet, die extreme Armut zu überwinden: "Ohne große Anstrengungen gegen die Erderwärmung könnten 2030 bis zu 100 Millionen Menschen zusätzlich in Armut leben."

Hoffnung bereitet Kim indes das Umdenken der chinesischen Staatsführung. "Bis 2017 wollen die Chinesen in den Emissionshandel einsteigen. Jeder, der den chinesischen Markt betritt, muss sich künftig darüber Gedanken machen, wie er Lösungen zur Emissionsvermeidung anbieten kann."

Um die Auswirkungen des Klimawandels abzudämpfen, setzt Kim auf Innovationen. Im Kern gehe es nicht um Verträge und Vereinbarungen, sondern darum, die Marktkräfte in Gang zu setzen, so dass alle sagen würden: "Es ist im Interesse meiner Familie, meiner Firma und meines Landes, nach CO2-armen Technologien mit der gleichen Energie zu suchen, mit der bisher am neuesten iPad oder der neusten Software gearbeitet wird."

Vor der offiziellen Eröffnung der Konferenz am Montag mit rund 150 Staats- und Regierungschefs versammelten sich in Le Bourget nördlich von Paris am Sonntagabend bereits die Delegierten der 195 beteiligten Länder. Das Treffen begann mit einer Schweigeminute zum Gedenken an die 130 Todesopfer der Anschläge von Paris.

Bei der UN-Konferenz soll ein international verbindliches Klimaschutzabkommen beschlossen werden. Ziel ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte in ihrem Video-Podcast, in Paris verbindlich Folgeprozesse mit regelmäßigen Überprüfungen zu vereinbaren. Außer Merkel werden in der französischen Hauptstadt unter anderen US-Präsident Barack Obama, die Staatschefs Chinas und Russlands, Xi Jinping und Wladimir Putin, sowie der indische Regierungschef Narendra Modi erwartet.

(Quelle: salzburg24)

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