Grausamer Internet-Trend

Wie Makaken für Social Media missbraucht werden

Veröffentlicht: 18. September 2023 09:00 Uhr
Winzige Affen in Baby-Kleidung oder mit Windeln, im Schaumbad oder mit Schminke im Gesicht: Videos von Makaken, die wie Menschenkinder dargestellt werden, sorgen in sozialen Netzwerken für viele Likes und schadenfrohe Kommentare. Für die Tiere ist es pure Quälerei.
SALZBURG24 (nic)

Quälerei, die bis zum bewusst herbeigeführten Tod der Tiere führt – alles vor laufender Kamera und zur Belustigung zahlreicher User. Der neue Social Media-Trend schockiert.

1.250 Fotos und Videos analysiert

Öffentlich gemacht hat ihn ein neuer Report der Social Media Animal Cruelty Coalition (SMACC). Dem Verbund gehören 20 Tierschutzorganisationen an. Für den Bericht "Das Leiden von Makaken für Social-Media-Content" haben SMACC-Mitarbeiter zwischen September 2021 und März 2023 rund 1.250 Fotos und Videos in sozialen Netzwerken untersucht, vor allem auf Facebook, Instagram, TikTok und YouTube. Die Tierschützer dokumentierten dabei mehr als 2.800 Fälle von offensichtlichem Missbrauch. Im Durchschnitt wurde also jeder Inhalt mehr als zwei Missbrauchskategorien zugeordnet.

Bewusster psychischer und körperlicher Missbrauch

Am häufigsten wurden bewusster psychischer sowie körperlicher Missbrauch bis hin zu Folter nachgewiesen. Viele Makaken wurden offenbar schon im Alter von wenigen Tagen von ihren Müttern getrennt und als Haustiere verkauft. Manche wurden geschlagen, andere in viel zu enge Kleidung gesteckt und mit Gewalt daran gehindert, sich daraus zu befreien.

Nahrungsentzug und Drogen

Auch Nahrungsentzug gehörte zur Missbrauchspalette. Besonders schockierend: In Dutzenden Fällen standen Baby-Makaken offenbar unter dem Einfluss von Drogen, wurden sexuell missbraucht oder – teils langsam und qualvoll – getötet.

2023-09-18 08_56_46-Start.jpg SMACC SPOTLIGHT REPORT/Screenshot
Junge Makaken, die als Haustiere gehalten werden, Kleidung tragen und gezwungen werden, auf ihren Hinterbeinen zu stehen. 

"Wer sich Tieren verbunden fühlt, kann beim Betrachten dieser Videos und Fotos von Makaken in menschlicher Obhut nur geschockt sein – umso mehr, da sie zu den beliebtesten Tier-Inhalten in den sozialen Netzwerken zählen", sagte Wiebke Passe von der Welttierschutzgesellschaft, die dem Verbund als einzige deutsche Organisation angehört. Sowohl die Netzwerke als auch die Gesetzgeber müssten diesem Tierleid dringend ein Ende setzen, forderte sie.

Vermeintliches Lächeln der Tiere bedeutet Angst

Manche Zuschauer interpretierten Verhaltensweisen, Ausdrücke und Gesten der Primaten fälschlicherweise als Vergnügen, Glück oder Freude, heißt es in dem Bericht. Dabei sei das vermeintliche Lächeln oft eine Grimasse, mit der die Tiere ihre Angst ausdrückten.

2023-09-18 08_55_12-Neuigkeiten und interessante Themen.jpg SMACC SPOTLIGHT REPORT/Screenshot
Junge Bärenmakaken und Südliche Schweinsaffen, die als Haustiere gehalten werden.

Experten sind sich einig, dass die Haltung von Primaten als Haustiere von Natur aus grausam ist und eine Vielzahl von Problemen mit sich bringt. Denn wie andere wilde Tiere behalten Makaken stets ihre natürlichen Instinkte und Bedürfnisse und können sich in menschlichen Haushalten nicht artgerecht entfalten.

Makaken und Schweinsaffen als "gefährdet" eingestuft

Am häufigsten waren in den Videos Nördliche Schweinsaffen zu sehen, gefolgt von Langschwanzmakaken und Stumpfschwanzmakaken. Die Arten werden von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als "gefährdet" bis "stark gefährdet" eingestuft. Makaken werden vor allem in Asien, aber auch im Rest der Welt häufig als Haustiere gehalten, obwohl dies fast überall illegal ist. Ihre Beliebtheit als Social-Media-Content motiviere mehr Menschen, sich Makakenbabys zu besorgen und sie zum Erstellen weiterer Inhalte zu verwenden, warnten die Tierschützer.

Was sind Makaken?

Etwa 75 Prozent aller Primatenarten sind im Schwinden begriffen, und rund 60 Prozent sind derzeit vom Aussterben bedroht. Von einigen der am stärksten bedrohten Arten gibt es in freier Wildbahn nur noch Dutzende von Individuen. Neben dem Verlust von Lebensräumen gehören die Jagd auf Buschfleisch und der illegale Handel mit Primaten als Haustiere und mit Körperteilen von Primaten zu den Hauptursachen für den Rückgang der Primatenarten, ebenso wie neu auftretende Bedrohungen wie der Klimawandel und anthroponotische Krankheiten. Makaken sind eine der am häufigsten für Handelszwecke genutzten Primatengruppen.

(Quelle: apa)

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