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Zahl der Arbeitslosen im Juni weiter gestiegen

381.898 Personen waren im Juni auf Jobsuche
Veröffentlicht: 01. Juli 2015 09:23 Uhr
Die Zahl der Jobsuchenden ist auch im Juni weiter gestiegen. 381.898 Personen (inklusive Schulungen) waren auf Jobsuche, ein Zuwachs im Jahresvergleich von 7,7 Prozent. Immer dramatischer wird die Lage für Langzeitarbeitslose, 32.720 Personen waren länger als ein Jahr ohne Arbeit, eine Zunahme von 182 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,9 Prozent auf 8,3 (Eurostat-Berechnung: 6) Prozent.

Schlecht schaut es weiterhin für Ausländer aus - hier stieg die Zahl der Jobsuchenden um 26 Prozent auf 87.613. AMS-Chef Johannes Kopf hatte in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass schlecht ausgebildete, in Österreich lebende Ausländer durch gut ausgebildeten Zuzug teilweise verdrängt werden. Ebenfalls nicht rosig ist die Situation weiterhin auch für Ältere und Menschen mit Behinderung. Bei den über 50-Jährigen stieg die Arbeitslosigkeit um 16 Prozent auf 85.648, bei Menschen mit Behinderung ebenfalls um 16 Prozent auf 11.548. Nach Branchen betrachtet schnitten einmal mehr die Arbeitskräfteüberlassung und der Bau besonders schlecht ab (plus 13 bzw. 14 Prozent).

Arbeitslose in ?sterreich im Juni - Erweiterte Fassung Salzburg24
Arbeitslose in ?sterreich im Juni - Erweiterte Fassung

Positive Bilanz am Lehrstellenmarkt

Positives gibt es vom Lehrstellenmarkt zu vermelden: die Zahl der Suchenden sank um 23 Prozent auf immerhin noch 4.909 Personen. Die Zahl der offenen Stellen blieb mit 2.684 stabil. Bei den Schulungsteilnehmern gab es einen Rückgang von 16 Prozent auf 61.726. Das AMS hat etwas weniger Mittel zur Verfügung als zuvor, das hat sich auch auf die Zahl der Schulungen negativ ausgewirkt und zu Protesten der Mitarbeiter der Weiterbildungseinrichtungen geführt.
Nach Bundesländern betrachtet schnitt Wien mit einem Plus von 23 Prozent auf 122.007 Arbeitslose am schlechtesten ab, dahinter folgen Oberösterreich mit einer Zunahme von 12 und Niederösterreich mit einem Plus von 11 Prozent. In Wien gab es auch den stärksten Rückgang an Schulungen (minus 24 Prozent)

In absoluten Zahlen stellt sich die Arbeitslosigkeit in Österreich wie folgt dar: Innerhalb eines Jahres hat die Zahl der Suchenden um 27.259 Menschen zugenommen. Alleine im Handel ist die Zahl derer, die keine Arbeit fanden, um 4.757 Personen gestiegen, im Tourismus waren es 3.982. Dem steht ein Zuwachs der gemeldeten offenen Stellen von 878 gegenüber - über alle Branchen hinweg. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hielt heute zu den Zahlen fest: "Die Arbeitsmarktpolitik stößt an ihre Grenzen." Da sei eine "gesamtwirtschaftliche Unterstützung notwendig".

Österreich im EU-Schnitt auf Rang 6

Am 6. Mai hatten sich Hundstorfer und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) angesichts der stetig steigenden Arbeitslosenzahlen und des Rückfalls Österreichs im internationalen Vergleich auf einen Arbeitsmarktgipfel verständigt. Ein Termin dafür ist bis dato nicht bekannt. Im Mai ist Österreich im OECD-Vergleich innerhalb der EU bei den Arbeitslosenzahlen auf den sechsten Platz zurückgefallen. Bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt Österreich mittlerweile nur noch auf dem drittbesten Platz - dabei war das Land noch vor gar nicht allzu langer Zeit europäischer Musterschüler.

Deutschland hat am Dienstag die geringste Arbeitslosenzahl seit dem Jahr 1991 präsentiert. 2,711 Mio. Deutsche waren auf Jobsuche - in Österreich mit rund einem Zehntel der Einwohner waren es 381.898.

Negativspirale am Arbeitsmarkt stoppen

Für die Arbeiterkammer (AK) läuten alle Alarmglocken. "Den Worten müssen nun Taten folgen. Die Regierung muss die Ärmel hochkrempeln und Beschäftigungsinitiativen dringend anpacken", so AK-Präsident Rudi Kaske. Er verlangt "Investitionen in soziale Dienstleistungen, Wohnbau und Infrastruktur, neue Formen der Arbeitszeitverkürzung und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen". Unterstützung bekommt er vom Pensionistenverband. "Diese Negativ-Spirale muss gestoppt werden. Dafür muss aber die Wirtschaft endlich ihrer Pflicht nachkommen. Dafür brauchen wir das Bonus-Malus-System", so Generalsekretär Andreas Wohlmuth.

Davon hält wiederum die Industriellenvereinigung (IV) nichts. "Das österreichische Arbeitszeitrecht ist unübersichtlich und sehr restriktiv. Die Rahmenbedingungen entsprechen vielfach nicht den Notwendigkeiten einer modernen, global vernetzten Arbeitswelt", so Generalsekretär Christoph Neumayer. Ein "wesentlicher Hebel" sei auch die Senkung des Beitrags zum Familienlastenausgleichsfonds.

FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl vermisst wiederum einen Termin für den angekündigten Jobgipfel. "Seit knapp zwei Monaten verhöhnen SPÖ und ÖVP die von Arbeitslosigkeit Betroffenen samt ihren Familien", so Kickl. Er sieht darin ein Zeichen für die Brüchigkeit der SPÖ-ÖVP-Regierungskoalition. NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker vermutet, dass Hundstorfer den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit aufgegeben hat.

Dem hält Hundstorfer entgegen: "Die Zahl der gemeldeten Stellen entwickelt sich wieder in eine positive Richtung. Ende Juni liegt der Bestand an gemeldeten offenen Stellen mit 29.865 um 878 bzw. drei Prozent über dem Vorjahreswert."

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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