Ralf Rangnicks erste Mission glückte gleich auf Anhieb. Als neuer Cheftrainer übernahm er das österreichische Nationalteam in einer sportlich schwierigen und erfolglosen Phase. Der Deutsche gab gleich zu Amtsbeginn das klare Ziel aus und fixierte am Montagabend mit Rot-Weiß-Rot die dritte Teilnahme an einer Fußball-Europameisterschaft in Folge.
Gänsehaut bei Sabitzer nach fixem EM-Ticket
Trotz langer Ausfallsliste siegte das ÖFB-Team in Aserbaidschan ohne zu glänzen mit 1:0. Den Siegestreffer erzielte Marcel Sabitzer (48.) nach einem Elfmeter. "Gänsehaut. Uns bedeutet es sehr viel. Wir sind das dritte Mal in Folge dabei – das war unser Ziel. Wir haben immer gefightet und haben eine Euphorie entwickelt. Es fühlt sich gut an", freute sich Sabitzer im Gespräch mit dem ORF.
Die neu formierte Truppe hatte Probleme, in die Partie zu finden, daher ließ die erste Chance bis zur 18. Minute auf sich warten. Kapitän Konrad Laimer lupfte den Ball vor 7.000 Zuschauern, darunter etwa 400 mitgereiste österreichische Fans, nach Vorarbeit von Xaver Schlager an Aserbaidschan-Goalie Sahruddin Mahammadaliyev und am Tor vorbei.
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Es folgten Fehlschüsse von Schmid (27.) und Schlager (31.) sowie eine gute Gelegenheit von Florian Grillitsch, der vom Fünfereck nur das Außennetz traf (43.). Bei dieser Aktion wurde Abseits gepfiffen, allerdings fälschlicherweise, wie die TV-Bilder zeigten – der VAR hätten den Treffer wohl gegeben. So aber blieb es beim 0:0, auch weil die Österreicher nach Attacken an Schmid (6.) und Schlager (29.) vergeblich Elfmeter forderten.
"Überwältigendes Gefühl" bei ÖFB-Kapitän Laimer
"Das Gefühl ist überwältigend. Es ist immer etwas sehr Besonderes, sich für eine EM zu qualifizieren. Am Ende war es wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben. Wir haben gefühlt in jedem Lehrgang mit einer anderen Startformation gespielt, aber man hat gespürt, dass wir immer enger zusammenrücken, auch wenn wir natürlich noch einiges verbessern müssen. Man merkt diese Energie, diese Leidenschaft, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollten" betonte Österreichs Kapitän Konrad Laimer.
Schwacher ÖFB-Kick gegen Außenseiter
Der Auftritt der ÖFB-Elf in der ersten Hälfte war überaus enttäuschend. Laimer und Co. leisteten sich viele technische Patzer und Fehlpässe und konnten zu keinem Zeitpunkt echten Druck erzeugen. Dass Aserbaidschan selbst nur zu einer einzigen zwingenden Gelegenheit im Endspurt kam, bedeutete nur einen schwachen Trost.
"Ich habe den Jungs gesagt, dass ich sehr stolz auf sie bin. Die Quali-Gruppe war eine der schwierigsten. Sich schon am vorletzten Spieltag zu qualifizieren, ist nicht selbstverständlich, vor allem wenn man bedenkt, wie viele Spieler wir nicht zur Verfügung hatten. Das war eine außerordentliche Leistung in den letzten Wochen und Monaten", resümierte ÖFB-Coach Rangnick.
Österreichs Fußball-Nationalteam nahm das entscheidende EM-Qualifikationsspiel mit einer an vier Positionen veränderten Startformation in Angriff. Im Sturmzentrum startet Sasa Kalajdzic. Dazu setzte Teamchef Ralf Rangnick in der Offensive neu auf Köln-Kapitän Florian Kainz und erstmals von Beginn an auf Werder Bremens Romano Schmid. Statt des verletzten Kevin Danso kam Alexander Prass ins Team.
Drei Salzburger fahren zur EM 2024
Mit dabei waren drei Salzburger. Alexander Schlager aus der Landeshauptstadt ist als klare Nummer eins im Tor gesetzt. Mit Nicolas Seiwald aus Kuchl (Tennengau) und Konrad Laimer (Flachgau) haben zwei Ex-Bullen wichtige Führungspositionen eingenommen.
Sabitzer trifft erneut vom Elfmeterpunkt
Rangnick reagierte nach der schwachen ersten Halbzeit zur Pause mit einem Dreifachtausch. Prass, Kainz und Schmid machten für Marcel Sabitzer, Christoph Baumgartner und Patrick Wimmer Platz, außerdem rutschte Laimer ins Zentrum und Schlager links in die Viererkette. Diese Maßnahmen zeigten umgehend Wirkung: Einen Freistoß von Sabitzer nach Foul an Baumgartner wehrte Rahil Mammadov mit dem Oberarm ab, Sabitzer verwandelte wie schon gegen Belgien vom Elfmeterpunkt.
Wenig später gab es die Chance aufs 2:0. Die Gäste kombinierten sich über Sabitzer und Kalajdzic gut nach vorne. Der Wolverhampton-Stürmer spielte Baumgartner frei, doch der Leipzig-Profi scheiterte an Mahammadaliyev (50.). Anstatt den Sack zuzumachen, schlichen sich bei den ÖFB-Kickern danach jedoch wieder die Fehler der ersten Hälfte ein. Der nächste Torschuss ließ bis zur 75. Minute auf sich warten, Mahammadaliyev bändigte einen Sabitzer-Freistoß.
Großes ÖFB-Glück im Endspurt
Die Schlussviertelstunde verlief zunächst ereignislos, erst im Finish wurde es noch einmal turbulent: In der 91. Minute hatte das ÖFB-Team großes Glück, als Toral Bayramov aus sechs Metern nur die Außenstange traf. Wenig später sah der kurz zuvor eingewechselte Guido Burgstaller bei seinem Nationalteam-Comeback nach vierjähriger Pause Gelb-Rot (94.).
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Am Ende holte das ÖFB-Team trotz eines uninspirierten Auftritts das benötigte Resultat. Damit geht es im letzten EM-Quali-Match am 16. November in Estland nur noch um eine gute Position für die Auslosung der EM-Gruppen am 2. Dezember. Das letzte Länderspiel des Jahres steigt am 21. November im Happel-Stadion gegen Deutschland.
EM-Achtelfinale bislang Österreichs bestes Ergebnis
Österreichs Fußball-Nationalteam nimmt im kommenden Jahr in Deutschland zum vierten Mal an einer EM-Endrunde teil. Nach der Premiere bei der Heim-EM 2008 gelang zum dritten Mal in Folge die Qualifikation aus eigener Kraft. Österreich ist damit seit der Aufstockung des EM-Teilnehmerfeldes von 16 auf 24 Teams beim Turnier 2016 in Frankreich bei allen kontinentalen Männer-Endrunden vertreten gewesen.
Größter sportlicher Erfolg auf EM-Ebene war das Erreichen des Achtelfinales beim pan-europäischen Turnier 2021 unter Ralf Rangnicks Vorgänger Franco Foda. Bei Weltmeisterschaften war die ÖFB-Auswahl bisher siebenmal vertreten, zuletzt 1998 in Frankreich. Größte Erfolge der Verbandsgeschichte waren die Halbfinal-Einzüge bei den WM-Turnieren 1934 und 1954 mit den Endrängen vier bzw. drei.
Vier EM-Teilnahmen von Österreich:
- 2008 in Österreich und der Schweiz - als Gruppendritter in der Gruppenphase out
- 2016 in Frankreich - als Gruppenletzter in der Gruppenphase out
- 2021 pan-europäische EM - als Gruppenzweiter im Achtelfinale, dort out gegen Italien (1:2 n.V.)
- 2024 in Deutschland - qualifiziert
Rangnicks wahre Prüfung folgt bei EM
Das österreichische Fußball-Nationalteam ist den eigenen Ansprüchen gerecht geworden. Das bei der Amtsübernahme von Teamchef Ralf Rangnick vor eineinhalb Jahren ausgegebene erste Etappenziel EM-Teilnahme ist erreicht. Die Kür soll beim Turnier nächsten Sommer (14. Juni bis 14. Juli) in Deutschland folgen. Dem Rangnick-Team ist dort eine Überraschung zuzutrauen, wenn es seinen Prinzipien treu bleibt – und einige kleinere Problemzonen in den Griff bekommt.
Anders als sein Vorgänger Franco Foda lässt Rangick sein Team von den Leinen. Ganz im Stile des Fußballs, den der Deutsche als Sportdirektor bei Red Bull Salzburg ab 2012 implementiert hat, soll die ÖFB-Auswahl risikoreich nach vorne verteidigen. Zugutekommt Rangnick, dass viele seiner Kicker genau jene Red-Bull-Schule durchlaufen haben, die er selbst geprägt hat. Das proaktive System scheint auf das vorhandene Spielermaterial sehr gut zugeschnitten.
Aufstellungen
Aserbaidschan: Mahammadaliyev - Mammadov, Haghverdi, Krivotsyuk - Bayramov, Isayev (78. Emreli), Diniyev (65. Safarov), Mahmudov, Jafarguliyev (83. G. Aliyev) - Dadashov (83. Gurbanli), Sheydayev
Österreich: A. Schlager - Seiwald, Lienhart, Wöber, Prass (46. Baumgartner) - Schmid (46. Sabitzer), Grillitsch, X. Schlager - Laimer, Kalajdzic (82. Burgstaller), Kainz (46. Wimmer)
Tor: Sabitzer (48.)
Gelb-Rote Karte: Burgstaller (94./wiederholtes Foulspiel)
Gelbe Karten: Diniyev, Krivotsyuk, Bayramov, Sheydayev bzw. Baumgartner, Sabitzer
Bildergalerien
(Quelle: salzburg24)































