Beim möglichen Comeback von ÖFB-Teamstar Marko Arnautovic steht Red Bull Salzburg in der Champions League vor einer kniffligen Aufgabe. Für Bullen-Trainer Gerhard Struber ist das Grund genug, um einen Vergleich mit der Kult-Serie MacGyver anzustellen. Die TV-Reihe gehörte mit Schauspieler Richard Dean Anderson zu den beliebtesten Action-Serien der 80er- und 90er-Jahre. Der Geheimagent und Abenteurer wusste sich mit ausgeklügelten Tricks und mithilfe von alltäglichen Gegenständen immer wieder aus scheinbar ausweglosen Situationen zu befreien.
Amar Dedic von MacGyver-Vergleich irritiert
Angesprochen auf die Spielweise von Champions League-Vorjahresfinalist Inter Mailand sorgte Struber am Dienstag für Gelächter im Pressekonferenzraum: "Ich habe das Gefühl, dass Inter ein bisschen nach dem MacGyver-Modus arbeitet. Es ist oft nicht viel sichtbar und am Ende entsteht oft etwas Großes."
Vielen Jugendlichen der Generation Z (zwischen 1995 und 2010 geboren) wird die Kult-Serie kaum ein Begriff sein. Daher war es wenig verwunderlich, dass der 21-jährige Amar Dedic den TV-Agenten nicht kennt und sogar dabei verwundert in Richtung seines Coaches blickte. "Er sagt mir gar nichts", meinte der Rechtsverteidiger, der sich vielmehr auf das Sportliche fokussierte.
Salzburg hebt Leistungsgrenze in Champions League an
Im ausverkauften Heimspiel am Mittwoch (ab 20.50 Uhr im SALZBURG24-LIVETICKER) müssen für Salzburg gegen die Italiener Punkte her, um im Aufstiegsrennen zu bleiben. Auch wenn Inter als Weltklub übermächtig erscheint, macht den Bullen die gute Leistung bei der knappen 1:2-Niederlage im Hinspiel Mut. "Wir wollen etwas mitnehmen, das ist das klare Ziel", sagte Struber vor dem Duell mit dem Serie-A-Tabellenführer.
Auch wenn Salzburg im Oktober in der Liga und auch im Cup seine gewohnte Dominanz vermissen ließ, bot man in Mailand eine gute Leistung. Warum die Struber-Elf in der Königsklasse oft den Schalter umlegen kann? "Alleine die Anforderungen, dass uns andere Gegner gegenüber stehen, sind ein Grund dafür. Die Spiele in der Champions League sind Chancen, um unsere Grenzen zu verschieben", erklärte der Kuchler (Tennengau).

Struber kennt Inters Schwachstellen
Nicht unbedingt als schlechteres Team gingen die Bullen in der Modemetropole als Verlierer vom Platz. Der Ausgleichstreffer von Oscar Gloukh blieb letztlich unbelohnt. "Wir haben gesehen, dass wir sehr proaktiv und frech sein müssen. Auch für sehr erfahrene Spieler mit dieser Qualität sind wir dann nicht so einfach zu handeln. Wir wissen, was Inter nicht wirklich gefällt. Da sind wir in diesem Spiel schon ganz gut dahinter gestoßen", fügte Struber hinzu.
"Wenig Raum, wenig Zeit" dürfe man dem Finalisten der Vorsaison geben. "Diesen unbändigen Druck kennen sie aus der Liga so nicht. Spieler wie (Nicolo) Barella oder (Hakan) Calhanoglu glänzen mit ihren technischen Fertigkeiten. Wenn man diesen Spielern Zeit und Raum nimmt, dann nehmen wir Qualität raus", erklärte der 46-Jährige. "Wir müssen ihnen die fröhliche Luft zum Fußballspielen nehmen. Es gilt, mit einem Flow, mit einem Spirit, mit 30.000 Zuschauern im Rücken etwas in Bewegung zu bringen. Damit können wir auch so einen Gegner auf diesem Level stressen."
Arnautovic-Comeback in Salzburg schmeckt Struber nicht
Klar sei, dass gegen die Italiener, die mit einem Sieg das Achtelfinalticket sicher hätten, "vieles zusammenpassen muss". Die hohe Qualität der Truppe von Trainer Simone Inzaghi, deren Topstürmer Lautaro Martinez fast am Fließband trifft (13 Tore in 14 Partien in Liga und CL), sei evident. "Da braucht es einen Schulterschluss innerhalb der Mannschaft", forderte Struber, dessen Team als Dritter von Gruppe D mit drei Punkten aktuell je vier Zähler hinter Inter und Real Sociedad, aber noch vor dem punktelosen Schlusslicht Benfica liegt.
Dass ÖFB-Stürmer Arnautovic rund eineinhalb Monate nach seiner Verletzungspause (Oberschenkel) wieder im Inter-Kader steht, sah Struber mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Wir wissen, was er für Österreich in den letzten Jahren geleistet hat. Ich bin froh, dass Teamchef Ralf Rangnick ihn wieder zur Verfügung hat. Aber wir wissen auch, dass er am Ball fantastische Möglichkeiten hat, weil er in mehrerlei Hinsicht schwer zu kontrollieren ist. Das macht es für uns nicht einfacher. Es wäre für uns nett gewesen, wenn er die Reise zu uns nicht angetreten hätte."
Fragezeichen hinter Solets Einsatz
Struber geht mit Personalsorgen ins Spiel: Mittelfeldmann Maurits Kjaergaard ist nach seiner Schulter-Operation der Neuzugang auf der Verletztenliste, auf der auch Dijon Kameri (Gesäßmuskel), Sekou Koita (Adduktoren), Bryan Okoh (Oberschenkel), Kamil Piatkowski (Wade), Aleksa Terzic (Adduktoren) und Lukas Wallner (Oberschenkel) stehen. Innenverteidiger Oumar Solet ist wegen seines Oberschenkels fraglich. Der Einsatz des Franzosen wird sich erst nach Belastungstest beim Abschlusstraining am Dienstag entscheiden. Zumindest der langzeitverletzte Stürmer Fernando meldete sich im Mannschaftstraining zurück.
Mit ÖFB-Teamkicker Samson Baidoo stünde CL-erfahrener Ersatz bereit. Noch nicht festlegen wollte sich der Trainer auf das Spielsystem. In Mailand hatte man im ungewohnten 4-2-3-1 das Mittelfeld verdichtet und fuhr damit durchaus gut. "Ich bin in dieser Frage noch hin- und hergerissen", gab Struber an.
Wenn auch Salzburg es schafft im MacGyver-Modus zu agieren, ist den Bullen auch gegen Inter Mailand wieder eine Sternstunde zuzutrauen.
(Quelle: salzburg24)