Die bislang längste Route des legendären X-Alps wurde am Mittwoch in der Red-Bull-Base in Elsbethen (Flachgau) vorgestellt – mit einigen Überraschungen. Die Athlet:innen müssen sich über 1.283 Kilometer laufend oder fliegend durch die Alpen kämpfen, vorbei an den höchsten Gipfeln des Gebirges.
16 Wendepunkte verteilen sich über fünf Länder: Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien und die Schweiz. Start und Ziel werden erneut in Österreich liegen, aber zum ersten Mal seit 2019 führt das Rennen tief in die französischen Berge – bis nach Les 2 Alpes. Nur die Härtesten erreichen am Ende das Ziel in Zell am See (Pinzgau). Insgesamt treten 35 Teilnehmer:innen aus 17 Nationen an. Österreich ist Mitte Juni mit vier Athleten vertreten.
Top-Favorit ist allerdings ein Schweizer: Seit 2009 gewann Christian Maurer, oder auch „Chrigel the Eagle“, wie er von den Fans des Rennens genannt wird, jede Ausgabe.
Dieses Jahr geht es zum ersten Mal nach St. Moritz in die Schweiz. Und Dank des X-Wendepunktes sogar gleich zweimal. Dieser muss von den Athlet:innen nämlich sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg passiert werden. Darüber hinaus gibt es drei obligatorische Klettersteige – zwei in Italien und einen in Frankreich – die die Fähigkeit der Athlet:innen testen, steiles und technisches Terrain im Hochgebirge zu Fuß zu bewältigen.
Einzige Frau bei X-Alps: Celine Lorenz
Mit Celine Lorenz geht in diesem Jahr nur eine Frau an den Start. Die 26-jährige Deutsche wird sich im Juni mit Gleitschirm auf dem Rücken von Kitzbühel aus ins Abenteuer stürzen. 2023 war sie eine der jüngsten Teilnehmerinnen und ist amtierende Paragliding-Meisterin in ihrer Heimat.
„Es ist extrem hart, macht aber riesigen Spaß. Mich reizt es, meine Grenzen auszuloten. Und spannend ist auch, dass man nie weiß, wo man am Abend landet – heute Salzburg, morgen Kitzbühel oder sogar Italien“, erzählt sie im Gespräch mit SALZBURG24 (siehe Video oben).
Ein Jahr lang bereitet sich Lorenz akribisch auf das Rennen vor. Neben hartem Training dreht sich auch vieles um die Sponsorensuche.
200 Kilometer am Tag – Extremes Tempo
Bei der letzten Ausgabe legten die Athlet:innen im Schnitt unglaubliche 200 Kilometer pro Tag zurück. „Das ist absolut verrückt. Geht man von den Zeiten der letzten drei Rennen aus, dürfte die Rekordroute in etwa acht Tagen bewältigt werden“, erklärt Ulrich Grill, Mitbegründer des Rennens und Wahl-Flachgauer aus Fuschl.
Gemeinsam mit dem verstorbenen Extremsportler Hannes Arch rief der Steirer das Event 2003 ins Leben. „Wer hätte gedacht, dass es sich zum härtesten Abenteuerrennen der Welt entwickeln würde? Aber nur mit verrückten Ideen entstehen außergewöhnliche Dinge. Wir planen das Rennen bereits Jahre im Voraus“, so Grill.
Von Brasilien bis China: Internationale Vielfalt bei X-Alps
Auch Teilnehmer aus Brasilien, Australien, Kanada, China und Spanien wagen sich an die Herausforderung. Einer, der das Rennen bestens kennt, ist Paul Guschlbauer. Der Wahl-Adneter (Tennengau) nimmt bereits zum achten Mal teil – 2011 landete er auf Platz drei.
„Es wird wieder ein richtig krasses Rennen. Es wird jedes Mal länger und jedes Mal fragt man sich, wie das noch möglich sein kann“, sagt der erfahrene Athlet (siehe Video unten).
Vor allem die Entwicklung des Rennens beeindruckt ihn: „Als ich 2011 mein Debüt gab, brauchten wir für 800 bis 900 Kilometer noch 14 Tage. Heute schaffen sie über 1.200 Kilometer in sieben oder acht Tagen.“
Vier Mal über den Alpenhauptkamm
„Das ist eine anspruchsvolle Route für die Athlet:innen. Sie müssen den Alpenhauptkamm viermal überqueren. Starke Winde im Tal, schwierige Lufträume und begrenzte Landeoptionen machen es ihnen nicht einfach”, kommentiert Renndirektor Ferdinand Vogel die Strecke.
Extreme Belastung: Männer im Vorteil?
Was macht den Reiz dieses Rennens aus? „Man ist mit einem kleinen Rucksack und Gleitschirm mitten in den Bergen unterwegs – ein echtes Abenteuer“, sagt Guschlbauer. Doch das Rennen verlangt alles ab: Kraft, Durchhaltevermögen und mentale Stärke.
„Das X-Alps ist einfach brutal zach. Es gibt halt Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Beim Fliegen selbst haben Frauen keinen Nachteil, da geht es um Gefühl und Technik. Aber wenn sich die Belastung über viele Tage hinwegzieht, halten Männer oft länger durch“, analysiert Guschlbauer.
Ob Mann oder Frau – wer sich der Herausforderung des X-Alps stellt, muss ans Limit gehen. Die Mischung aus Gleitschirmfliegen, Bergsteigen und purer Willenskraft macht das Rennen einzigartig. Wer in Zell am See im Ziel ankommt, hat sich seinen Platz in der Extremsport-Geschichte redlich verdient.
(Quelle: salzburg24)