„Höll yeah“, „größte Legende überhaupt“ und „Mountainbike-Königin“ sind nur einige der Kommentare, die Valentina „Vali“ Höll nach ihren erfolgreichen Titelverteidigungen auf ihren sozialen Kanälen erreicht haben. Die Saalbacherin (Pinzgau) konnte ihre großen Downhill-Erfolge in einem Land feiern, in dem der Mountainbike-Sport abseits der Bikeparks größtenteils illegal ist. Wie Höll am Dienstag gegenüber SALZBURG24 erklärte, ist sie in den Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada bekannter als in der eigenen Heimat.
SALZBURG24: Vali, wie geht es dir nach der erfolgreichen Saison?
VALENTINA HÖLL: Ich bin noch ziemlich müde – erst gestern bin ich aus Kanada zurückgekommen. Es fühlt sich schon brutal an, was dieses Jahr passiert ist. Dass ich in den letzten drei Jahren beide Titel gewinnen konnte, hätte ich nie gedacht.
Du hattest viele Hürden zu überwinden, hast offen auch über Motivationsprobleme gesprochen. Wie steinig war dein Weg, um die Weltspitze zu erklimmen?
Es ist so viel schiefgelaufen und es war so viel Scheiß dabei: Ich habe mich oft nicht richtig fit gefühlt und mitten in der Saison hat ein Teil des Teams aufgehört. Trotzdem stand ich so oft wie nie zuvor auf dem Podium – mein Ziel war immer mehr Konstanz zu haben. Es hat mich extrem frustriert, dass lange kein Sieg dabei war. Dafür bin ich noch nie so oft wie heuer am Podium (sieben Mal insgesamt, Anm.) gestanden.
Valentina Höll kündigt Team-Wechsel an
Bei dir steht eine große Überraschung bevor: Kläre uns bitte auf.
In der kommenden Saison wechsle ich das Team und werde mit einem neuen Bike antreten. Offiziell wird das im Januar bekanntgegeben. Neuer Bike-Brand, neue Coaches – einfach alles neu.
Gab es bei deinem Teamwechsel klassische Vertragsverhandlungen wie bei anderen Sportarten oder wie kann man sich das vorstellen?
Die Vertragsgespräche übernimmt meine Managerin, denn während der Rennwochen will ich davon nichts hören. Am Ende möchte ich natürlich mitreden, aber so ein Prozess kann dauern – allein bis zum ersten Vertrag hat es drei Monate gebraucht.
Die größte Auszeichnung im Mountainbike-Sport ist das Regenbogentrikot nach dem Sieg bei den Weltmeisterschaften. Was bedeutet es für dich?
Das Regenbogentrikot habe ich sehr lange getragen. Für mich ist es ein Ritterschlag, ähnlich wie bei der Tour de France. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ich es tragen darf.
Welche Personen aus deinem privaten Umfeld haben Anteil an deinem Erfolgslauf?
Meine Familie, meine Freunde und mein bester Freund Devid Botter haben mich während der gesamten Saison unglaublich unterstützt. Sie machten mir immer wieder klar, dass Radfahren Spaß machen muss und dass ich mich nicht in irgendwelche Kleinigkeiten verzettel.
Verlorene Wette mit Freundin sorgt für Mountainbike-Premiere
Welchen Einfluss hat deine Freundin Mathilde Gremaud auf deinen Gemütszustand? Durch eine gewonnene Wette hat sie dich zu einer ungewohnten Maßnahme gebracht.
Meine Freundin ist selbst Profisportlerin und Olympiasiegerin. Es tut gut, mit jemandem sprechen zu können, der die Herausforderungen des Profisports versteht. Viele denken, man bekommt nur coole Gratis-Sachen, reist um die Welt und verdient dabei Geld – das stimmt zwar, aber es gibt eben auch viele Hürden und Belastungen. Sie versteht das alles.
Wir unternehmen viel gemeinsam. Sie war bei meinen Rennen vor Ort, und ich werde zu ihren Slopestyle-Weltcups nach China reisen und auch zu den Olympischen Spielen in Italien. Wir hatten sogar eine Wette: Im Mountainbike-Weltcup fahren viele mit hautengen Speed-Outfits – sie meinte, ich solle nach einem Gesamtweltcup-Sieg mal in kurzer Hose fahren. Bei einem Rennen lag ich bis zu einem Reifenplatzer ohnehin vorne. Es wäre cool gewesen, zu gewinnen und damit zu zeigen, dass ich auch mit kurzer Hose schnell bin.
Wie sieht dein perfekter Tag nach einer intensiven Saison aus?
Gerade jetzt bin ich noch mitten im Wäschewaschen und Staubsaugen. Vielleicht gehe ich am Donnerstag auf den Gletscher Skifahren. Danach freue ich mich einfach darauf, nichts zu tun – Kaffee trinken und auf der Couch entspannen.
Wie läuft es bei deiner Ausbildung im Studienzweig „Business Administration und Sport”?
Ich möchte wieder mehr Zeit ins Studium und die Prüfungen investieren, um endlich abzuschließen. Wenn ich meinen Kalender anschaue, merke ich, dass dafür nie wirklich Zeit bleibt. Es ist schon zäh, sich langweilige Folien anzusehen – oft schweife ich dann lieber zu Instagram oder TikTok ab.
"Leute in Kanada kennen mich besser als in Österreich"
In Österreich ist außerhalb der Bikeparks das Mountainbiken großteils illegal. Was wäre möglich, wenn mehr Strecken verfügbar wäre?
In Österreich haben wir eine krasse Mountainbike-Infrastruktur, deren Wert auch im Tourismus erkannt wird. Wenn die Winter schlechter ausfallen, bietet es sich an, die Lifte im Sommer länger zu öffnen. Dennoch wird es hierzulande immer schwieriger, Menschen für den Sport zu begeistern. Dabei haben wir derzeit ein starkes Team: Rosa Zierl hat den Gesamtweltcup bei den Juniorinnen gewonnen, Andreas Kolb fährt vorne mit, und im Nachwuchs tut sich sehr viel. Eine so starke Mannschaft gab es noch nie. Ohne Vorbilder geht es nicht – Mountainbiken muss mehr ins Mainstream-Bewusstsein rücken, dann geht es bergauf. In den USA und in Kanada kennen mich die Leute besser als hier in Österreich – dort sind sie leichter zu begeistern.
Hilfst du jetzt deinen Eltern auf der Hütte aus?
Die schließt leider bald und öffnet dann wieder im Winter. Zudem könnte ich übrigens nicht mit meinem Vater zusammenarbeiten.
Wie geht es bei dir weiter?
Im Dezember beginnt wieder das Training: Radfahren in Portugal und ein Videodreh mit meinem neuen Team stehen auf dem Programm.
Danke für das Gespräch.
(Quelle: salzburg24)