Marie-Theres Gruber aus St. Koloman (Tennengau) kommt eigentlich aus dem Skisport, aber beendete ihr leistungsorientiertes Training beim Skiclub Hallein (ebenfalls Tennengau) nach der Wintersaison 2023. Dabei sei es nicht an der Leidenschaft gescheitert, doch schweren Herzens traf sie die Entscheidung, mit dem Wettkampfsport aufzuhören, wie sie im SALZBURG24-Interview erzählt. "Skifahren tue ich bis heute noch gerne, aber irgendwann habe ich gemerkt, es geht da nicht weiter. Ich wollte dann nicht mehr so viel Energie, Zeit und Geld in den Sport stecken, wenn da keine Aussicht mehr war, ins Nationalteam zu kommen." Ein bisschen vermisse sie es dennoch, gesteht die 22-Jährige: "Manchmal denke ich noch dran, was wäre, wenn ich es noch weiter versucht hätte."
Doch noch im selben Jahr fand sie ihre neue Leidenschaft im Laufsport. Nach ihrem Karriereende probierte die Tennengauerin zuerst einige andere Sportarten aus, doch das Laufen hat es ihr besonders angetan. Das liege mitunter daran, dass das Laufen in der Familie liegt: Ihre jüngere Schwester Ann-Kathrin ist ebenfalls erfolgreiche Läuferin und konnte schon einige Jugend-Staatsmeister-Titel in den vergangenen Jahren holen, sodass Marie-Theres Gruber immer mal wieder bei ihren Trainingseinheiten dabei war. “Ich habe dann immer öfter mittrainiert, und irgendwann habe ich mir gedacht, so oft wie ich dann bei ihrem Training dabei bin, kann ich dann eigentlich auch richtig anfangen”, lacht die Tennengauerin.
Außerdem ist das Laufen so frei verfügbar und zu jederzeit an jedem Ort möglich – ein Privileg, das sie aus dem Skifahren nicht kannte: “Im Vergleich zum Skifahren ist es so viel zugänglicher und auch billiger, man braucht nichts zum Laufen außer Laufschuhe. Inzwischen würde ich schon sagen, dass es irgendwie auch gut war, dass ich mit dem Skifahren aufgehört habe.”
Wenn die 22-jährige Studentin über das Laufen spricht, merkt man direkt, wie fasziniert und begeistert sie von ihrem Sport ist: "Ich fühle mich, wenn ich laufe, immer lebendig." Dass das Laufen, obwohl es ein Einzelsport ist, auch eine Teamsache sein kann, mache es für sie umso schöner: "Ich gehe oft gerne auf einen Dauerlauf mit der Familie oder Freunden, egal wie schnell oder langsam man läuft, es kann jeder mitmachen." Nach dem Arbeiten oder dem Lernen für die Universität läuft die Leichtathletin aber auch gerne alleine. "So zum Kopf freikriegen", erzählt das Talent.
Vom Skifahren zur Cross-EM innerhalb von zwei Jahren
Am Anfang habe sie noch gar nicht an Erfolge gedacht, sondern einfach mit dem Laufen begonnen, weil es ihr Spaß gemacht habe. Denn für Gruber sei der Spaßfaktor am Sport enorm bedeutend: "Den hatten wir auch im Skiclub immer, das war immer lustig, was ich da erlebt habe." Schon nach kurzer Zeit kam auch beim Laufen der Leistungsgedanke dazu. “Ich habe es schon immer für mich gemacht, aber ich bin auch einfach der Wettkampftyp”, reflektiert die mehrmalige Salzburger Landesrekordhalterin. "Ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich direkt besser werde, wenn ich mehr Energie da reinstecke." Mithilfe ihrer Konditionstrainerin Nelly Hofer vom Skiclub Hallein entwickelte sie 2023 ihren ersten Trainingsplan.
Hofer, die auch die Trainerin ihrer Schwester ist, kommt ursprünglich auch aus der Leichtathletik, sodass sie Gruber mit ihrer Expertise unterstützen konnte und bis heute noch trainiert. Auch von ihrer Familie habe sie direkt Unterstützung bekommen, wofür die Mitteldistanz-Läuferin sehr dankbar sei: "Sport ist so etwas Wichtiges im Leben für mich, und dass meine Eltern mich dabei immer gefördert haben, das schätze ich sehr."
Knapp anderthalb Jahre später gelang ihr dann der große Durchbruch mit dem ersten internationalen Start für das österreichische Nationalteam bei der Cross-EM in Antalya (Türkei) im Dezember 2024. Auch heuer konnte Gruber an diesen Erfolg anknüpfen und einige neue persönliche Bestleistungen in den unterschiedlichsten Distanzen aufstellen. So konnte sie ihre 5000m-Zeit um fast eine Minute auf beachtliche 16:09,08min verbessern, ebenso die 1500m auf 4:28,06min, was gleichbedeutend mit dem Vize-Staatsmeistertitel war. "Die drei Vize-Meistertitel über die 5000m, 1500m und in der Staffel waren diese Saison schon echt cool“, schaut die Mittelstrecken-Läuferin der Union Salzburg Leichtathletik auf die erfolgreichen letzten Monate zurück. "Es war echt eine verrückte Saison."
Salzburger Läuferin wagt den Schritt in die USA
Eigentlich studiert Gruber Marketing an der Internationalen Hochschule IU, doch auch sie wagte nach dem Saisonende – wie viele andere Leichtathletinnen – nun den Schritt in die USA. Seit Mitte August ist sie nun mit einem Sportstipendium an der University of Delaware und nimmt dort ein zweites Studium im Sportmanagement auf. "Mal schauen, wie es wird, zwei Studiengänge gleichzeitig zu studieren", lacht sie. "Aber ich wollte schon immer auch Sportmanagement machen." Vorerst bleibt sie erstmal ein Jahr. Die 22-Jährige lässt sich aber offen, ob sie ihren Aufenthalt danach verlängert. "Leichtathletik hat in den USA einen ganz anderen Stellenwert als in Österreich", begründet sie ihre Entscheidung. "Es wird alles von der Uni finanziert und ist nochmal etwas ganz anderes als hier." Auch, dass sie dort eine große Trainingsgruppe hat, sei ein Grund für ihren Schritt in die USA gewesen. Nachdem ihre Schwester heuer den Sport pausiert hat, musste Gruber in Salzburg diese Saison oft alleine trainieren, doch in den USA hat sie nun 18 Trainingspartnerinnen.
Ihr Ziel für das kommende Jahr? "Ich möchte einfach noch besser werden und mich noch weiterentwickeln, aber habe noch keine konkreten Zeiten", erzählt sie. "Mal schauen, was noch so geht." Nächste Saison steht die Leichtathletik-EM in Birmingham an, doch auf das Limit schaut sie noch skeptisch, auch wenn sie die Zeiten im Hinterkopf habe. "Dieses Jahr war schon so krass für mich, und mich dann nochmal so stark zu verbessern, ist schon sehr schwer. Aber sag niemals nie", fügt sie lachend hinzu.
(Quelle: salzburg24)





