Rauball stritt am Freitag alles ab. Er habe das Schreiben beantwortet "und gesagt, dass wir Franz Beckenbauer einen Terminvorschlag zukommen lassen werden". Dieser Brief sei an das Büro Beckenbauers gegangen. Rauball entgegnete: "Was ich machen werde, ist, Franz Beckenbauer anzurufen, um die Dinge auszuräumen. Ich denke, dass wir zusammenfinden werden."
Zugleich kündigte der Präsident des Ligaverbandes an, dass der in der Affäre um die Heim-Weltmeisterschaft unter Druck geratene Beckenbauer in der nächsten Woche ein zweites Mal vor den externen DFB-Ermittlern der Wirtschaftskanzlei Freshfields aussagen werde.
Beckenbauer, der 2006 Präsident des WM-Organisationskomitees war, soll im Jahr 2000 laut DFB - vor dem Zuschlag an Deutschland - eine Vereinbarung mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner unterzeichnet haben. Der DFB hatte am 10. November erklärt, angesichts der Unterschrift von Beckenbauer gehe man von einem möglichen Bestechungsversuch aus. "Das muss man so werten, dass zumindest über diese Fragen nachgedacht worden ist", hatte Rauball geäußert. Der ausführliche Interview-Text wird nach Auskunft der SZ-Redaktion auch Äußerungen Beckenbauers zum Kernvorwurf im Zusammenhang mit Warner enthalten.
Beckenbauer selbst kann sich nicht an eine vertragliche Vereinbarung mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner erinnern. Einen Stimmenkauf hat er aber entschieden zurückgewiesen. "Ich habe immer alles einfach unterschrieben, ich habe sogar blanko unterschrieben. Ich war ja nicht nur für die WM unterwegs, ich habe ja etwas Anderes auch noch zu tun gehabt. Ich war Präsident des FC Bayern", sagte Beckenbauer bei seiner ersten ausführlichen Stellungnahme seit Bekanntwerden der Affäre im Interview der "Süddeutschen Zeitung".
Das Abkommen mit Warner sei aber vor allem ein "Entwicklungshilfe-Paket mit Ticketing-Möglichkeit" gewesen. Es sei ohnehin klar gewesen, dass Warner bei der WM-Vergabe im Juli 2000 nicht für Deutschland stimmen werde. Auch bei der ominösen Geldzahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro an die FIFA konnte sich Beckenbauer an die Details nicht erinnern. Man habe auch nicht nachgefragt, wohin das Geld bei der FIFA geflossen ist.
Im Nachhinein erscheine vieles komisch, ergänzte Beckenbauer. "Aber damals haben wir es einfach gut gemeint", betonte der "Kaiser" und wies die Bestechungsvorwürfe zurück: "Ich weiß, dass ich nichts Unrechtes getan habe. Ich habe mich mit Haut und Haaren bemüht, die WM nach Deutschland zu holen, was uns auch gelungen ist. Ich habe ein reines Gewissen. Wir haben weder bestochen, noch haben wir schwarze Kassen gehabt."
Der "SZ" sagte Beckenbauer auch, er habe Rauball und Koch nach deren Kritik einen der Öffentlichkeit bisher unbekannten "persönlich strikt vertraulichen" Brief geschrieben und Gesprächsbereitschaft signalisiert. Er werde "bei diesem Gespräch nach bestem Wissen und Gewissen Rede und Antwort stehen". Der Ehrenpräsident des FC Bayern München beklagte nun, dass weder Koch noch Rauball ihm persönlich auf sein Angebot geantwortet hätten. "Wenn man sich so lange kennt und dann kommt keine Reaktion, und Du bekommst alles nur im Fernsehen mitgeteilt: Ja, wo samma denn?"
Ende Oktober hatte Beckenbauer vor den externen DFB-Ermittlern der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer ausgesagt. Koch und Rauball hoffen, dass der Abschlussbericht bis Weihnachten, spätestens Anfang Jänner, vorliegt.
(Quelle: salzburg24)