Sportwelt

Beckenbauer rückt ins Zentrum des DFB-Skandals

Veröffentlicht: 10. November 2015 13:02 Uhr
Schlüsselfigur Franz Beckenbauer war am Dienstag im Skandal um mögliche Bestechung vor der Vergabe der Fußball-WM 2006 an Deutschland endgültig in den Fokus gerückt, der Bayer mit Wohnsitz in Salzburg musste nun neue Fragen beantworten. Ein brisanter Vertragsentwurf trage die Unterschrift des damaligen Bewerbungskomitee-Präsidenten Beckenbauer, berichteten die "Bild" und "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag. Am Nachmittag wurde bestätigt: Die Unterschrift stammt vom Kaiser.

In dem Entwurf für das Abkommen sollen dem damals vom früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner geleiteten Fußballverband für die Karibik, Nord- und Mittelamerika (CONCACAF) Leistungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zugesagt worden sein. Das Schreiben sei am 2. Juli 2000 unterzeichnet worden, vier Tage später wurde die Weltmeisterschaft vergeben. Der Beckenbauer-Vertraute Fedor Radmann, später auch Mitglied des Organisationskomitees, soll den Entwurf paraphiert haben. Das Management von Beckenbauer wollte den Bericht zunächst auf Anfrage nicht kommentieren. Später am Dienstag wurde bekannt: Beckenbauer hat unterschrieben.

Beckenbauer und die Korruptions-Figur Warner

Vier Jahre nach seinem Rücktritt von allen Ämtern war Warner Ende September lebenslang von der FIFA-Ethikkommission gesperrt worden. Der Funktionär aus Trinidad und Tobago galt als eine der korruptesten Figuren im Weltfußball und wurde von der Kammer als "Drahtzieher von Systemen, die die Gewährung, Annahme und den Empfang verdeckter und illegaler Zahlungen beinhalteten" bezeichnet. Warner war vor 15 Jahren eines von 24 stimmberechtigten Mitgliedern der FIFA-Exekutive.

Vertrags-Unterschrift vom Kaiser persönlich

Nachdem Franz Beckenbauer am Dienstag immer tiefer in Causa verwickelt hatte, stand schließlich fest: Vier Tage vor Vergabe hat er laut DFB der WM 2006 eine vertragliche Vereinbarung mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner unterschrieben. In diesem Dokument seien der Konföderation des stimmberechtigten Exekutivmitglieds "diverse Leistungen" von deutscher Seite zugesagt worden, sagte Rainer Koch, Interimspräsident des DFB, am Dienstag.

Dies seien "keine direkten Geldleistungen" gewesen, sondern unter anderem Vereinbarungen über Spiele, Unterstützung von Trainern beim Kontinentalverband CONCACAF oder Ticketzusagen für WM-Spiele an Warner selbst, erklärte Koch. Es bestehe keine Erkenntnis, ob dieser Vertrag in Kraft getreten sei. Beckenbauer sei damals nicht allein vertretungsberechtigt für den DFB gewesen. Daher seien alle festgehaltenen Absprachen abhängig von einer Zustimmung des DFB-Präsidiums gewesen.

DFB-Skandal: Niersbach war nicht der einzige Eingeweihte

"Wir haben die Bitte, dass er sich intensiver einbringt in die Aufklärung der Vorgänge", sagte Interims-Präsident Rainer Koch, der gemeinsam mit Ligapräsident Reinhard Rauball vorläufig die DFB-Geschäfte führen wird, in Richtung Beckenbauer. Der 70-Jährige hatte bereits vor zwei Wochen vor den externen DFB-Ermittlern ausgesagt - offenbar sind Fragen geblieben.

Auch die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag forderte Aufklärung von Beckenbauer. "Es ist ganz wichtig, deutlich zu machen, dass Wolfgang Niersbach nur eine der handelnden Personen war", sagte die SPD-Politikerin dem Südwestrundfunk. "Gestern hat es erste Forderungen aus dem DFB von Interims-Präsident Rainer Koch gegeben, dass zum Beispiel Franz Beckenbauer seine sehr deutliche Zurückhaltung aufgeben muss und Antworten liefern muss. Es geht auch nicht anders. Es gibt andere, die viel mehr wissen als Wolfgang Niersbach."

Der DFB strebt nun bis spätestens zur Europameisterschaft im Sommer 2016 die Wahl eines Nachfolgers für Niersbach an. "Gehen Sie davon aus, wir werden bei der Europameisterschaft ganz sicher vollständig geordnet aufgestellt sein", sagte Koch am Dienstag am Rande eines Diskussionsforums des Bayerischen Rundfunks.

Am Freitag stehen in Paris rund um das Länderspiel gegen Frankreich Gespräche von Koch, Rauball, Schatzmeister Reinhard Grindel und Generalsekretär Helmut Sandrock an. "Da werden wir uns in Ruhe zusammensetzen und besprechen, was akut ansteht", berichtete Koch.

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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