Nach dem Rücktritt Wolfgang Niersbachs führt DFB-Vize Rauball gemeinsam mit seinem Kollegen Rainer Koch interimsmäßig den DFB. Als künftige Verbandschefs aber stehen beide nicht zur Verfügung. DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel gilt nun als der aussichtsreichste Bewerber um das vakante Amt in der Frankfurter Verbandszentrale. Dort verabschiedete sich am Mittwoch Niersbach zwei Tage nach seinem Rücktritt nach Informationen vonin einer "hoch emotionalen Rede" von seinen Mitarbeitern.
Niersbach hatte die "politische Verantwortung" für den Skandal um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland übernommen und am Montag seinen Rücktritt erklärt. Im Zusammenhang mit der Affäre und nach Berichten über eine mögliche Verwicklung Maltas untersuchte die Polizei laut Medien die Büros des Fußballverbands der Mittelmeerinsel.
Generalsekretär Bjorn Vassallo sagte der "Times of Malta" (Mittwoch), Beamte einer Einheit für Wirtschaftskriminalität hätten bereits am Montag die Archive nach Dokumenten durchforstet, die zur Aufklärung beitragen könnten.
Die britische Zeitung "The Mail on Sunday" hatte berichtet, sie habe Dokumente, die bewiesen, dass ein lukrativer TV-Deal während eines geheimen Treffens des früheren Verbandspräsidenten Joe Mifsud mit dem damaligen Bayern-Präsidenten Franz Beckenbauer im Jahr 2000 besiegelt wurde. Dabei ging es um die Fernsehrechte für ein Freundschaftsspiel zwischen Malta und den Bayern 2001.
Mifsud sagte, er könne sich nicht daran erinnern, ob Beckenbauer wirklich dabei war, als der TV-Vertrag zwischen dem maltesischen Verband und der Schweizer TV-Rechte-Agentur CWL im Juni 2000 in seinem Haus unterschrieben wurde. Mifsud soll beim FIFA-Votum für die Vergabe der WM an Deutschland gestimmt haben. Beckenbauer war damals Bayern-Präsident und zugleich Chef des Bewerbungskomitees.
Der ehemalige FIFA-Vizepräsident Jack Warner hat eine vertragliche Vereinbarung mit Franz Beckenbauer oder dem WM-OK vor der Vergabe der Fußball-WM 2006 dementiert. "Ich hatte mit niemandem aus Deutschlands Organisationskomitee für die WM 2006 irgendeine Vereinbarung", wurde Warner am Mittwoch bei Sport1 zitiert.
Tags zuvor hatte der Deutsche Fußball-Bund mitgeteilt, dass Franz Beckenbauer vier Tage vor Vergabe der WM 2006 eine vertragliche Vereinbarung mit dem Funktionär aus Trinidad und Tobago unterschrieben habe. In diesem Dokument seien der Konföderation des damals stimmberechtigten Exekutivmitglieds "diverse Leistungen" von deutscher Seite zugesagt worden wie Vereinbarungen über Spiele, Unterstützung von Trainern beim Kontinentalverband CONCACAF oder Ticketzusagen für WM-Spiele an Warner selbst.
Beckenbauer wird in der Affäre um die Fußball-WM 2006 öffentlich weiter schweigen, hat aber zumindest erneute Aussagen vor den externen DFB-Ermittlern avisiert. "Franz Beckenbauer steht den zuständigen Gremien weiterhin zur Verfügung und wird sich daher öffentlich nicht äußern", teilte das Management des früheren Präsidenten des WM-Bewerbungs- und -Organisationskomitees am Mittwoch mit.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte Beckenbauer zuletzt aufgefordert, aktiver an der Aufklärung der Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergabe mitzuwirken. Der 70-Jährige soll laut DFB 2000 vor dem Zuschlag an Deutschland eine Vereinbarung mit dem früheren FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner unterzeichnet haben. Beckenbauer hatte bereits vor zwei Wochen vor den externen DFB-Ermittlern der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer ausgesagt.
(Quelle: salzburg24)