Blatter witterte einen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Festnahmen und dem Wahlkongress. "Ich spreche da nicht von einem Zufall, ich stelle zumindest die Frage, ob es Zufall war", sagte der Schweizer in seiner 20-minütigen Ansprache am Freitag in Zürich vor Vertretern der 209 FIFA-Mitgliedsländer. Es gebe Beweise, dass etwas Negatives passiert sei. "Das ist nicht gut. Und es ist nicht gut, dass es zwei Tage vor dem Wahlkongress passiert", erklärte Blatter. Wie bereits am Vortag zur Kongress-Eröffnung stellte er den jüngsten Skandal mit Festnahmen von sieben Fußball-Funktionären nicht als Vergehen der FIFA dar. "Die Schuldigen, wenn sie denn als schuldig verurteilt werden, das sind Einzelpersonen, das ist nicht die gesamte Organisation", erklärte der Schweizer.
FIFA-Präsident wird heute gewählt
Kongress-Höhepunkt ist die Wahl des Präsidenten, bei der Blatter gegen Prinz Ali bin al-Hussein weiterhin als Favorit gilt. "Die Ereignisse von Mittwoch haben einen echten Sturm ausgelöst", sagte Blatter zur Festnahme von sieben Funktionären, darunter seine Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Blatter verlor im Zuge der Korruptionsaffäre etwas Rückhalt. Die Fußballverbände der USA, Kanadas, Australiens und Neuseelands dürften nun für dessen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein stimmen. Blatter gilt aufgrund der Unterstützung aus Afrika und Asien allerdings weiter als klarer Favorit.
Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich
Im ersten Wahlgang ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 209 stimmberechtigten Verbänden erforderlich, im zweiten eine Mehrheit von mehr als 50 Prozent. "Ich denke, wir werden eine wesentlich knappere Wahl erleben, als die Leute vor einigen Wochen vorausgesagt haben", meinte US-Verbandschef Sunil Gulati. Laut Gulati, der dem Exekutivkomitee des Weltverbandes angehört, wird auch der kanadische Verbandspräsident Victor Montagliani für den jordanischen Gegenkandidaten stimmen.
Enges Ergebnis erwartet
Australiens Verband sowie voraussichtlich ein großer Teil der europäischen Föderationen dürfte ebenfalls Al-Hussein wählen. Auch der neuseeländische Verband gab am Freitag in Zürich bekannt, doch nicht für den 79-jährigen Schweizer zu stimmen: Angesichts der Entwicklung in den vergangenen 48 Stunden sei man zu der Auffassung gelangt, dass sich bei der Fifa so schnell wie möglich etwas ändern müsse, und dies könne nur mit einem neuen Präsidenten geschehen. Das Wahlergebnis wird als knapp prognostiziert.
(APA/SALZBURG24)
(Quelle: salzburg24)