Sportwelt

Blatter: Habe nie Geld von Beckenbauer oder DFB gefordert

Blatter wie Behauptungen einer Zahlungsforderung zurück
Veröffentlicht: 25. Oktober 2015 12:49 Uhr
FIFA-Präsident Joseph Blatter hat nach eigenen Worten weder von Franz Beckenbauer noch vom Deutschen Fußball-Bund eine Zahlung von zehn Millionen Schweizer Franken gefordert. "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht", sagte der derzeit suspendierte Chef des Fußball-Weltverbandes der Zeitung "Schweiz am Sonntag".

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte am Donnerstag unter Berufung auf Beckenbauer erklärt, mit dem Geld habe der DFB einen Zuschuss in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken (231,63 Mio. Euro) für die Organisation der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gesichert. Bei einem Gespräch zwischen Beckenbauer und Blatter im Jänner 2002 sei der Zuschuss in Aussicht gestellt worden.

Im Gegenzug sei die Forderung aufgetaucht, umgerechnet 6,7 Millionen Euro an die FIFA-Finanzkommission überwiesen werden. Der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus habe zugesagt, dies zu tun. Vor zehn Jahren war eine Rück-Zahlungsanweisung an Louis-Dreyfus vom WM-Organisationskomitee genehmigt worden. Warum die FIFA über ein Kulturprogramm in die Zahlung verstrickt sei, wisse er nicht, erklärte Blatter: "Ich war nicht involviert."

Auch mit Blick auf eine Zahlung über zwei Millionen Schweizer Franken an den ebenfalls suspendierten UEFA-Präsidenten Michel Platini meinte der 79 Jahre alte Schweizer, er fühle sich vorverurteilt. Wegen seiner Suspendierung ging Blatter auf die Vorwürfe nicht näher ein.

Einen vorzeitigen Rücktritt vor der Wahl seines Nachfolgers am 26. Februar schloss er aus. "Ich will nach 41 Jahren bei der FIFA einen würdigen Abgang", sagte Blatter. Unterstützende Briefe habe er unter anderen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping erhalten. Auch viele Nationalverbände drückten ihre Unterstützung aus. "Diese Solidarität tut sehr gut", sagte Blatter.

Der frühere deutschen Innenminister Otto Schily (1998-2005) hat unterdessen den ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger im Zusammenhang mit der ominösen Zahlung der 6,7 Millionen Euro vor der WM 2006 heftig attackiert. Der "Bild am Sonntag" sagte Schily, es sei äußerst fragwürdig, dass sich Zwanziger in der Affäre um die Überweisung an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus "als 'Ankläger'" gebärde. Nach allem, was bisher bekannt geworden sei, sollte er sich "eher in der Rolle des Beschuldigten sehen".

Der frühere Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sei im Organisationskomitee für die WM 2006 der Finanzverantwortliche gewesen. Er gehe davon aus, dass Zwanziger "von vornherein wusste, für welchen Zweck er die Überweisung von 6,7 Millionen Euro freigezeichnet hat", erklärte Schily und kritisierte, dass Zwanziger sich Zeit mit der Aufklärung gelassen habe. Er bezeichnete dies als "eine sehr seltsame Ruhepause seines Gewissens als Finanzverantwortlicher im Organisationskomitee des DFB".

Zwanziger hatte am Samstag der Deutschen Presse-Agentur erklärt, weil er die wahren Hintergründe der Millionen-Zahlung nicht gekannt habe, habe er während seiner Amtszeit keine Untersuchung eingeleitet. Auch DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und Präsidiumsmitglied Oliver Bierhoff hatten zuvor angeprangert, dass Zwanziger die Affäre schon in seiner Amtszeit hätte angehen können.

Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag) zufolge solle die FIFA Mitte 2003 insgesamt 40 Millionen Euro vom deutschen WM-Organisationskomitee verlangt haben. 33 Millionen seien für Informations-Technik bei der WM vorgesehen gewesen, sieben Millionen Euro "zum Zeichen der deutschen Solidarität mit Afrika", heißt es unter Berufung auf OK-Unterlagen.

Das Organisationskomitee um den Vorsitzenden Franz Beckenbauer habe dies laut einem Brief-Entwurf, der sich in den Akten der Bundesregierung befinde, abgelehnt. "Unter Einschaltung der Regierung" sei eine Lösung gefunden worden, in der es um spätere Zahlungen von 20 Millionen Euro und eine Beteiligung des OK an eventuellen Gewinnen gegangen sei, berichtete die Zeitung weiter.

Das deutsche Innenministerium teilte auf Anfrage mit, es könne den Bericht "aktuell" nicht bestätigen: "Eine abschließende Bewertung bedarf der Auswertung der umfangreichen Aktenbestände im BMI." Die Verbände verwiesen auf ihre jeweiligen eigenen Ermittlungen. Die FIFA lässt eine Untersuchung durch externe Rechtsberater durchführen, und der DFB hat eine Prüfung des Sachverhalts durch die Wirtschaftskanzlei Freshfields eingeleitet.

(Quelle: salzburg24)

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