DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und Präsidiumsmitglied Oliver Bierhoff hatten angeprangert, dass Zwanziger die Affäre schon in seiner Amtszeit hätte angehen können. "Es ist lediglich zu sagen, dass sich zwischen 2005, dem Datum der Überweisung, und 2012 die Einschätzung zwischen allen Beteiligten, dass es sich um eine Provisionszahlung gehandelt haben soll, nicht geändert hat", betonte Zwanziger. Er werde nun Fragen in der internen DFB-Untersuchung durch die Wirtschaftskanzlei Freshfields beantworten.
Laut DFB-Präsident Wolfgang Niersbach war zunächst 2002 vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus eine Zahlung zur FIFA geflossen, um vom Weltverband für das Organisationskomitee eine Unterstützung in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken (231,63 Mio. Euro) zu erhalten. Vor zehn Jahren war dann eine Rück-Zahlungsanweisung an Louis-Dreyfus für 6,7 Millionen Euro auch von Zwanziger unterschrieben worden.
"Erst 2012 erfuhr ich aus Informationen der dann geöffneten ISL-Akte, dem dort wiedergegebenen Schmiergeldteppich und einer Information von Günter Netzer neue Aspekte", sagte Zwanziger. "Genau deshalb habe ich 2012 und 2013 gebeten, dass man dies einmal überprüft. Zu meiner Amtszeit gab es dazu keine Erkenntnisse."
Der "Spiegel" hatte aus einem Dossier des Zwanziger-Anwalts zitiert, dass Zwanziger von Netzer erfahren habe, dass das Geld "für die vier Stimmen der Asiaten im FIFA-Exekutivkomitee verwendet" worden sei. Das Gremium hatte über die WM-Vergabe an Deutschland entschieden.
Der frühere DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt wies indes Zwanzigers Darstellung über den Empfänger der umstrittenen Millionen-Zahlung im Vorfeld der WM 2006 zurück. Der Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes hatte berichtet, dass Schmidt ihm diese Woche gesagt habe, dass die 6,7 Millionen Euro des damaligen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus an Mohamad bin Hammam gegangen seien.
"Es ist ungeheuerlich, dass Theo Zwanziger den Inhalt eines privaten Telefonats an die Öffentlichkeit bringt", sagte der damalige Organisationskomitee-Vize Schmidt der "Bild"-Zeitung. "Der Name Bin Hammam ist möglicherweise gefallen. Aber ich werde nicht behaupten, dass er Empfänger des Geldes ist. Ich weiß es einfach nicht."
Der 2012 lebenslang gesperrte Bin Hammam war lange Zeit Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees und der Finanzkommission des Fußball-Weltverbands. Er unterstützte 2002 Amtsinhaber Joseph Blatter in dessen Wahlkampf um das Amt des FIFA-Präsidenten.
In der Affäre um die Fußball-WM 2006 sorgt indes der Bericht über eine vermeintliche finanzielle Forderung des Weltverbands für neue Fragen. Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag) zufolge solle die FIFA Mitte 2003 insgesamt 40 Millionen Euro vom deutschen WM-Organisationskomitee verlangt haben. Sieben Millionen Euro davon "zum Zeichen der deutschen Solidarität mit Afrika".
33 Millionen seien für Informations-Technik bei der WM vorgesehen gewesen, heißt es unter Berufung auf OK-Unterlagen. Das Organisationskomitee um den Vorsitzenden Franz Beckenbauer habe dies laut einem Brief-Entwurf, der sich in Akten der Bundesregierung befinde, abgelehnt.
"Unter Einschaltung der Regierung" sei eine Lösung gefunden worden, in der es um spätere Zahlungen von 20 Millionen Euro und eine Beteiligung des OK an eventuellen Gewinnen gegangen sei, berichtete die Zeitung weiter. Das deutsche Innenministerium teilte auf Anfrage mit, es könne den Bericht "aktuell" nicht bestätigen: "Eine abschließende Bewertung bedarf der Auswertung der umfangreichen Aktenbestände im BMI."
(Quelle: salzburg24)