Verliert der FC Red Bull Salzburg am Sonntag im Gipfeltreffen der Bundesliga, ist der ferne Traum von der Titelverteidigung wohl endgültig geplatzt. Konkurrent Austria Wien hat bei aktuell 13 Zählern Vorsprung den 24. Meistertitel der Clubgeschichte auf dem Servierteller. Die Violetten haben mit Salzburg aber ihre Probleme. In den beiden bisherigen Saisonduellen hat man die Salzburger Abwehr noch nicht bezwungen, die Mozartstädter gehen ungeschlagen in das Duell und könnten den Rückstand auf zehn Punkte reduzieren.
Keine Kampfansagen von Salzburg
Kampfansagen blieben vonseiten der Salzburger dennoch aus. Die Favoritenrolle wurde den Wienern überlassen. "Wir spielen gegen die nach 26 Spieltagen erfolgreichste Mannschaft, die je in Österreich gespielt hat. Normalerweise ist man dann kein Favorit. Aber wir trauen uns trotzdem zu, guten Fußball zu spielen und etwas mitzunehmen. Das haben wir ja schon gezeigt", spielte Trainer Roger Schmidt auf das 1:0 in der Generali Arena im Herbst an. Gerade die gute Bilanz gegen die Austria - in den jüngsten zehn Duellen setzte es nur eine Niederlage - gibt Salzburg Kraft.
Letztes Hoffen von Salzburg
Für den Budgetkrösus der Liga scheint der Auftritt in der ausverkauften Heimstätte des direkten Konkurrenten die letzte Chance, der Austria den Titelgewinn noch einmal streitig zu machen. Nach außen hin ist im "Bullen-Stall" davon aber keine Rede. "Wir brauchen nicht rechnen, weil der Abstand zu groß ist und wir nicht jene Konstanz haben, die wir uns vorstellen. Es geht im Moment darum, den zweiten Platz abzusichern und unser Selbstwertgefühl zu heben", meinte Schmidt.
Dennoch: Salzburg hofft insgeheim auf die Trendumkehr und ein mögliches Finale in der letzten Runde gegen die Austria in Wals-Siezenheim. Dazu wäre jedoch ein Sieg in Wien unumgänglich. Schmidt hoffte jedenfalls darauf, in der Bundeshauptstadt "ein Zeichen zu setzen. Am Sonntag zu gewinnen würde uns richtig gut tun. Es wäre Ansporn, im letzten Viertel wieder richtig Gas zu geben."
„Besonderes Spiel“ gegen Salzburg
Die überlegenen Tabellenführer aus Wien nehmen das Spiel gegen Salzburg ebenso nicht auf die leichte Schulter. "Wenn man gegen den Abstieg oder um die Meisterschaft spielt, gibt es nur wichtige Spiele. Aber es gibt auch besondere, und gegen Salzburg ist so eines", sagte Austria-Trainer Peter Stöger vor dem Schlager der 27. Runde. 17 Runden ist seine Elf bereits ungeschlagen, die bis dato letzte Niederlage mussten die Favoritener aber ausgerechnet zu Hause gegen den regierenden Meister einstecken: Am 22. September 2012 ging die Austria nach einem späten Treffer von Valon Berisha (86.) als 0:1-Verlierer vom Platz.
Bereits damals stand die auf mehreren Rekordkursen haltende Austria an der Tabellenspitze. Von dieser ließen sich die Wiener nicht mehr verdrängen. Beim Retourspiel in Salzburg trennten sich die beiden Teams Anfang Dezember 0:0. Demnach ist Salzburg die einzige Mannschaft, gegen die die Austria in dieser Saison noch nicht gewinnen konnte bzw. gegen die noch nicht einmal ein Tor gelang. In den jüngsten zehn Liga-Duellen schaute für die Austria überhaupt nur ein Sieg heraus. Dies soll sich am Sonntag ändern.
Austria will erstmals voll anschreiben
Auch wenn der Austria mit einem Remis wohl nicht unzufrieden wäre, will die stärkste Offensive der Liga (65 Tore) um den 27-fachen Torschützen Philipp Hosiner auch gegen den Verfolger zuschlagen. "Uns zeichnet das Spiel nach vorne aus, und da wollen wir nichts verändern. Wir haben gegen Salzburg noch nicht gewonnen, unser Ziel ist es, auch im direkten Duell einmal voll anzuschreiben", erklärte Stöger.
Salzburg agiert unter Wert
Dass die im Frühjahr noch alles andere als überzeugenden Salzburger derzeit unter ihrem Wert agieren, ist dabei auch der Austria bewusst. "Von der Qualität der Spieler ist Salzburg über alle anderen Mannschaften in der Liga zu stellen", sagte Stöger - um im selben Atemzug zu ergänzen: "Aber Fußball ist eben ein Teamsport." Dennoch stellte Stöger fest, dass die Austria gegen Salzburg "in beiden Spielen Probleme hatte".
An Motivation mangelt es der Austria nicht. Die Aussicht auf den Titel soll beflügeln, Druck von außen lässt Stöger nicht zu. Rechenspielen verwehrt er sich. "Wir wollen nicht daran denken, wann es soweit ist, als Meister festzustehen. Wenn es in der letzten Runde passiert, habe ich auch kein Problem damit. Eine Saison dauert lange, da gilt es von Runde zu Runde zu denken. Das haben meine Spieler auch kapiert", sagte Stöger.
Die Austria kann im Liga-Hit jedenfalls aus dem Vollen schöpfen. Einzig Nacer Barazite (Aufbautraining nach Knieproblemen) steht nicht zur Verfügung. Bei den zuletzt im Training geschonten Kaja Rogulj und Tomas Jun soll es sich laut Stöger für Sonntag ausgehen. Vertrauen darf die Austria auf die Unterstützung von den Rängen. Von 12.500 Karten waren bis Freitagvormittag noch 700 zu haben. Aus Salzburg kündigten sich rund 300 Auswärtsfans an.
Scouts interessiert am Spitzenspiel
Auf der Tribüne werden neben Teamchef Marcel Koller auch Scouts erwartet. Angesagt haben sich Vertreter aus der deutschen Bundesliga (Bremen, Stuttgart, HSV, Leverkusen) ebenso wie von Spartak Moskau, Olympique Marseille oder den Bolton Wanderers. Die Austria will ihre Mannschaft mit Blick auf die Qualifikation für die ertragreiche Champions League aber halten. "Wir haben die gute Situation, dass alle Spieler laufende Verträge haben. Und wir wollen mit der derzeitigen Mannschaft auch in die Quali gehen", stellte Sport-Vorstand Thomas Parits klar.
(APA / Salzburg24.at)
(Quelle: salzburg24)