Oscar Piastri hat beim Großen Preis von Spanien seinen fünften Saisonsieg gefeiert und die Führung in der Formel-1-Gesamtwertung wieder ausgebaut. Der Australier gewann am Sonntag nördlich von Barcelona einen taktisch geprägten Grand Prix knapp vor seinem McLaren-Teamkollegen Lando Norris und Ferrari-Pilot Charles Leclerc, der von einer späten Safety-Car-Phase profitierte. Titelverteidiger Max Verstappen musste sich im Red Bull nach einem Eklat mit Platz zehn begnügen.
Absichtlicher Verstappen-Crash in Spanien
Denn der Niederländer kollidierte in einer turbulenten Schlussphase absichtlich mit Mercedes-Star George Russell und kassierte dafür eine Zehn-Sekunden-Strafe. Russell wurde Vierter vor Nico Hülkenberg im Sauber und Lewis Hamilton im zweiten Ferrari. Im WM-Ranking führt Piastri, der den siebenten GP-Sieg seiner Karriere feierte, nach neun von 24 Rennen nun zehn Punkte vor Norris, Verstappen liegt bereits 49 Zähler zurück. "Es war ein ganz tolles Wochenende für uns. Bis jetzt ist es ein tolles Jahr", sagte Piastri zufrieden.
Das Wut-Manöver von Max Verstappen hat beim Großen Preis von Spanien reichlich Verwunderung ausgelöst. In einer turbulenten Schlussphase kollidierte der Formel-1-Weltmeister mit seinem Red Bull absichtlich mit dem Mercedes von George Russell und verspielte wegen einer Zehn-Sekunden-Strafe wichtige Punkte im WM-Kampf. "Ich habe das auch schon mal gemacht", sagte der zweitplatzierte McLaren-Pilot Lando Norris nach Ansicht der TV-Bilder vor der Siegerehrung. "In Mario Kart."
"Vergessen, dass das Formel 1 ist"
Auch Russell war nach Rennende überrascht und konnte sich die Fahrweise des Vierfach-Champions nicht erklären. "Vielleicht hat er vergessen, dass das ein Formel-1-Rennen ist und kein Simulator-Rennen. Es war sehr überraschend für mich, dass er so fährt. Ich war glücklich, dass ich keinen großen Schaden am Auto hatte. Ich weiß nicht, was da bei ihm im Kopf vorgegangen ist", sagte der Brite, der hinter dem McLaren-Duo Oscar Piastri, Norris sowie Leclerc den vierten Platz belegt hatte.
Mercedes-Boss Toto Wolff versuchte, eine Erklärung zu finden. "Er hat sich vielleicht gedacht, er lässt ihn kurz vorbei und überholt ihn dann wieder zurück?", fragte der Wiener im ORF. Die Aktion bewertete Wolff wie viele im Paddock. "Das war Road Rage, das kann es nicht sein." Wenn man sich ärgert, müsse man sich "schon ein bisschen unter Kontrolle halten". Denn Verstappen ließ Russell anscheinend freiwillig vorbei, nur um kurz vor der Kurve zu beschleunigen und den Mercedes-Piloten inklusive harter Berührung wieder zu überholen. "Er verwendet das Auto wie einen Rammbock", urteilte ORF-Experte Alexander Wurz.
Helmut Marko sah Frust bei Verstappen
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko verteidigte seinen Schützling, der nach einer ungünstigen Reifenwahl des Austro-Rennstalls nicht amüsiert war. "Es war eine aufgereizte Stimmung. Dann ist schon ein gewisser Frust da, der sich in der Fahrweise ausdrückt", erklärte der Steirer bei Sky. Für ihn sei es verständlich gewesen, dass Verstappen frustriert war.
Der Titelverteidiger hatte sich in Montmelo auf Podestkurs befunden, ehe eine späte Safety-Car-Phase alles durcheinanderwürfelte. Aus Mangel an Alternativen erhielt der Niederländer von seinem Team einen frischen harten Reifensatz. "Die Alternative wäre ein sieben Runden alter Soft gewesen", sagte Marko. "Da war die Annahme, dass der harte Reifen die bessere Lösung ist. Der war in der Aufwärmung aber eine Katastrophe und im Grip mindestens eine Sekunde langsamer als die Konkurrenten auf den Soft."
Verstappen wenig auskunftsfreudig
Verstappen musste Leclerc nach einem verpatzten Restart ziehen lassen, gegen Russell verteidigte er seine Position nach einer Berührung durch den Briten in der ersten Kurve außerhalb der Strecke. Deshalb erhielt Verstappen von seinem Renningenieur die Anweisung, den Silberpfeil überholen zu lassen. Die Rennkommissare erklärten nach dem Rennen allerdings, dass sie überhaupt nicht eingegriffen hätten.
Nach dem Rückfall in alte Verhaltensmuster - in der Vergangenheit war Verstappen für seine oft zu aggressive Fahrweise, die oft in Kollisionen endete, bekannt - war er wenig auskunftsfreudig. "Es war schade mit dem Safety Car, ich hatte nur noch harte Reifen, die haben nicht funktioniert. Ich hatte keinen Grip. Bis dahin war es ein positives Rennen, ein dritter Platz war möglich", sagte er bei RTL. Am Ende wurde es ein zehnter Platz und damit ein WM-Punkt.
Ex-Weltmeister Nico Rosberg hatte während des Rennens mit einer Disqualifikation für Verstappen gerechnet. "Das war furchtbar. Das muss die schwarze Flagge geben, da gibt es keine andere Möglichkeit", sagte der Deutsche bei Sky.
Stroll muss zuschauen
In der Startaufstellung standen nur 19 Autos, da Aston-Martin-Pilot Lance Stroll kurzfristig verletzungsbedingt zuschauen musste. Der Kanadier hadert seit Wochen mit Schmerzen in seiner nach einem Radunfall im Jahr 2023 operierten rechten Hand, ob er in zwei Wochen bei seinem Heim-Grand-Prix am Start stehen wird, ist offen.
Die Ausgangslage auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya in Montmelo versprach mit dem langen Weg zur ersten Kurve jedenfalls Spannung. Pole-Setter Piastri erwischte einen guten Start und setzte sich komfortabel ab. Dahinter zog Verstappen an Monaco-Sieger Norris vorbei, Russell hatte indes größere Probleme und verlor zwei Positionen an das Ferrari-Duo. Das englische Fußball-Nationalteam, das vor dem WM-Qualispiel in Andorra einen Ausflug zur Motorsport-Königsklasse unternahm, erlebte danach mit, wie Hamilton seinen schnelleren Ferrari-Kollegen Leclerc nach einer Stallorder vorbeilassen musste.
Verstappen setzt McLaren mit mehreren Stopps unter Druck
Bei heißen Temperaturen in Katalonien stand das Reifenmanagement im Vordergrund, in dieser Saison eine Stärke des McLaren. "Kein Grip im Vergleich zu ihnen", funkte Verstappen konsterniert. Deshalb kam Norris schnell wieder in Schlagdistanz zum Niederländer und ging in der 13. von 66 Runden vorbei. Red Bull entschied sich daraufhin für einen früheren Boxenstopp, McLaren drehte an der Spitze unbeeindruckt davon seine Runden.
Nach der ersten Boxenstopp-Serie übernahm Verstappen dank den Soft-Reifen die Führung, das Papaya-Team setzte auf Medium-Reifen. Während Verstappen mit einer Drei-Stopp-Strategie sein Glück suchte, verteidigte McLaren seine Doppelführung in der ursprünglich geplanten Zwei-Stopp-Variante. Der Vierfach-Champion fuhr nach seinem zweiten Stopp zwar knapp vier Sekunden hinter dem McLaren-Duo, musste in der 48. Runde aber als erster Fahrer des Trios wieder zum Reifenwechsel. Norris konterte, kam vor Verstappen wieder auf die Strecke und verteidigte seinen zweiten Platz auch trotz mehrerer Überrundungen.
Spätes Safety Car
Elf Runden vor dem Ende parkte Andrea Kimi Antonelli seinen Mercedes nach einem technischen Defekt im Kiesbett und verursachte eine Safety-Car-Phase. Während die beiden McLaren-Boliden auf gebrauchte Soft-Reifen wechselten, entschied sich Red Bull für den härtesten und langsamsten Reifensatz. Verstappen erwischte einen katastrophalen Restart und musste Leclerc ziehen lassen. Auch Russell wollte am Weltmeister vorbei, der sich aber wehrte und den Mercedes-Fahrer trotz einer Teamanweisung nach einer Kollision nicht überholen lassen wollte. Dann verlor Verstappen seine Nerven: Er deutete an, langsamer zu werden, crashte dann absichtlich mit Russell und wurde von den Stewards umgehend zurückgereiht. An der Spitze fuhren Piastri und Norris locker zum Doppelsieg.
(Quelle: apa)