Völlig überraschend hat der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer am Donnerstag in Bormio seinen Rücktritt vom alpinen Skisport erklärt. Der 32-Jährige war am Mittwoch in der Abfahrt schon nicht an den Start gegangen, Magen-Darm-Probleme wurden als Grund angegeben.
Matthias Mayer "hat nicht mehr so den Biss"
Am Tag danach gab er via ORF und Facebook sein Karriereende bekannt. "Ich habe heute meine letzte Besichtigung gemacht und das reicht mir. Ich habe nicht mehr so den Biss", sagte Mayer.
"Ich habe die letzten Tage ein bisschen nachgedacht und muss sagen: Für mich ist die Zeit gekommen, dass ich zurücktrete aus dem alpinen Ski-Weltcup. Es war letztes Jahr eine gewaltige Saison mit der dritten Goldmedaille. Ich bin heuer gut reingestartet, ich bin zufrieden, aber es reicht einfach. Es ist eine gute Sache für mich."
Am Vormittag reagierte der ÖSV auf den überraschenden Rücktritt: "Matthias hat uns nicht nur in vielen Rennen, sondern auch mit dem Zeitpunkt seines Rücktritts überrascht, aber das ist seine persönliche Entscheidung und die gilt es zu respektieren", so ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober in einer ersten Reaktion. "Wir können nur Danke sagen, für die vielen magische Momente, die er uns beschert hat. Ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute für die Zukunft und hoffe, dass er dem Skisport und dem ÖSV, mit dem vielleicht nötigen Abstand, in irgendeiner Funktion erhalten bleibt."
Erfolgreichster Olympia-Skifahrer Österreichs
Mit drei Gold- und einer Bronzemedaille avancierte der 32-jährige Kärntner in seiner Karriere zum erfolgreichsten alpinen Skifahrer Österreichs bei Olympischen Spielen, zusätzlich holte er elf Siege und 45 Podestplätze im Weltcup.
Bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking holte Matthias Mayer je einmal Gold (Super-G) und Bronze (Abfahrt). Mit insgesamt dreimal Gold und einmal Bronze übertrumpfte er sogar den legendären Toni Sailer (drei Gold). Der Kärntner stand zuvor bei den Spielen in Sotschi 2014 (Abfahrt) und Pyeongchang 2018 (Super-G) bereits am obersten Treppchen und schloss mit insgesamt dreimal Speed-Gold bei Olympia zu Rekordhalter Kjetil Andre Aamodt (NOR) auf, der dreimal im Super-G siegreich war.
Mentale Stärke als Trumpf
Sein Debüt im Weltcup gab Mayer im Februar 2009, seinen letzten Sieg feierte er im November 2021 bei der Abfahrt in Lake Louise. Während es in 14 Rennen bei fünf Weltmeisterschaften noch nicht zu einer einzigen Medaille gereicht hat, schien der olympische Vierjahres-Rhythmus wie geschaffen für Mayer zu sein. "Er ist einfach ein Großer und für so ein Ereignis geschafften. Das ist man, oder ist man nicht", stellte Abfahrtstrainer Sepp Brunner fest. Der Athlet selbst gab der mentalen Einstellung immer viel Gewicht: "Dass man geistig voll am Höhepunkt ist, damit man mit der Lockerheit reingeht, mit der man am Ende auch schnell sein kann."
Schwerer Sturz in Gröden
Allerdings lief es in Mayers Karriere nicht immer geschmeidig: Zwischen den Goldmedaillen 2014 und 2018 lag eine lange Zwangspause. Im Dezember 2015 hatte er sich bei einem Abfahrtssturz in Gröden schwer verletzt. Bruch des siebenten Brustwirbels, Eindellung des sechsten Wirbels und 18-gradige Fehlstellung der instabilen Wirbelsäule lautete die Diagnose.
Es war seine zweite große Leidensgeschichte. Im April 2012 ließ Mayer eine Sprunggelenksverletzung und einen alten Zehenbruch therapieren, was sich als Klacks zu dem herausstellte, was danach folgte: Eine "reaktive Arthritis" wurde diagnostiziert, die durch Darmbakterien nach dem Verzehr von verdorbenem Fleisch ausgelöst worden war. Mayer fühlte sich erschöpft, bekam Fieber, entzündete Gelenke und musste ins Krankenhaus. 15 Kilogramm verlor er.
Sport-Star mit sozialer Ader
Seit Juni 2020 ist der Kärntner mit Claudia verheiratet. Die Familie Mayer, Matthias ist der Sohn von Helmut Mayer, der 1988 im ersten olympischen Super-G die Silbermedaille gewann, hat auch eine große soziale Ader. 2015 kümmerte sie sich zusammen mit Freunden in Afritz um zwei irakische Familien, die es nach sechsmonatiger Flucht in Schlauchbooten und zu Fuß bis nach Österreich geschafft haben. In Yanqing darauf angesprochen, meinte der Olympiasieger: "Das war eine spezielle Ausnahmesituation und mein Beitrag, den ich leisten wollte. Eine Familie ist noch da, da gibt es noch Kontakt."
(Quelle: apa)