Während die ÖVP in den beiden letzten Jahren von einem wahren Rücktritts-Reigen heimgesucht wurde, gab es in der SPÖ weniger - und vor allem deutlich weniger prominente - Abgänge.
Rücktritte im Jahr 2011
Im März 2011 legte der langjährige Wolfsberger Bürgermeister Gerhard Seifried sein Amt nieder. Der Kärntner Politiker begründete seinen Schritt damit, dass er das Gefühl habe, nichts mehr bewegen zu können. Der Journalist und Quereinsteiger war über viele Jahre hinweg als SP-"Zukunftshoffnung" gehandelt worden, er machte sich auch als vehementer innerparteilicher Kritiker einen Namen.
Im September des Vorjahres warf der Grazer Kurzzeit-Parteichef Edmund Müller das Handtuch. Er ging nach nur neun Monaten an der Parteispitze, nachdem er innerparteilich wiederholt Kritik ausgesetzt worden war. Den entscheidenden Ausschlag gegeben haben dürften dann wohl schlechte Umfragewerte der SPÖ und die Aussagen von Landesparteichef Franz Voves, der meinte, er hätte sich von Müller mehr erwartet.
SP-Abgänge 2012
Eine Alko-Fahrt beendete die Karriere des Villacher Vize-Bürgermeisters Richard Pfeiler im März diesen Jahres. Er verursachte zwischen Villach und Klagenfurt einen Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss und nahm sofort den Hut.
Letzter prominenter Rücktritt innerhalb der SPÖ war jener von Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Hannes Gschwentner im Juni. Nach etwas mehr als zehn Jahren als Vorsitzender der Tiroler Genossen machte er den Schritt, im Herbst legte er auch sein Regierungsamt zurück. Als Grund für seinen Rücktritt gab Gschwentner an, keine hundertprozentige Unterstützung aus der Partei mehr zu haben.
Folgenlos blieb der neuerliche Stimmenverlust bei der Graz-Wahl im November. Neo-Parteichefin Martina Schröck blieb im Sattel, Landesparteichef Voves attestierte ihr "großes Potenzial".
Rücktritte der anderen Parteien
Deutlich spektakulärere Rücktritte boten in jüngster Zeit andere Parteien: Vor allem ÖVP und FPK warteten in den vergangenen Jahren mit Rücktritten auf - die meisten im Zuge von Korruptionsaffären. Einen der aufsehenerregendsten Abgänge legte Ex-Innenminister Ernst Strasser im März 2011 hin. Der damalige Leiter der ÖVP-Delegation im EU-Parlament war britischen Enthüllungsjournalisten auf dem Leim gegangen, die ihm als Lobbyisten getarnt Geld für das Einbringen von Gesetzesvorschlägen anboten. Strasser zeigte sich interessiert, aktuell steht er deshalb wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit vor Gericht.
Ein weiterer prominenter Rücktritt folgte krankheitsbedingt im April 2011, Vizekanzler Josef Pröll legte alle politischen Ämter nieder. Auch Generalsekretär Fritz Kaltenegger verabschiedete sich kurz darauf aus der Politik.
Unter dem neuen Parteichef Michael Spindelegger verlies dann Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel die Polit-Bühne - er wolle Druck von der Partei nehmen, der im Zuge der Telekom-Affäre und Verfehlungen aus der schwarz-blau/orangen Regierungszeit entstanden war.
Nur wenige Tage später und nicht ganz überraschend nahm die als Wiener ÖVP-Chefin und Klubobfrau unglücklich agierende Christine Marek den Hut. Marek wechselte als Abgeordnete in den Nationalrat, wo sie den Sitz von Maria Rauch-Kallat übernahm, die nach Jahrzehnten in der Spitzenpolitik aus dieser freiwillig ausschied.
Ebenfalls auf Jahrzehnte im Dienst der ÖVP und Landespolitik zurückblicken konnte der Vorarlberger Herbert Sausgruber, als er im Oktober 2011 seinen Rückzug bekannt gab. Der zu diesem Zeitpunkt 65-Jährige begründete dies mit seiner mangelnden Leistungsfähigkeit.
Fritz Grillitsch legte dann im November seine Funktion als Bauernbund-Präsident sowie als Vizeklubchef der ÖVP im Parlament zurück. Er führte gesundheitliche Gründe ins Treffen.
Scheuch in der "Part-of-the-game"-Affäre
Spektakulär auch der Abgang von Josef Martinz. Am 16. Jänner diesen Jahres gab der ehemalige Kärntner VP-Chef sein Amt in der Kärntner Landesregierung ab, weil er bereits von der bevorstehenden Anklage in der Birnbacher-Affäre wusste. Vom Posten des Kärntner VP-Obmanns trat er aber erst zurück, nachdem er im Prozess illegale Parteienfinanzierung gestehen musste.
Seitens der FPK sorgte zuletzt der Abgang von Uwe Scheuch für Aufsehen. Die Karriere des Kärntner Politikers hatte mit der erstinstanzlichen Verurteilung in der "Part-of-the-game"-Affäre im August 2011 einen deutlichen Dämpfer bekommen. Obwohl er einen Rücktritt lange kategorisch ausgeschlossen hatte, gab er nach einem neuerlichen erstinstanzlichen Schuldspruch in der Affäre sowie dem Bekanntwerden neuer Ermittlungen wegen versuchter Geldwäsche im Zusammenhang mit der Causa Birnbacher klein bei und nahm im heurigen August seinen Hut.
(APA)
(Quelle: salzburg24)