Finanzskandal

Eduard Paulus weist Rathgeber-Vorwürfe zurück

Der entlassene Finanzleiter Eduard Paulus widerspricht der Kritik von Monika Rathgeber.
Veröffentlicht: 01. Februar 2013 18:29 Uhr
Der derzeit suspendierte Leiter der Salzburger Finanzabteilung, Eduard Paulus, hat am Freitagnachmittag als Zeuge vor Gericht die arbeitsrechtlichen Verfehlungen seiner ehemaligen Mitarbeiterin aufgelistet.
Andre Stadler

Monika Rathgeber hat sich seinen Aussagen zufolge mehrfach nicht mehr an klare Anweisungen gehalten und damit sein Vertrauen verloren.

"Hat Regeln missachtet"

Auffällig geworden sei die 41-Jährige erstmalig am 8. Mai 2012. Damals schloss sie trotz Protesten ihres Kollegen ein "Range Accrual-Swap" ab, obwohl laut Beschluss des Finanzbeirates keine solchen Geschäfte mehr erlaubt waren. "Sie hat dabei klar das Vier-Augen-Prinzip missachtet. Als ich sie zur Rede stellte, meinte sie, das Geschäft sei gut für das Land", sagte Paulus. Sie habe damals geantwortet, sie habe geglaubt, das Verbot beziehe sich nur auf Neugeschäfte, nicht auf die Verlängerung bestehender Swaps.

Nach Gesprächen mit dem Finanzbeirat wurde das Geschäft zwar nachträglich genehmigt. "Ich habe ihr dann einige Tage später aber schriftlich eine Klarstellung übermittelt: Einzelentscheidungen sind unzulässig und werden geahndet."

Schwieriges Verhältnis

Doch schon am 10. Juli beschwerte sich der Kollege erneut über Rathgeber. Mit den Worten "Jetzt spinnt sie völlig" sagte er Paulus, die Referatsleiterin habe erneut ein Range-Accrual-Geschäft abgeschlossen. "Das war für mich Anlass für eine Vertrauenskrise", so Paulus. Er forderte der Mitarbeiter auf, das Geschäft rückgängig zu machen. "Da wurde Rathgeber wütend, stampfte mit dem Fuß und verließ den Raum. Dann schickte sie eine Mail nach Frankfurt, um die Auflösung wieder zu stornieren."

Im Juli Vollmacht entzogen

Am 13. Juli habe es darum eine Meldung an die Personalabteilung geben. Als Konsequenz wurde ihr nach einer Finanzbeiratsitzung am 17. Juli auch die Vollmacht entzogen. In einem Protesttelefonat beschwerte sich Rathgeber auch bei Finanzreferent David Brenner (S). "Sie sagte, ihr könnt mir doch nicht mein Baby wegnehmen", so Paulus. "Sie war sehr betroffen, auch weil meiner Meinung nach die Arbeit ihr Hobby war. Ich kann mir bei ihr eine Überidentifikation mit dem Job vorstellen."

Am 19. Juli habe sie der Leiter der Personalabteilung, Gerhard Loidl, überzeugen können, für zwei Monate auf Urlaub zu gehen. "Doch nach dem Urlaubsrückkehr sind die Probleme weitergegangen", so Paulus. Und noch vor Ende ihres Urlaubs habe sie von ihrem privaten Email-Account die Kündigung eines Bankgeschäfts bestätigt. "Das war für mich ganz klar ein Verstoß gegen den Entzug der Bankenvollmacht."

Nur zwei Tage nach ihrer Rückkehr soll Rathgeber per Telefon auch jenem Mitarbeiter der Deutschen Bank (er wechselte später in die Finanzabteilung) schwere Vorwürfe gemacht haben, warum dieser hinter ihrem Rücken Geschäfte auflöse.

"Wie eine griechische Tragödie"

Dann erst begannen die Ereignisse wirklich aus dem Ruder zu laufen. "Das hat sich entwickelt wie eine griechische Tragödie", sagte Paulus. Der zum Land gewechselte neue Mitarbeiter meldete nach kurzer Zeit Unregelmäßigkeiten - und er sei am 15. Oktober zu Paulus gekommen, um 253 Derivat-Geschäfte zu melden, die alle dokumentiert und abgezeichnet waren, nicht aber in den regelmäßigen Berichten an die Deutsche Bank aufschienen. "Hätten wir das zum offiziellen Portfolio dazugerechnet, hätten wir die Richtlinien-Limits klar überschritten", so der derzeit suspendierte Leiter der Finanzabteilung.

Er habe Rathgeber immer als kompetente, fleißige, intelligente und ordentliche Mitarbeiterin geschätzt, "aber das war klar, dass es eine Lösung geben muss und wir sie im Amt versetzen müssen." Als Brenner im November aufgrund Medienberichten und einer Anfrage der Grünen schriftlich den Auftrag gegeben habe, eine völlige oder eine Teilauflösung des Derivatportfolios des Landes zu prüfen, habe Rathgeber hysterisch reagiert. Kurz darauf habe der neue Mitarbeiter den Verdacht geäußert, dass Wertpapier unzulässigerweise mit Krediten finanziert worden sein könnten.

Geständnis am 26. November

Dann berichtete Paulus von dem angeblichen Geständnis Rathgebers am 26. November im Büro von Brenner: "Sie sagte, sie hat schon immer mehr Geschäfte gemacht, als berichtet und hat zugegeben, die Rechenstelle in Frankfurt nicht korrekt informiert zu haben." Sie habe von einer großen Schieflage des Portfolios nach der Finanzkrise gesprochen und geschätzt, dass bei einer Auflösung ein Minus von 340 Mio. Euro sichtbar werden würde.

Am 5. Dezember - und keineswegs zuvor - habe er erstmals auch vom Vorwurf von Unterschriften- und Protokollmanipulationen erfahren, sagte Paulus. Er habe darauf am Folgetag von Brenner die Weisung erhalten, Rathgeber zu entlassen. Die Kündigung sei dann in seiner Anwesenheit am 7. Dezember von Personalabteilungsleiter Loidl am Telefon ausgesprochen worden.

Den Vorwurf, die Manipulationen der Protokolle des Finanzbeirats sei in seinem Wissen erfolgt, wies Paulus am Freitag scharf zurück. "Das ist eine absolute Unwahrheit."

(APA)

(Quelle: salzburg24)

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