Finanzskandal

Lukas vor U-Ausschuss: Schattenportfolio wurde mit Minus aufgelöst

Veröffentlicht: 03. April 2013 13:10 Uhr
Das Land Salzburg ist bei der Auflösung des sogenannten Schattenportfolios äußerst unprofessionell vorgegangen und hat - anders als bisher dargestellt - ein Minus eingefahren. Diese vernichtende Bilanz zog Univ.-Prof. Meinhard Lukas, der das Land bei der Aufarbeitung des Skandals als Experte unterstützt, am Mittwochvormittag bei seiner Befragung im U-Ausschuss.

Er hat eine gutachterliche Stellungnahme zur Auflösung von rund 250 Derivatgeschäften verfasst, die sich in dem davor nicht öffentlich bekannten Portfolio befanden.

Minus von 50 Mio. Euro

Bei der Auflösung der rund 250 Derivate erzielte das Land Salzburg im letzten Quartal 2012 Einnahmen von 550 Mio. Euro. Die Ausgaben dafür beliefen sich auf 600 Mio. Euro, berichtete Lukas. Daraus ergibt sich ein Minus von 50 Mio. Euro. Man müsse aber auch berücksichtigen, dass im Lauf der Zeit Einschüsse des Landes von 155 Mio. Euro geleistet wurden. Damit ergebe sich ein Saldo von 205 Mio. Euro, sagte Lukas. Eine endgültige Aussage über die Performance der Geschäfte lasse sich aber nicht treffen, dazu müsse man auch die Zinszahlungen berücksichtigen. "Meine Darstellung dient nur der Relativierung der Erlöse, sie ist aber nicht ausreichend, um die Performance abzubilden."

Auflösung ohne rechtliche Prüfung

Seine gutachterliche Stellungnahme sei "kein verlässliches Abbild der Wirklichkeit, aber die Bemühung, die Situation so gut wie möglich darzustellen", erläuterte Lukas. Keinen Zweifel ließ der Experte daran, dass das Land Salzburg im Herbst 2012 bei der Auflösung der Derivate die einfachsten Grundregeln der Sorgfalt vernachlässigt habe. Es habe keine valide Statusbewertung der Derivate und keine konkrete Abbaustrategie gegeben, kritisierte Lukas: "Das einzige Ziel war ein möglichst rascher Abbau." Außerdem seien Auflösungen ohne rechtliche Prüfung vorgenommen worden.

Kutschera ohne passende "Werkzeuge"

Derzeit würde jedes Einzelgeschäft vor der Auflösung von Experten bewertet, um einen fairen Auflösungspreis zu ermitteln. Dieser sei die Basis für die Verhandlungen mit den Banken. "All das ist im letzten Quartal 2012 nicht erfolgt", meinte Lukas. Der mit der Auflösung befasste Mitarbeiter Harald Kutschera habe "nicht im Ansatz die Werkzeuge und die Infrastruktur dazu gehabt". So stand ihm nicht einmal ein einfacher Bloomberg-Zugang zur Verfügung. "Man lässt sich damit auf Preise ein, die die andere Seite mehr oder minder diktieren kann", erklärte Lukas.

Auf die Frage, ob "diese kritikwürdige Gestion" negative Folgen für das Land habe, könne man keine seriöse Antwort geben, meinte der Experte. Es sei nicht auszuschließen, dass bei einer professionelleren Vorgangsweise die Geschäfte nicht auch aufgelöst worden wären.

Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, warum man am 15. Oktober ohne Statuserhebung, Bewertung und externe Unterstützung begonnen habe. Es sei ihm auch nicht klar, warum der Finanzbeirat bei der strategischen Ausrichtung des Abbaus nicht befasst worden sei. Selbst in der kurzen Zeit zwischen dem Beschluss am 15. Oktober und dem Beginn der tatsächlichen Auflösung Ende Oktober hätte eine erste Analyse mehr Klarheit gebracht.

Lukas kritisiert Dokumentation

Kritik äußerte Lukas auch an der Dokumentation. Das Nachvollziehen der Geschäfte mit Derivaten gleiche "einer Schnitzeljagd". Noch schlimmer sei es mit den Fremdwährungsgeschäften. "Die sind für mich nach wie vor eine Blackbox." Lukas äußerte auch den Verdacht, dass nachdem österreichische Banken 2010 bei Währungsspekulationen zurückhaltender wurden, mit Währungsgeschäften ins Ausland ausgewichen wurde. So verwies Lukas auf einen Swap bei der Royal Bank of Scotland. Dieser sei kein klassischer Swap, sondern diene offenbar dazu, Währungsspekulationen zu verbergen. Unter anderem wurde damit auf kasachische Tenge spekuliert. "Man muss schon die Frage stellen, warum verkauft eine Bank solche Produkte an das Land Salzburg", meinte Lukas.

Um "lupenreine Währungsspekulationen" handle es sich auch bei einer Vielzahl von Geschäften, die über Liechtenstein Global Trust (LGT) abgewickelt worden seien. Die Geschäftsbeziehung habe 2010 begonnen und nach dem Entzug der Vollmachten für Monika Rathgeber im Sommer 2012 geendet, berichtete Lukas. Die Bank hat vor kurzem den Geldwäscheverdacht erhoben. "Ich habe nicht den Eindruck, dass das von den österreichischen Behörden als heiße Spur gesehen wird", meinte der Jurist. (APA)

Bildergalerien

Bildergalerien

Bildergalerien

Bildergalerien

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken