Guths Idee, dem singenden und in die Geschichte verstrickten Cherubino einen stumm tanzenden Cherubin zur Seite zu stellen wirkt immer noch natürlich und logisch. Dieser Cherubin wird fehlen in den wohl kommenden Figaros auf den Opernbühnen des Landes. Darüber hinaus hat Guth der bereits in den vergangenen Jahren überzeugenden Choreographie von Ramses Sigl mehr Raum gegeben. Und auf der in geschmackvollem Landhausstil-Weiß gehaltenen Bühne von Christian Schmidt wird intensiv Oper gespielt und noch intensiver Oper gesungen.
Genia Kühmeier soll als erstes erwähnt werden, weil sie in ihrem Rollendebüt als "Gräfin" nicht nur überzeugte, sondern begeisterte. Das Piano der Salzburgerin ist innig, Ausdruck und Stimmbeherrschung sind in seltenem Einklang. "Graf" Simon Keenlyside überzeugte stimmlich und musikalisch, sogar in unglaublich sportlichen Nahkampf mit dem stummen Cherubin. Marlies Petersen gab eine nicht weniger gute "Susanna", blitz sauber, ausdrucksstark und kultiviert. Erwin Schrott in der Titelrolle agierte makellos und die Schwedin Katija Dragojevic spielte ihren "Cherubino" atemberaubend burschikos und klanglich warm und doch vital.
Das Orchestra of the Age of Enlightment unter Robin Ticciati ersetze die Wiener Philharmoniker und entschlackte so manche orchestrale Passage. Allerdings agierten die Gäste nicht so ausgeglichen wie ihre Vorgänger aus Wien, und es tönte gelegentlich ein wenig unruhig und gehetzt aus dem Graben. Trotz dieser kleinen Einschränkung: Ein Klasse-Start in den Salzburger Opern-Sommer. (APA)
(Quelle: salzburg24)