Seit 2002 waren es aber nicht weniger als vier künstlerische Leiter, die den Festspielen mal mehr, mal weniger ihren Stempel aufdrückten - und das nicht nur aus künstlerischer Sicht, wie derzeit etwa am Beispiel Alexander Pereira deutlich wird.
Festspiele wurden 1920 gegründet
Gegründet wurden die Salzburger Festspiele im Sommer 1920, die Geburtsstunde markierte die erste Aufführung des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal am 22. August unter der Regie von Max Reinhardt. Im Jahr darauf gab es erstmals Konzerte, 1922 gesellten sich Opern zum Programm. Nach dem ersten Hoch unter Reinhardt und Hofmannsthal in den folgenden Jahren wurde das Festival 1938 zunächst Propaganda-Instrument der Nazis, bevor es nach einer Reduktion 1944 gänzlich abgesagt wurde.
Bertolt Brecht als Intendant verwehrt
Die Jahre nach dem Krieg wurden einerseits von Künstlern wie Rolf Liebermann oder Wilhelm Furtwängler geprägt, andererseits blieb den Festspielen Bertolt Brecht als Intendant verwehrt: Die Berufung des deutschen Dramatikers scheiterte am Widerstand von Landeshauptmann Josef Klaus (V). So blieb es Karajan beschieden, eine neue Ära einzuleiten. 1956 wurde er Intendant, setzte sich 1960 mit dem Bau des Großen Festspielhauses ein Denkmal, gründete 1967 die Osterfestspiele und prägte bis zu seinem Tod 1989 die Festspiele durch autokratischen Führungsstil sowie höchster musikalischer Qualität.
Nachdem George Solti für den Festspielersommer 1989 interimistisch zuständig zeichnete, kam ab 1990 ein frischer Wind in die Stadt an der Salzach: Gerard Mortier öffnete das Festival für neue Strömungen und betonte das Sprechtheater stärker. Unter der Ägide des Belgiers war Hans Landesmann für die Konzerte zuständig, Peter Stein, Ivan Nagel und Frank Baumbauer nacheinander für das Schauspiel, wurde etwa die Halleiner Pernerinsel als zusätzliche Spielstätte gewonnen und versuchte man auch, jüngeres Publikum anzusprechen.
Peter Ruzicka im Mozartjahr
Einen prestigeträchtigen Zeitpunkt traf Mortiers Nachfolger Peter Ruzicka für seine Intendanz (2002 bis 2006), steuerte er die Festspiele doch durch das Mozartjahr 2006. Im Gegensatz zu seinem konfliktfreudigen Vorgänger zeichnete sich der Deutsche durch eine gewisse Zurückhaltung aus, setzte aber etwa mit dem Projekt "Mozart 22" - die erste zyklische Gesamtaufführung aller 22 Mozart-Opern - Maßstäbe. Neben Martin Kusej stand ihm auch Jürgen Flimm als Schauspielchef zur Seite und sollte ihn letztlich beerben. Flimm konnte in den Jahren 2007 und 2008 aber nur mäßig überzeugen, nach seiner zweiten Saison kündigte er seinen Abschied mit 2010 an.
Zu jener Zeit war Alexander Pereiras Engagement in Salzburg ab dem Sommer 2012 bereits fixiert, in die damit entstandene Lücke sprang wiederum kein gänzlicher "Neuer" in Salzburg: Martin Hinterhäuser war unter Flimm Konzertleiter und verantwortete die Festspiele 2011 interimistisch. Darauf folgte der Auftakt zu einem Dauerkonflikt, der die vergangenen Monate und Jahre bestimmen sollte: Pereira und das Festspielkuratorium waren sich bereits vor dessen erstem Sommer uneins über Wachstum und Budget. Während die eine Seite das Budget des Wiener Kulturmanagers beschnitt, drohte dieser mit Rücktritt.
"Stabilisierender Faktor" Pereira
Ein Spiel, das sich wiederholen sollte: Der "stabilisierende Faktor", als der Pereira bei seiner Bestellung 2009 von der damaligen Kuratoriumsvorsitzenden Wilhelmine Goldmann bezeichnet wurde, schien sich sukzessive aufzulösen. Und während sich Pereira beim höheren Budget für 2013 durchsetzte (64,3 statt 60 Mio. Euro), schloss das Kuratorium seinerseits eine Vertragsverlängerung nach 2016 aus. Weshalb sich Pereira nach eigenen Angaben gezwungen sah, sich wieder auf die Suche zu begeben. Diese war erfolgreich: Er wurde als neuer Intendant an die Mailänder Scala ab 2015 berufen.
Auf Pereira folgt Sven-Eric Bechtolf
Womit die Zeichen in den kommenden Jahre in Salzburg neuerlich auf Wechsel stehen: Den diesjährigen sowie den folgenden Festspielsommer wird Pereira noch verantworten, ab 2015 soll der jetzige Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf als künstlerischer Direktor einspringen, der nach eigenen Angaben die von Pereira bereits geplanten Programme umsetzen will: "Jetzt alles umzuschmeißen wäre eine Profilneurose, die ich nicht habe." Die Intendanz ab 2017 soll unverzüglich neu ausgeschrieben werden, eine Entscheidung will man bis Ende des Jahres treffen. Und der von vielen bereits als Wunschkandidat gehandelte Markus Hinterhäuser stünde dann wieder zur Verfügung. Zwar ist der Pianist und Kulturmanager ab 2014 für die Wiener Festwochen zuständig, sein bis 2016 laufender Vertrag in der Bundeshauptstadt ist allerdings (so hieß es jedenfalls bei seiner Bestellung) nicht verlängerbar.
Künstlerische Leiter der Salzburger Festspiele seit 1956:
1956 - 1989 Herbert von Karajan
1990 - 2001 Gerard Mortier
2002 - 2006 Peter Ruzicka
2007 - 2010 Jürgen Flimm
2011 Markus Hinterhäuser (interimistisch)
2012 - 2014 Alexander Pereira
2015 - 2016 Sven-Eric Bechtolf (interimistisch)
(APA)
(Quelle: salzburg24)