Eigentlich füllt sie zur Sommerzeit ganze Stadtplätze, in Salzburg präsentierte sich Elina Garanca am Samstag im intimen Rahmen - mit einem vormittägigen Liederabend. Die Lettin bewies dabei, dass sie auch die kleine Form auf höchstem Niveau beherrscht.
Oliver Klamminger
Lieder von Robert Schumann, Alban Berg und Richard Strauss bildeten ein stimmiges Programm, das im Haus für Mozart das Festspielpublikum zu Standing Ovations hinriss.Gleich im Schumann-Block zerstreuten sich Bedenken, ob Garancas Stimme durch die Babypause Schaden genommen haben könnte. Nach wie vor ist ihr Mezzosopran in allen Lagen ausgewogen, bewältigt sie auch Spitzentöne mühelos. Im Zyklus "Frauenliebe- und Leben" blieb vor allem dieses betörend zarte Piano in Erinnerung, das trotz Garancas perfekter Intonation Wärme und Gefühl besaß. Ihre darstellerische Qualität setzt Garanca im Lied-Kontext ganz gezielt ein, bricht das Verinnerlichte in den wenigen dramatischen Ausbrüchen auch mit kleinen, feinen Gesten - etwa wenn sie das Klaviernachspiel des tieftraurigen "Nun hast du mir den ersten Schmerz getan" mit einem aufgehellten Blick in die Ferne nachzeichnet.
Elina Garanca verzauberte das Publikum
Mit dem Wechsel vom schlichten, silbergrauen Kleid ins aparte Hellrosa vollzog Garanca auch einen vokalen Stimmungswechsel, ließ diese Musik in allen nur erdenklichen Klangfarben schillern - und eröffnete dem Hörer dank immenser Wortdeutlichkeit zudem die literarische Qualität der Lieder nach Texten von Kapazundern wie Hauptmann, Lenau oder Rilke. Auch Klavierbegleiter Roger Vignoles blühte förmlich auf, gestaltete seinen einmal impressionistischen, einmal modern-reduzierten Part brillant und doch dienlich.
"Schließe deine Augen und lächle"
Zuletzt meisterte das Zweiergespann auch sechs Lieder von Richard Strauss grandios, die junge Mutter gab "Meinem Kinde" noch eine spürbar sentimentale Note mit auf dem Weg. Das
Publikum erklatschte sich drei Zugaben, neben Strauss' "Zueignung" und "Morgen" ein Lied aus der Feder von Garancas Landsmann Emils Darzins. Titel: "Schließe deine Augen und lächle." Dieser Aufforderung waren viele das ganze Konzert über nachgekommen.