Salzburger Festspiele

"Romeo und Julia" und Liebe als Tod auf Raten

Wenig Publikum verfolgte das Liebesdrama im Republic.
Veröffentlicht: 12. August 2013 13:41 Uhr
Es geht um Liebe, Tod und Vergänglichkeit. Wie so oft im Theater. Diesmal wird holländisch geredet und getanzt. Kleine Kinder sind auch dabei. Der Regisseur stammt aus dem Irak und hat Shakespeare zum Ausgangspunkt seiner Reise durch die Wüste des Altwerdens verwendet. Die Zeit zehrt sogar die größte Liebe der Literaturgeschichte auf. Langsamer zwar, aber ebenso wirksam wie das Gift des Apothekers bei Shakespeare selbst. Die dritte Premiere des "Young Directors Project" (YDP) bei den Salzburger Festspielen fand am Sonntagabend vor bedauerlich wenigen Zuschauern im Republic statt.

Beim Meister aus England ist Romeo 18 und Julia 13 Jahre alt. Bei Mokhallad Rasem - dem aus dem Irak stammenden Regisseur dieser Produktion des Toneelhuis Antwerpen - sind je drei Romeos und Julias auf der Bühne. Einmal die Kinder, einmal ein jugendliches Paar als Tänzer, und einmal sind die Helden je 62 Jahre alt. Und alle sechs streiten, wer die echten Romeos und Julias sein dürfen.

Gasmasken bei "Romeo und Julia"

Gasmasken, ein UN-Landrover und Klassische Musik sind die Requisiten der ersten Szene. Später wird die Liebe vernichtet in einem bösen Streit um Gleichgültigkeit, Ekel und körperlichen Verfall. Am Ende gibt sich Mokhallad Rasem ein wenig versöhnlich. Abgeklärte Wohnmobil-Idylle, in der Opa dem Enkel Bilderbücher vorliest unter kuscheliger Decke. Dazu klingt "Ne me quitte pas" (Über.: Bitte geht nicht fort), dieses wunderbare Chanson von Jacques Brel, und stürzt die große Liebe in sprachloses Melancholie. Die Liebe stirbt auf Raten.

"Wenig Neues, aber gut formuliert"

Shakespeares Klassiker ist für diese Botschaft nur der Rahmen, nur äußere Handlungsebene, nur Symbol für das ganz große Gefühl. Rasem hätte seine Geschichte von emotionalem Verschleiß auch ohne Romeos und Julias erzählen können. Das hätte Pathos erspart, der in seiner kitschigen Variante ohnehin nur noch für Schokoriegel-Werbespots taugt. Formal aber gelingt den Gästen aus Antwerpen der Bruch von altbackender Theatralik zur Alltagssprache der Gegenwart recht gut. Sprachlich knallt das Vokabular geschmachteter Ewigkeit durchaus eindringlich und dramatisch auf das Geplauder des Altwerdens. Wenig Neues zu Shakespeare, aber ein paar gut formulierte Gedanken zum Faktor Zeit in scheinbar "zeitlosem" Umfeld der Liebe. (APA)

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(Quelle: salzburg24)

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