Am 24. Oktober – wenn sich der Nationalrat nach der Wahl neu konstituiert – endet die längste Legislaturperiode bisher. Sie hielt volle fünf Jahre, insgesamt 1.828 Tage, und war damit nur um einen Tag länger als die bisherige Rekordperiode. Das Gremium sorgt in seiner aktuellen Besetzung aber noch für weitere Rekorde: Neben dem höchsten Frauenanteil gibt es auch den höchsten Akademikeranteil bisher.
LÄNGER
Eher außergewöhnlich ist, dass die schwarz-grüne Regierung die volle Legislaturperiode von fünf Jahren gehalten hat. Der aktuelle Nationalrat ist damit - bis zur Konstituierung eines neuen am 24. Oktober - 1.828 Tage im Amt. Damit wurde auch die bisher längste Gesetzgebungsperiode, nämlich jene unter der Regierung Faymann I von 2008 bis 2013, um einen Tag überholt. Erst 2007 wurde die Dauer einer Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre verlängert.
PRODUKTIV
Beschlossen wurden in der Gesetzgebungsperiode so viele Gesetze wie zumindest seit den 1970er-Jahren nicht mehr, nämlich 933. Es gab laut Parlamentskorrespondenz 276 Plenarsitzungen, die insgesamt 1.399 Stunden und 12 Minuten (rund 58 Tage) dauerten. Zudem fanden 1.044 Ausschusssitzungen statt. 30,5 Prozent der Gesetze wurden einstimmig beschlossen. Mit 231 gab es die meisten Gesetzesbeschlüsse in der von der Coronapandemie geprägten Tagungsperiode 2020/21. An die Mitglieder der Bundesregierung wurden 19.452 schriftliche Anfragen gestellt, die meisten von der FPÖ.
BEWEGT
Dass der Nationalrat über fünf Jahre besteht, weist allerdings nicht auf eine politisch ruhige Zeit hin. Auf der Regierungsbank im Nationalrat war über die Jahre Platz für drei verschiedene Kanzler: Auf Sebastian Kurz folgte aufgrund einer Korruptionsaffäre Nun-Außenminister Alexander Schallenberg, danach Karl Nehammer (alle ÖVP). Ähnlich turbulent ging es allerdings schon in der vorangegangenen Periode zu, in der die Beamtenregierung unter Brigitte Bierlein nach einem Misstrauensvotum die Regierung Kurz I ablöste.
WEIBLICHER
Der Frauenanteil des Nationalrats entwickelt sich seit 40 Jahren stetig nach oben und ist derzeit an seinem Höhepunkt angekommen. 41 Prozent oder 75 von 183 Abgeordneten sind weiblich. Etwas weniger, nämlich 39,3 Prozent und damit 72 Frauen, waren es noch zu Beginn der Legislaturperiode, über die hinweg einige Abgeordnete ausgetauscht wurden. Über die Parität hinaus schießen nur die Grünen: 61,5 Prozent der Mitglieder ihres Klubs sind Frauen. Am anderen Ende findet sich die FPÖ mit einem Frauenanteil von 13,3 Prozent.
GEBILDETER
Ein weiteres Hoch gibt es bei der Akademikerquote: 53 Prozent oder 97 Abgeordnete haben einen akademischen Abschluss. In der Bevölkerung verfügen hingegen nur 21 Prozent über Bachelor, Master, Diplom oder einen Doktorabschluss. Im Nationalrat bewegt sich die Akademikerquote seit Mitte der 1980er-Jahre zwischen 40 und knapp über 50 Prozent, betrug zu Beginn der Zweiten Republik allerdings weniger als ein Viertel. Die höchste Akademikerquote haben derzeit die NEOS mit 73,3 Prozent, die niedrigste hat die SPÖ mit 45,0 Prozent.
IM MITTLEREN ALTER
51,4 Jahre alt sind die Abgeordneten im Durchschnitt. Damit weicht der aktuelle Nationalrat nicht von der Norm ab, bewegte sich das Durchschnittsalter doch immer zwischen 55,4 und 47,4 Jahren. Die ältesten Abgeordneten sitzen bei der SPÖ - sie sind im Schnitt 53 Jahre alt. Die Jüngsten finden sich bei den NEOS mit im Schnitt 46,1 Jahren. Der älteste Abgeordnete im Nationalrat ist am Ende der aktuellen Periode übrigens ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner mit 71 Jahren, der jüngste NEOS-Jugendsprecher Yannick Shetty mit 29 Jahren.
LANGGEDIENT
Den frühesten Amtsantritt hatte die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), die 1990 erstmals Mandatarin wurde. Sie unterbrach ihre Zeit im Nationalrat dreimal, wird nach der Wahl aber als Listenerste der Wiener SPÖ sofort wieder einziehen. Ausscheiden werden hingegen einige langgediente Abgeordnete: Etwa der aktuell mit 30 Jahren am längsten im Nationalrat vertretene Karlheinz Kopf sowie Hermann Gahr, Nikolaus Prinz (alle ÖVP) und Andrea Kuntzl (SPÖ), die seit 1999 ununterbrochen dabei sind. Die durchschnittlich längste Amtsdauer haben FPÖ-Abgeordnete mit 10,3 Jahren. Die Kürzeste findet sich bei den Grünen, die 2017 aus dem Nationalrat flogen: Im Schnitt sind ihre Abgeordneten seit fünf Jahren im Amt.
Zahlen im Überblick
Aktuelle Klubs: ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne, NEOS
Meiste Klubs: 2013 bis 2017, Sechs: SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, Team Stronach, NEOS
Aktuelle und längste Periode: 2019 bis 2024, 1.828 Tage, 5,0 Jahre (bis zur Konstituierung)
Kürzeste Periode:1994 bis 1995, 434 Tage, 1,2 Jahre
Durchschnittliche Amtsdauer in den Klubs: FPÖ: 10,3 Jahre, SPÖ: 10,1 Jahre, ÖVP: 9,2 Jahre, NEOS: 6,6 Jahre, Grüne: 5,0 Jahre
Längst dienende Abgeordnete: Aktuell: Karlheinz Kopf (ÖVP), 10.944 Tage, 30,0 Jahre (bis zur Konstituierung), seit 1994, Historisch: Josef Cap (SPÖ) und Jakob Auer (ÖVP), 12.593 Tage, 34,5 Jahre, 1983 bis 2017
Kürzest dienende Abgeordnete: Paul Rübig (ÖVP) und Klaus Lukas (FPÖ) wurden wenige Stunden nach der Angelobung am 15.1.1996 zu EU-Parlamentariern gewählt
Frauenanteil: Aktuell: 41,0 Prozent (75 von 183), höchster Frauenanteil bisher Niedrigster: 4,9 Prozent (1970, 8 von 165)
Frauenanteile der Klubs: Grüne: 61,5 Prozent (16 von 26), SPÖ: 47,5 Prozent (19 von 40), NEOS: 46,7 Prozent (7 von 15), ÖVP: 39,4 Prozent (28 von 71), FPÖ: 13,3 Prozent (4 von 30)
Jüngste Abgeordnete: Aktuell: Yannick Shetty (NEOS), 29,4 Jahre, Historisch: Silvia Fuhrmann (ÖVP), bei Angelobung 2002: 21,5 Jahre
Älteste Abgeordnete: Aktuell: Rudolf Taschner (ÖVP), 71,5 Jahre, Historisch: Frank Stronach (Team Stronach), 2014: 81,4 Jahre
Durchschnittsalter: Aktuell: 51,4 Jahre, Höchstes: 55,4 Jahre (1962), Niedrigstes: 47,4 Jahre (1990)
Durchschnittsalter der Klubs: SPÖ: 53,0 Jahre, ÖVP: 52,9 Jahre, FPÖ: 52,1 Jahre, Grüne: 47,6 Jahre, NEOS: 46,1 Jahre
Akademikerquote: Aktuell: 53 Prozent (97 von 183), höchste Akademikerquote bisher, Niedrigste: 21,2 Prozent (1945)
Akademikerquote der Klubs: NEOS: 73,3 Prozent (11 von 15), Grüne: 69,2 Prozent (18 von 26), FPÖ: 50,0 Prozent (15 von 30), ÖVP: 49,3 Prozent (35 von 71), SPÖ: 45,0 Prozent (18 von 40)
(Quelle: apa)