Seine Präsenz in der Politik hat in den letzten Jahren allerdings sichtlich abgenommen: Karl Schnell konzentrierte sich vor allem auf seinen Beruf als Landarzt in Saalbach-Hinterglemm im Salzburger Pinzgau und erweckte zuletzt immer mehr den Eindruck eines Nebenerwerbspolitikers.
Karl Schnell: Routiniert und erfahren
Das funktioniert, weil ihm ein eingespieltes Berater-Team im Landtagsklub und in der Parteizentrale viel Arbeit abnimmt und den Rücken frei hält. Meldet er sich dann im Landtag zu Wort, gehört er zweifelsohne zu den Profis seines Fachs: routiniert, erfahren und rhetorisch gut, wenngleich seine Themen in die Jahre gekommen sind.
Seit über einem Jahrzehnt kündigt der Parteichef auch eine Verjüngung seiner Fraktion zur jeweils nächsten Landtagswahl an, passiert ist bisher aber nichts. Gibt es den vielversprechenden Nachwuchs von dem Schnell spricht, gar nicht? Oder hat er Angst vor aufstrebenden Emporkömmlingen? Ein Blick in seine Polit-Biografie lässt dies durchaus vermuten, denn nicht wenige seiner "besten Freunde" sind ihm Lauf der Jahre von Bord gegangen, und das nicht immer freiwillig.
Politische Achterbahnfahrt
Der Allgemeinmediziner blickt auf eine bewegte Polit-Karriere zurück. Einem politischen Senkrechtstart folgte 1997 erstmals der tiefe Sturz, als ihn SPÖ und ÖVP durch einen Misstrauensantrag aus der Landesregierung wählten. Seither schiffte er mit seiner Landesorganisation durch alle Höhen und Tiefen der FPÖ.
1991 holte Jörg Haider seinen Wahlkampf-Hubschrauberpiloten - Schnell besitzt den Berufspilotenschein und fliegt auch heute noch regelmäßig - gleich als Generalsekretär an die Spitze der Bundespartei. Als 1992 die Salzburger Freiheitlichen auf Geheiß Haiders ihren zu "zahmen" Landesparteiobmann und Landesrat Volker Winkler abmontierten, war Schnell als Nachfolger zur Stelle.
Schnell in der Oppositionspolitik
Es folgten fünf Jahre Oppositionspolitik auf der Regierungsbank. Schnells nachhaltigster Erfolg war dabei ein Ungewollter: Die Abschaffung des Regierungsproporzes. Ausschlaggebend dafür war die sogenannte "Datenklau-Affäre". FPÖ-Mitarbeiter (die vor Gericht später vom illegalen Zugriff auf Daten freigesprochen wurden) wollen damals durch eine Computerpanne an eine vertrauliche Liste mit geplanten Postenbesetzungen gekommen sein. Schnell prangerte daraufhin lautstark den Postenschacher zwischen ÖVP und SPÖ an. Das führte zu einem Misstrauensvotum, seiner Abwahl als Landesrat und zur Einführung des Mehrheitssystems bei der Regierungsbildung. So richtig verdaut haben dürfte Schnell seinen Sturz von der Regierungsbank bis heute nicht: Bei jeder Gelegenheit erinnert er an seine Ablöse damals.
In der FPÖ führten die folgenden Personalrochaden zu einem harten internen Machtkampf. Schnell fühlte sich von Haider nicht ausreichend unterstützt, warf das Handtuch und attestierte dem Parteichef Führungsschwäche - woraufhin Haider die Absetzung sämtlicher Funktionäre der Salzburger FPÖ verfügte. Der späteren Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, die den Gewaltakt vollzog, verpasste Schnell den Spitznamen "Königskobra". Ein öffentlicher Kniefall vor Haider rettete ihm dann seinen Platz an der Salzburger FP-Spitze.
Der "Lump"-Sager
Die Wähler ließen die Turbulenzen in der FPÖ aber offenbar kalt: 1999 fuhr Schnell das historisch beste Ergebnis ein. Im Jahr darauf sorgte er allerdings für Schlagzeilen, als er den damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil indirekt einen "Lump" nannte und 7.267 Euro Strafe zahlen musste. Eine schwere Schlappe bescherte Schnell die Landtagswahl 2004: Die blauen Wähler liefen in Scharen zur SPÖ mit ihrer vielversprechenden Gabi Burgstaller über. Die kurz vor der Spaltung stehende FPÖ stürzte auf 8,69 Prozent ab - das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Schnell blieb trotz der Niederlage im Amt, fünf Jahre später erzielten die Blauen zumindest wieder 13 Prozent.
Karl Schnell wurde am 7. April 1954 in Flachau (Pongau) geboren und wuchs in Bruck an der Glocknerstraße auf. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Zell am See begann er 1973 in Wien das Medizin-Studium, das er 1980 abschloss. 1981 wurde er im Krankenhaus Zell am See Turnusarzt. Ab 1985 war er praktischer Arzt in Saalbach-Hinterglemm. Als er 1992 in die Salzburger Landesregierung berufen wurde, gab Schnell seine eigene Praxis wieder auf, eröffnete diese aber 2006 wieder. Schnell ist verheiratet und hat drei Kinder. (APA)
Bildergalerien
(Quelle: salzburg24)