Salzburger Landtagswahl

Wilfried Haslauer: Der Junior-Partner will den Chefsessel erklimmen

Wilfried Haslauer will Landeshauptmann werden.
Veröffentlicht: 29. März 2013 09:21 Uhr
Neun lange Jahre hat er sich mit der Rolle des Junior-Partners zufriedengeben müssen, nach Ausbruch des Finanzskandals hat er Beute gewittert: Salzburgs ÖVP-Chef Wilfried Haslauer will Landeshauptmann werden.

Für dieses Ziel hat er nicht nur seinen Ruf als Sachpolitiker fernab jeglichen Populismus ramponiert, sondern seine Politkarriere als Ganzes in die Waagschale geworfen: Gewinnt er die Wahl nicht, verlässt er die Politik. Wenngleich er im Falle einer neuerlichen Niederlage 2014 wohl ohnedies abgetreten wäre.

Haslauer: "Politik soll langfristig denken"

Seit seinem Einstieg in die Politik hat der Sohn des gleichnamigen früheren Landeshauptmanns (1977-1989) wiederholt - auch in den eigenen Reihen - eingemahnt, die Politik solle nicht nur auf die nächsten Wahlen schielen, sondern langfristig denken und entscheiden. Und gerade in dieser Frage hat er seine Glaubwürdigkeit nun in kurzer Zeit verspielt. Zuerst wollte er die Entscheidung über ein umstrittenes Kraftwerksprojekt im Salzburger Lungau hinter den nächsten Wahltermin verschieben, kurz darauf brach er wegen des Finanzskandals die Neuwahl vom Zaun. Plötzlich standen Parteitaktik und Populismus bei dem mitunter etwas bieder wirkenden Wilfried Haslauer über allem.

Der rhetorisch versierte Rechtsanwalt schlug auf einmal Töne an, die man von ihm so nicht gewohnt war: So schimpfte er den langjährigen Koalitionspartner SPÖ öffentlich eine "Bande", mit der er nichts mehr zu tun haben wolle. Wiederholt hängte er der "Burgstaller-SPÖ" die alleinige Verantwortung für den Finanzskandal um und gab sich als Unwissender, obwohl er in derselben Landesregierung sitzt. Und er musste sich die Kritik gefallen lassen, dass manche Entscheidungen der ÖVP zuletzt nur deshalb so ausfielen, um dem ehemaligen Regierungspartner eines auszuwischen.

2004 in Politik eingestiegen

Seine Einstieg in die Politik kurz vor der Wahl 2004 als "Halbzeitlösung" und designierter Nachfolger des damaligen Landeshauptmann Franz Schausbergers (V) war zweifelsohne eine große Herausforderung. Die Volkspartei verlor den Landeshauptmann-Sessel (der seit dem Zweiten Weltkrieg ohne Unterbrechung gehalten worden war) an die SPÖ - eine Situation, mit der die Partei erst einmal umgehen lernen musste. Gabi Burgstaller (S) vermittelte den Salzburgern Aufbruchstimmung, die Sehnsucht nach frischem Wind und Veränderung war damals groß. Da hatte der Rechtsanwalt mit klar deklarierter konservativer Weltanschauung und seinem elitären Politikverständnis das Nachsehen.

Sympathiewerte gegenüber SPÖ bescheiden

Und weil er der SPÖ-Politikerin bei den Sympathiewerten in den Folgejahren nicht das Wasser reichen konnte, ließ Haslauer bald keine Gelegenheit mehr aus, auf den vermeintlichen Unterschied zwischen ihm und Burgstaller hinzuweisen: Die Landeshauptfrau vermittle bloß Sympathie und sei für die Verpackung verantwortlich, während er der "Arbeiter" in der Regierung sei, der anpacke und Probleme löse, also der Mann der Inhalte.

Haslauer ein Sachpolitiker

Seinem Ruf als Sachpolitiker wurde er lange gerecht. Zu Beginn seiner Regierungstätigkeit erarbeitete Haslauer in seinen Ressorts Masterpläne, die zur Richtschnur für die einzelnen Entscheidungen wurden. Erkennbar wurden diese, als sie mit Inhalten gefüllt wurden. Etwas, als ausgerechnet das Wirtschaftsressort das Jazzfestival Saalfelden vor dem Aus rettete oder ein WTA-Tennisturnier in Bad Gastein aus der Taufe hob, weil der Masterplan eben eine Stärkung der Regionen vorsah.

Gelungen ist es Haslauer zweifelsohne, die bei seinem Antritt stark gespaltene Salzburger Volkspartei wieder zu einen. Und auch in der Bundespartei konnte er sich zuletzt durchaus Gehör verschaffen, etwa mit seinem Vorschlag zum Ausbau der Neuen Mittelschule, der letztlich von der ÖVP übernommen wurde. Oder in der Frage der Wehrpflicht, in der Haslauer früh eine Volksabstimmung forderte. Bei der Regierungsbildung vor eineinhalb Jahren wollte ihn Vizekanzler Michael Spindelegger als Justizminister nach Wien holen, doch der Salzburger winkte ab.

Haslauer ist am 3. Mai 1956 geboren. In der Partei galt er schon viele Jahre als Personalreserve, er hielt sich allerdings lange aus der Parteipolitik heraus und startet nach seinem Jus-Studium in Salzburg und Wien 1985 eine Anwaltskanzlei, die er zuletzt gemeinsam mit vier Partner betrieb. Als Kurator im ÖVP-Thinktank "Seebrunner Kreis" und als Präsident der nach seinem Vater benannten "Wilfried-Haslauer-Bibliothek" war er in der ÖVP aber bestens vernetzt. Haslauer lebt nach zwei Ehen in einer Partnerschaft und hat vier Kinder. (APA)

(Quelle: salzburg24)

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